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FODN - 71/01/2019

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LANDWIRTSCHAFT & TOURISMUS

nen mit ihren Partnern in Großdorf und

Gwabl. Für Ann und Josef stellte sich

nie die Entscheidung, dass Ann nach

der Geburt der Kinder wieder in ihren

alten Beruf einsteigen sollte, denn sie

wollte sich zu 100% am Hof, in der Pri-

vatzimmervermietung und vor allem in

der Erziehung ihrer Kinder einbringen.

Zu dem Zeitpunkt als Ann nach Kals

kam, lebten beim Pahl- wie man so

schön sagt- "Alle unter einem Dach",

denn es waren ja auch noch die jüngeren

Geschwister von Sepp mehr oder weni-

ger daheim wohnhaft, aber Ann war die

Großfamilie schon aus den vielen Ur-

lauben gewöhnt und konnte sich schnell

einfügen. Es gab ja viel zu lernen; die

deutsche Sprache beherrschte sie zwar

holprig, aber der Dialekt war dann doch

noch einmal eine andere Herausforde-

rung. Und auch in Landwirtschaft und

Küche war vieles neu für die junge Bäu-

erin. Doch ihre Schwiegermama Moni-

ka brachte ihr viel bei und auch die Ost-

tiroler Spezialitäten und das Brotbacken

lernte sie von ihr. Irgendwann vor über

15 Jahren löste sie die jetzt 92-Jährige

darin ab. Der Brotbackofen, den die

Schwiegermama einst zum 65. Geburts-

tag geschenkt bekommen hat, ist bei

Ann öfters pro Monat in Gebrauch- Vie-

le schätzen ihr bekömmliches Bauern-

brot, das es auch im Handwerksladen in

Kals zu kaufen gibt.

Natürlich versorgt sie auch die Gäste

mit eigenem Brot und Produkten, wenn

es möglich ist. Zusammen stellen Georg

und Ann auch Speck und Würste für den

Eigenbedarf her. Das Fleischverarbeiten

sowie das Bauernkrapfen-Backen hat

Ann in Kursen des lFi gelernt. Für die

Privatzimmervermietung mit einer Fe-

rienwohnung und drei Zimmern mit

Dusche und WC hat sie sich auch Basis-

kenntnisse der EDV aneignen müssen,

denn ohne das geht es heute in der Zim-

mervermietung nicht mehr. Doch die

flämisch sprechende Gastgeberin hat

natürlich speziell bei belgischen Gästen

einen Vertrauensvorsprung und Ann

wiederum freut sich über Mitbringsel

aus der Heimat und schätzt die Unter-

haltungen in der Muttersprache.

Nach Belgien fährt sie schon mindes-

tens einmal im Jahr um die Eltern, Ge-

schwister und Freunde zu besuchen aber

später, wenn sie denn wirklich etwas

mehr Zeit hat, möchte Sie auch noch

gerne Norwegen und Schottland berei-

sen. Noch ist sie ziemlich eingeteilt mit

der Arbeit am Hof und der Vermietung,

außerdem engagiert sich Ann seit fast

zwanzig Jahren im Pfarrgemeinderat

Kals.

Seit 2014 leitet Georg, die Geschicke

des Hofs. Er bewirtschaftet die Land-

wirtschaft mit 24 Rindern, davon 8

Milchkühe, zwei Schweinen, den rund

11 ha Grünland, 6 ha Bergwiesen, 21

ha Wald und 60 ha Alm im Vollerwerb.

Außerdem ist er Obmann der Agrarge-

meinschaft Pahlberg, betreut dort im

Sommer 63 Stück Jungvieh und führt

Milchkontrollmessungen durch. Sein

Bruder Stefan ist im Sommer Melker im

Gemeinschaftsstall.

Bei Arbeitsspitzen im Sommer helfen

alle zusammen; die schwere Krankheit

von Sepp hat die Familie noch mehr

zusammengeschweißt und gemeinsam

lässt sich diese traurige Zeit nach dem

Tod vom Pahl Sepp, der am 16. August

2018 verstarb etwas leichter ertragen.

Auch wenn es jetzt noch oft schwer für

alle ist, so zeugt doch schon das erste

Enkelkind davon, dass alles irgendwie

weitergeht und schürt die Zuversicht,

dass auch am Pahlhof bald neuer Wind

in die Segel kommt. Ann ist jedenfalls

bereit, wie sie augenzwinkernd sagt und

egal, wie die Pläne der künftigen Gene-

ration sind- sie wird sie unterstützen

und tut sich nicht schwer, die Dinge aus

verschiedenen Blickwinkel zu betrach-

ten; wie sich selber; als Einheimische

und mit diesem klein wenig anderen,

aufmerksameren Blick von außen, den

man als Gast mitbringt- als Gast, der

einheimisch wurde!

Ich danke der Familie Groder herzlich

für die nette Aufnahme am Pahlhof und

wünsche Ihnen Alles Gute!

Und in eigener Sache würde ich noch

gerne anmerken, dass ich mich freuen

würde, wenn es Vorschläge von Lesern

gibt, deren Höfe ich auch gerne im Fodn

vorstellen darf- denn es ist eine schöne

Gelegenheit mit Zufriedenheit zurück-

zublicken oder damit Dankbarkeit an

Generationen vor uns auszudrücken.

Also; überlegt es euch :-)

Ann mit ihrer Enkelin Emilia, der Brotbackofen ist bei Ann öfters pro Monat in Gebrauch

Seit 2014 leitet Georg, die Geschicke des Hofs