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FODN - 60/02/2015

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UMWELT & NATUR

bei niederschlagsfreiem Wetter täglich

starken Schwankungen unterworfen

(Schnee und Eisschmelze, Abbildung 1).

(2) Aufgrund der großen Höhenstre-

ckung des Einzugsgebietes führt der

Teischnitzbach vom Spätherbst bis ins

Frühjahr sehr wenig Wasser. Hohe som-

merliche Abflüsse gibt es höchstens von

Mai bis September (Abbildung. 1).

(3) Die Pegelmessungen geben Auf-

schluss über das Abflussgeschehen des

Teischnitzbaches wie Niedrigwasser-

führung, mittlere Wasserführung in

einzelnen Monaten oder im Jahr, Hoch-

wasserführung (Tabelle 1).

Mit Hilfe dieser Angaben können

nicht nur Wasserbenutzungsanlagen

(Kraftwerke,

Beschneiungsteiche,

Schutzbauten) effizienter geplant wer-

den, sondern es kann auch das natür-

liche Wasserdargebot in Abhängigkeit

von Höhenlage, Niederschlagsdargebot,

Geologie, Vergletscherung usw. ermit-

telt werden.

Das ausgewertete Datenmaterial dient

als Grundlage für Niedrigwasseranaly-

sen ebenso wie für Hochwasserstatisti-

ken. Die Abbildung 2 enthält die Jah-

reshöchstabflüsse am Pegel von 1951

bis 2014. Mit Hilfe von extremwertsta-

tistischen Auswertungen können z.B.

Hochwasserabflüsse von bestimmter

Wiederkehrzeit abgeschätzt werden

(100jährliches Hochwasser), auf welche

Hochwasserschutzbauten dimensioniert

sein müssen.

Diese Kennzahlen sind für Sachver-

ständige im naturschutzrechtlichen Ver-

fahren ebenso wichtig wie in wasser-

rechtlichen Belangen.

Auch Auswirkungen des Klimawan-

dels auf den Wasserhaushalt können

damit erkannt und zahlenmäßig be-

schrieben werden, wie vermehrtes Ab-

schmelzen der Gletscher, Veränderun-

gen im Niederschlagsdargebot, zeitliche

Verschiebung der Wasserführung usw.

(4) An ausgewählten Pegelstellen wie

an Drau und Isel, jedoch nicht am

Teischnitzbach, werden auch Schweb-

stoff- und Geschiebemessungen konti-

nuierlich durchgeführt. Die Feststoff-

führung in den Gewässern kann auch

das Zurückweichen des Permafrosts im

Hochgebirge dokumentieren, wenn der

„Alleskleber EIS“ schmilzt und lose

Felsstücke vom Hochwasser abtrans-

portiert werden.

(5) So wie am Pegel vom Wasserstand

auf den Abfluss geschlossen werden

kann, ist es möglich, in anderen Ge-

rinneabschnitten abseits der Pegelstelle

von der Wasserführung auf Wasser-

stands-änderungen zu schließen. (Wie

hoch steigt das Wasser im Hochwasser-

fall?)

(6) Wassertemperaturen können für

Fragen der Biologie ebenso interessant

sein wie für die Nachweisbarkeit des

Klimawandels oder für die Verfüg-

barkeit von Wasser einer bestimmten

Temperatur und Menge (Kühlzwecke,

Beschneiung). Die Tabelle 2 enthält

die charakteristischen Wassertempe-

raturen für jeden Kalender-Monat aus

dem Messzeitraum 2011 bis 2014 am

Teischnitzbach.

(7) Der Hydrographische Dienst

kann nicht an jedem Gewässer einen

Pegel betreiben, das ist nicht leistbar!

Aber charakteristische Kennzahlen wie

Hochwasserspende, Hochwasseranlauf-

zeit, Abflussbereitschaft, Niedrigwas-

serführung u.dgl. können im Zuge von

Regionalisierungsverfahren auf unbe-

obachtete Einzugsgebiete übertragen

werden, wenn die Randbedingungen

berücksichtigt werden. Dazu gehören:

Wassertemperatur Reihe 2011 - 2014

Monat

Jan.

Feb.

März April

Mai

Juni

Juli

August Sept.

Okt.

Nov.

Dez.

niederste 0,0 0,0,0 0,0 0,0 0,5 2,1 2,3 3,0 0,7 0,0 0,0 0,0

miƩlere 0,8 0,9 1,6 2,8 4,1 6,2 7,9 8,5 8,9 4,3 2,1 0,8

höchste 2,0 2,0 5,1 7,9 11,8 14,0 14,6 14,8 13,7 12,1 5,9 3,7

Min. Wert 0,0°C am 03. Jänner 2011

Max. Wert 14,8°C am 22. August 2011

Abbildung 2: Das Hochwasserkollektiv des Teischnitzbaches von 1951 bis 2014

Tabelle 2:Die Wassertemperaturen des Teischnitzbaches am Pegel Spöttling in den

einzelnen Monaten.

Höhenlage, Vergletscherung, Expositi-

on, Niederschlagsdargebot, Bodenbede-

ckung, Geologie usw.

(8) Der Pegel signalisiert eine sich

entwickelnde Hochwassergefahr. Die

Alarmauslösung erfolgt automatisiert.

Die Alarmkette ist straff gespannt.

Kurzum: Für Fragen, die in der Zu-

kunft gestellt werden, müssen heute die

Antworten (durch Messergebnisse) vor-

bereitet werden.

Zur Dokumentation von Veränderun-

gen wie sie durch menschliche Eingriffe

(Wasserentnahmen,

Restwassererfor-

dernisse) oder durch natürliche Schwan-

kungen hervorgerufen werden, ist es

jedoch erforderlich, solche Messstellen

auf lange Sicht zu betreiben, bestmög-

lich zu warten und Langzeit-Messrei-

hen zu erzeugen, die auch schleichende

Veränderungen im Wasserkreislauf be-

legen können.

Anschrift des Verfassers:

Dr. Wolfgang Gattermayr

Gießenweg 34A

6410 Telfs