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FODN - 65/01/2017
BUNT GEMISCHT
Von Vroni Riepler
N
ein, er ist deswegen einen Artikel
wert, weil er mir (und weniger als
der Hälfte der Gesellschaft) eine
Stunde mehr schenkt und - das muss
ich an dieser Stelle der Fairness halber
erwähnen - dem noch größeren Anteil
der Menschen in Österreich eine Stunde
an Schlaf stiehlt. Böse aber auch - aber
genau sowenig wahr wie die erste These
mit dem Stundengeschenk, denn physi-
kalisch ändert sich nix daran wie sich
diese Erde vor der Zeitumstellung und
danach dreht. Sie ändert nicht einmal
etwas daran, ob man davor jemanden
(oder sich selbst) leiden konnte oder
nicht. Es beeinflusst auch nicht, ob dir
die Morgengewohnheiten deines Ge-
genübers auf die Nerven gehen oder
nicht, denn wenn sie es tun (mindestens
EIN Leser wird jetzt schmunzeln) tun
sie es eine Stunde früher oder später nur
genauso!
In einem früheren Leben hatte ich
einen Reiseberuf und überquerte viele
Male den Pazifik von Ost nach West und
retour. Warum ich das erzähle? Nun,
wenn Schiffe die Längengrade überque-
ren, überspringen sie damit auch jedes
Mal eine Zeitzone, was heißt, dass man
beispielsweise in 11 Tagen Überfahrt
von San Francisco bis Osaka ungefähr
9 Stunden Zeitversetzung aufgeteilt
berücksichtigen muss, und man so fast
täglich eine Stunde pro Nacht nach oder
vorstellen muss. Und wenn man daran
gewöhnt ist, belächelt man mitunter die
alljährlich im Radio breitgetretene Dis-
kussion über Schaden und Nutzen der
Zeitumstellung.
Wenn der Fodn erscheint und dieser
Artikel dem Leser bereit steht, hat die
Sommerzeit längst Einzug gehalten in
unseren Alltag und hoffentlich auch in
den Biorhythmus der Allersensibelsten
und ich hoffe sie gefällt dann allen so
gut wie mir. Ich empfinde dann diese
langen, hellen Abendstunden wirklich
als Geschenk, zum einen weil ich seit
jeher trotz Landwirtschaft nicht zu den
„frühen Vögeln“ gehöre (Gott sei Dank
steh ich nicht so auf Würmer...) und
zum anderen weil uns die Gesellschaft
ein am (Feier)Abend ausgeübtes Hobby
doch leichter vergönnt als wenn man
beispielsweise seelenruhig an einem
Dienstagvormittag in jungem, arbeits-
fähigem Alter und Gesundheitszustand
einen gemütlichen Spaziergang wagt.
Da stellt sich doch glatt die Frage, ob
denn eine Bäuerin nix besseres zu tun
hat, mitten unter der Woche, so mitten
unterm Jahr.
Aber wann ist es eigentlich nicht
mitten unter irgendwas, wann hat man
denn nicht wirklich was Besseres zu
tun? Es wird wohl immer so sein, dass
jede Entscheidung, etwas zu tun oder zu
lassen letztendlich eine von uns gewähl-
te bleibt, ob man nun Verfechter oder
Gegner der Sommerzeit ist, ob man ein
Hobby betreibt wenn einem danach ist,
oder wenn es die Gesellschaft für er-
laubt befindet. Wir selbst bestimmen
unseren Biorhythmus und da kommt es
schon mal vor, das junge, arbeitsfähige
Blabla - welche Stereotype auch im-
mer - an sonnigen Dienstag- oder sonst
welchen - Vormittagen auf dem Diwan
liegen und ihre Frühjahrsmüdigkeit, den
Zeitumstellungsjetlag oder die „Musik-
probeübernachtigkeit“ ausschlafen…
Außerdem bin ich der Meinung, dass
die Sommerzeit als Physikalische Grö-
ße noch die kleinste Herausforderung
des Frühjahrs ist, mit ihr kommen dann
erst die richtig heftigen Begleiterschei-
nungen die das in die Blüte kommen-
de junge Jahr zu bieten hat auf uns zu:
Sommerzeit -
die eine Stunde
Der Tag an dem ich diese Worte schreib, ist für mich ein denkwürdiger im Jahr (und zwar nicht
etwa deshalb weil es immer der ist an dem Redaktionsschluss für den Fodn angesetzt ist und
ich deswegen etwas unter Zugzwang stehe),