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ummer
58 - D
ezember
2017
C
hronik
pire“ ernannt. Er zählt zu den
Vätern des modernen Staa-
tes New Guinea, der 1975
schließlich unabhängig vom
Britischen Empire und Aust-
ralien wurde.
Wir konnten ihm stundenlang
zuhören, wie er aus den Pio-
nierzeiten der Erschließung
erzählte. Er hatte einen tie-
fen Einblick in die Mentalität
der Ureinwohner. Und er war
gerne bei uns, weil er sehr mit
unserem Pater Josef Maria
Krim, auch ein US-Amerika-
ner, befreundet war. Entwick-
lungshelfer der verschiedens-
ten Bekenntnisse teilten sich
die sozialen Aufgaben im
Land. Viele Iren, Amerikaner,
Engländer, Holländer und
Polen waren in New Guinea.
Durch die Internationalität
der Entwicklungshelfer lernte
ich auch amerikanische Bräu-
che, wie das Thanks-Giving
Fest, kennen.
Die Erschließung durch
westliche Entwicklungshilfe
hat sicher nicht nur Vorteile
gebracht, aber einer der po-
sitiven Aspekte war der Bau
der Straßen. Diese waren
neu und galten als neutrale
Territorien. Sie machten erst
einen friedlichen Austausch
zwischen den eher feindselig
lebenden Buschgemeinschaf-
ten möglich, wo vorher jedes
Eindringen in ein anderes
Gebiet zu Clanstreitigkeiten
führte. Kannibalismus, als
auch brutale Clankriege, ge-
hörten einige Jahrzehnte vor-
her noch zum Alltag. Auch in
meinen Tagen sah eine typi-
sche Gruppe von eingebore-
nen Fußgängern so aus: Der
Mann ging voraus, mit einem
Speer über die Schultern, da-
hinter ging die Frau mit dem
Schwein und den Kindern.
Die ersten Wochen nach mei-
ner Ankunft war ich sehr von
einer Floh-Epidemie geplagt,
da die Tierchen mein euro-
päisches Blut offenbar sehr
mochten. Meine Beine waren
blutig gebissen. Da unsere
Krankenschwester mit ihrer
medizinischen Ausrüstung
erst Monate später erwartet
wurde, suchte ich Hilfe bei
der benachbarten Missions-
station der „Sieben-Tage-Ad-
ventisten“.
Eine Leprastation - die
Krankheit gab es damals auch
noch vereinzelt. Das war das
schlimmste
Gesundheits-
problem, das ich in der Zeit
erlebt habe. Gott sei Dank.
Aber man muss sagen, dass
das Klima im Hochland auf
ca. 2000 m auch sehr ange-
nehm war. Es regnete fast je-
den Tag einmal.
Die Einsatzzeit war von vorn-
herein auf drei Jahre angelegt.
Und so musste ich entschei-
den, wie es 1971 weitergeht.
Ich wollte zurückkehren nach
Osttirol. Man hatte uns emp-
fohlen, auf dem langsamen
Weg mit einer Schiffspassa-
ge zurückzukehren, um die
kulturelle
Akklimatisation
leichter zu bewältigen. So
bestieg ich mit meiner deut-
schen Kollegin Martha die
„Galileo Galilei“ in Sydney.
Das Schiff brachte uns über
die pazifische Route inner-
halb von fünf erholsamen
Wochen zurück nach Euro-
pa: Fidschi Inseln, Acapulco,
Panamakanal,
Martinique,
Lissabon waren unsere Sta-
tionen. Wir landeten schließ-
lich in Neapel. Nach unserer
Ankunft verbrachten wir fünf
Tage in Rom. Ein freundli-
cher, ortskundiger Südtiroler
Deutsch-Ordens-Pater zeigte
uns die Sehenswürdigkeiten
der Ewigen Stadt, von der
Sixtinischen Kapelle bis zur
Weingegend Frascati. Nach
dem Leben im Hochland von
Neu Guinea war es ein ziem-
licher Kulturschock für uns
Rückkehrerinnen.
Obwohl es nicht immer
leicht war in diesen drei Jah-
ren, habe ich den Einsatz im
Rückblick als lehrreiche Er-
fahrung in vielerlei Hinsicht
gesehen. Den Umgang mit
anderen Kulturen, Religionen
und Lebensformen habe ich
gelernt. Selbstverständlich
wurde uns viel Verantwor-
tung übertragen. Und oft war
ich auf mich allein gestellt.
Ich habe schon sehr bald ge-
lernt, eigene Entscheidungen
zu treffen, was mir in meinem
späteren Leben sehr zugute
gekommen ist.
M
aria
M
ayerl
Vor 30 Jahren - Osttirol Messe 1987
Der Preßlaber Herbert als Aussteller und Erfinder
Bei dieser Gelegenheit passt
auch ein Auszug aus der
„Kleinen Zeitung“ vom Juli
1989, wo die Überschrift
lautete:
„Bauer erfand Bio-
Melkmaschine“
, weil sich
der „Jagabauer“ von Thurn
bei Holzarbeiten eine schwe-
re Verletzung der Finger zu-
gezogen hatte, wodurch das
Melken der Kühe auf der
Alm unmöglich geworden
war. Mit dem als „findig“
bekannten Herbert Preßlaber
aus Gaimberg fand er dafür
eine Lösung: Mit einer Rohr-
leitung von einer Quelle zur
Almhütte, in der durch die
Wassergeschwindigkeit ein
starker Sog entsteht, war eine
Melkmaschine mit einigen
Vorteilen erfunden. Wenn
die Möglichkeiten hinsicht-
lich Wasser vorhanden sind,
wird neben den finanziellen
Ersparnissen - durch den Ver-
zicht auf Benzin- oder Diesel-
motoren - auch die Umwelt
nicht belastet.
Dass der Herbert am Wart-
scherhof ein eigenes E-Werk
zur Stromerzeugung gebaut
hat, ist somit nicht verwun-
derlich. Die Vielen, denen er
durch Reparatur von Geräten
und Maschinen verschiedens-
ter Art geholfen hat, werden
schwer zu zählen sein. Jeden-
falls passt dafür ein großes
BRAVO!
Interessierte Zuschauer beim elektrischen Holzklieben: Lan-
deshauptmann Alois Partl und Frau Helga Machne.
Foto: Ortschronik