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Dorfleben – Menschen

Virger

Zeitung

Später in ihrer Jugend hat sich

Anna viel um alte und kranke

Nachbarn gekümmert, auch als

Entbindungshelferin wurde sie ge-

rufen, da Männer früher nicht

dabei sein durften. Nachher hat sie

die Wöchnerin gepflegt und den

Haushalt geführt, bis die Frau wie-

der selber dazu in der Lage war.

Zwei Jahre vor ihrer Heirat hat die

rüstige Virgerin bei Dr. Winkler in

Matrei gearbeitet und dort das

erste Mal in ihrem Leben einen

richtigen Lohn erhalten. Sie war

dort für alles zuständig, sie hat den

Haushalt geführt, hat in der Ordi-

nation mitgeholfen, schlussendlich

sogar Spritzen gegeben, Einläufe

gemacht und Bandagen angelegt.

Mit 25 Jahren hat sie dann ihren

Gatten Josef, den „Jaggla Josl“, ge-

heiratet und ist zu ihm nach Göri-

ach gezogen.

„Wir durften erst heira-

ten, sobald wir unsere Komma einge-

richtet hatten“,

schmunzelt Anna.

Das arbeitsreiche Leben ging auch

beim Jaggla weiter – es gab viel zu

tun am Hof, im Stall und im Haus.

Anna hat sechs Kinder zur Welt ge-

bracht, fünf davon zu Hause.

„Das

Krankenhaus war zu dieser Zeit selbst

zu bezahlen“,

erklärt Anna.

„Nach

dem vierten Kind haben wir die erste

Waschmaschine gekauft, vorher wurde

die Wäsche im Kessel ausgekocht und

im Brunnen vor der Tür ausgewa-

schen“,

erinnert sich Anna an die

Erleichterung, die eine Waschma-

schine mit sich gebracht hatte.

maria raffler, vlg. „rössa“.

um die Kinderbetreuung etwas zu erleichtern, bekam nanne einen Ziehwagen.

in tracht auf demweg zur Prozession.

Im Jahr 1974 hatte ihr Mann Josl

einen schweren Herzinfarkt, von

dem er sich nie mehr richtig erholt

hat. Somit musste Anna noch zu-

sätzliche Arbeit übernehmen. Zum

Glück bekam sie Hilfe von ihren

Verwandten, worüber sie noch

heute dankbar ist.

„Vor allem mein

Schwager Valentin, der ledig war, hat

mir viel geholfen.“

Ihr Gatte verstarb

im Jahr 2001 mit 79 Jahren. In der

Zwischenzeit hatte bereits Sohn

Alfons den Hof übernommen und

mit seiner Gattin Annelies eine

Familie gegründet. Anna wohnt

mit ihnen gemeinsam am Hof und

erfreut sich noch guter Gesund-

heit.

Obwohl die rüstige 89-Jährige auf

ein entbehrungs- und arbeitsrei-

ches Leben zurückblickt, hat sie

ihre Lebensfreude und ihren Sinn

für Humor nicht verloren. Auch

den neuen Medien ist sie durchaus

aufgeschlossen. Anna informiert

sich übers Internet und kommuni-

ziert mit ihren Kindern auch via

E-Mail. Zudem bringen die neun

Enkelkinder und mittlerweile drei

Urenkel Freude und Kurzweil in

ihr Leben.