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Dorfleben – Menschen
Virger
Zeitung
Diese Zeit, sie dauerte bis zum 18.
Lebensjahr, war geprägt von harter
Arbeit, keinerlei Liebe und Für-
sorge und furchtbarem Heimweh.
Als Achtzehnjährige verließ sie den
Bauernhof, um heim zu ihrer nun-
mehr kranken Mutter zu gehen
und diese zu pflegen. Nebenher ar-
beitete sie in einer Fabrik und bei
einem Bauern als Magd in Inns-
bruck-Amras.
Mit 20 Jahren kam sie schließlich
als Wirtschafterin zum „Franl“
nach Virgen. Sie verliebte sich in
Johann, den Sohn des Altbauern.
Gewohnt wurde in Virgen, die
Landwirtschaft befand sich aber in
Mitteldorf. Die ersten Jahre in der
neuen Heimat waren für die
„Altwerden ist wie auf einen Berg stei-
gen. Je höher man kommt, desto mehr
Kräfte sind verbraucht, aber umso wei-
ter sieht man.“ Ingmar Bergman
Marianne Resinger, geborene Fam-
bri, erblickte am 12. Jänner 1913,
also eineinhalb Jahre vor Ausbruch
des Ersten Weltkrieges, als ältestes
von neun Kindern in Innsbruck das
Licht der Welt. Ihr Vater, ein Kunst-
und Dekorationsmaler, starb sehr
früh. Die Mutter, Krankenschwester
von Beruf, arbeitete daher sehr viel
und ihr blieb nichts anderes über,
als die damals achtjährige Marianne
zu Bauern nach Dölsach zu geben.
Damals war sie zum ersten Mal in
Osttirol. Zwei Jahre dauerte dieser
Aufenthalt, über den sie zeitlebens
nicht gerne sprach. Gemeinsam mit
einem ihrer Brüder, der ebenfalls
bei einem Bauern in Dölsach als
Arbeitskraft beschäftigt war, gelang
ihr die Flucht nach Hause. Zu Fuß
führte die beiden die beschwerliche
Reise über den Tauern bis nach
Kitzbühel. Nach kurzem Aufenthalt
bei der Mutter in Innsbruck kam sie
schließlich zu Bauersleuten nach
Brixlegg.
altwerden ist wie auf
einen berg steigen
ÄLTESTE OSTTIROLERIN VERSTORBEN
marianne mit 104 jahren auf der Zunig alm.
marianne resinger, vlg. „schusterboa mame“ aus
mitteldorf war die älteste osttirolerin. sie verstarb
am 2. jänner im 106. lebensjahr.