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‘s Blatt‘l
Dezember 2017
In der belgischen Hauptstadt gibt
es ein Lokal, das fast 2500 verschie-
dene Biersorten aus der ganzen Welt
anbietet. Wer unter Entscheidungs-
schwierigkeiten leidet, sollte daher
besser nicht hineingehen. Aber viel-
leicht ist es einfacher, irgendein Seidl
zu bestellen, nachdem man einen
Blick in die EU-Institutionen gewor-
fen hat. Es ist einfach faszinierend,
konkret zu sehen, wie 28 Staaten –
bzw. 27 ab 29. März 2019, bye bye
Vereinigtes Königreich! – verschie-
dene Interessen unter einen Hut brin-
gen können.
Drei Tage in Brüssel sind nicht ge-
nug, um im Detail zu verstehen, wie
die Europäische Union funktioniert.
Wie könnte es anders sein, wenn
man weiß, dass 55.000 EU-Beamte
für die Kommission, das Parlament
und andere Institutionen arbeiten?
Aber dank dieser Informationsreisen
nach Brüssel haben die EU-Gemein-
derätInnen des Landes die Mög-
lichkeit, eine bessere Verbindung
zwischen der lokalen und kontinen-
talen Politikebene zu schaffen. Dabei
handelt es sich um eine Initiative des
Bundesministeriums für Europa, Inte-
gration und Äußeres und der Vertre-
tung der Europäischen Kommission
in Österreich.
Wir waren 25 Gemeindevertre-
terInnen aus allen Bundesländern,
außer Vorarlberg, und kamen aus
großen Städten sowie kleinen Land-
gemeinden – Schlaiten war die
kleinste Gemeinde, die bei dieser
Reise vertreten war. Wir erhielten ei-
nen tollen Empfang bei der ständigen
Vertretung Österreichs in Brüssel
und anschließend wurde ein reich-
haltiges Programm geboten. Neben
dem Besuch der Kommission und
des Parlaments hörten wir informa-
tive Vorträge über die Zukunft der
EU in Zeiten wachsender Skepsis,
aber auch zu Asyl und Migration,
ein Thema, das die Spannungen
zwischen den EU-Staaten verstärkt
hat. Vier der 18 EU-Abgeordneten
Österreichs konnten wir kennenler-
nen, zudem die Kommunikationsbe-
raterin des österreichischen EU-Kom-
missars Johannes Hahn, die uns die
Herausforderungen der europäischen
Nachbarschaftspolitik und der Erwei-
terungsverhandlungen vorstellte.
Es blieb auch Zeit für einen Er-
fahrungsaustausch. Zwar ist die EU
aufgrund der Förderprogramme für
die Gemeinden wichtig, aber ist es
wirklich nur das? Es ist auch eine Ge-
schichte, mit der wir trotz Widersprü-
chen und Konfliktlinien seit 60 Jahren
zusammenleben. Dafür hat die Euro-
päische Union im Jahr 2012 den Frie-
densnobelpreis erhalten. An ihren
Schwächen muss man ständig ar-
beiten, auch in den Gemeinden. Laut
Schätzungen werden die Europäer im
Jahr 2060 nur mehr 4% der Weltbe-
völkerung ausmachen – der aktuelle
Anteil beträgt 6%. Als einzelnes Land
wird es dann immer schwieriger, sei-
ner Stimme Gehör zu verschaffen.
Gemeinsam ist man immer stärker.
Verschiedenes
EU-Gemeinderätin in Brüssel
Gemeinderätin Myriam Détruy (Mitte) im Kreise der 25 GemeindevertreterInnen
aus (fast) allen Bundesländern Österreichs auf Besuch bei der Europäischen Kommission in Brüssel
Als eine von 25 GemeindevertreterInnen aus allen Bundesländern Österreichs (ausgenommen Vorarl-
berg) war Myriam Détruy über Initiative des Aussenministeriums und der Österreichischen Vertretung
der EU-Kommission im November auf Informationsreise in Brüssel.