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2017
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...an die Familie Martha und
Helmut Jünnemann
, an ihr
„modernes Haus“, das so gar
nicht in das gewohnte Bild
eines bäuerlichen Dorfes zu
passen schien, an den großen
Garten davor, von Martha und
Helmut liebevoll gepflegt und
mit wunderbarer Blütenpracht
einen grandiosen Blickfang
„in den Stauden“ bietend.
Und gerne verweilte man am
Zaun zu einem „Hoagascht“
mit Martha, die durch ihre
Freundlichkeit und Aufge-
schlossenheit die Herzen der
Menschen eroberte. Helmut
und Martha Jünnemann gal-
ten bereits in den 60er Jahren
als Beispiel „gelingender In-
tegration“. Gerne nahmen sie
an dörflichen Anlässen teil,
waren dankbare Besucher der
Sonntagsgottesdienste und
pflegten die Freundschaft mit
dem damaligen Pfarrer Adolf
Jeller. Martha nahm freudig
an den sogenannten „Haus-
frauennachmittagen“ teil, die
zu dieser Zeit einen wesent-
lichen Beitrag zum gegensei-
tigen Kennenlernen und zum
Miteinander im Dorfgesche-
hen leisteten. Und zum frühen
Tod der Frau Martha Jünne-
mann zeigte das Dorf aufrich-
tige Anteilnahme. Die beiden
Söhne Christian und Markus
fügten sich im Leben des
Dorfes gut ein, Markus ging
gern mit den „Sternsingern“
und sang auch einige Zeit im
Kirchenchor. In den letzten
Jahren traf man Helmut Jün-
nemann öfters im „Haiden-
hof“, wo er sein Mittagsmahl
einnahm. Bei manch ange-
regtem Gespräch kam vieles
aus „Früheren Jahren“ zum
Ausdruck. Er bat aber immer
öfter um Nachsicht, weil er so
„vergesslich“ würde. Und so
fand er dann im Bezirksalten-
und Pflegeheim Lienz Fürsor-
ge und Geborgenheit.
Am Samstag, den 11. Feber
geleitete eine große Anzahl
an Trauergästen den lieben
Verstorbenen zur letzten
Ruhe im Grabe seiner Ehe-
frau Martha. Kirchenchor
und Bläsergruppe umrahmten
im traditionellen Sinn die Be-
gräbnisfeierlichkeiten, denen
Dekan Bernhard Kranebitter
vorstand.
„Auferstehung ist unser
Glaube, Wiedersehen unsere
Hoffnung, Gedenken unse-
re Liebe“. Diese Gedanken
gelten wohl für alle, die im
Friedhof von
Helmut Jünne-
mann
Abschied genommen
haben.
Sohn Christian gewährt uns
aus seiner Sicht Einblick in
das Leben des Verstorbenen:
Helmut wurde als jüngstes
von drei Kindern am 11. März
1930 in Innsbruck geboren.
Nach der Volks- und Haupt-
schule absolvierte er die HTL
(damals Gewerbeschule) in
Innsbruck und fand anschlie-
ßend eine Anstellung bei der
Firma Mayreder. In den 50er
Jahren wurde er nach Lienz
versetzt. In dieser Zeit war
er maßgeblich an der Errich-
tung der Felbertauernstraße
beteiligt. In dieser Zeit lernte
er seine geliebte Frau Martha
kennen. In den 60er Jahren
zogen sie in ihr neu errichte-
tes Haus am Gaimberg. Das
Glück perfekt machten ihre
beiden Söhne Christian und
Markus.
Helmut war ein begeister-
ter Sportler. Schon als Kind
machte er mit seinen Freun-
den in und um Nordtirol viele
Radtouren. Sein erstes Fir-
menfahrzeug war ein Renn-
rad, welches allerdings leider
einem Bagger auf einer Bau-
stelle zum Opfer fiel. Ein Ba-
deausflug von Innsbruck nach
Kitzbühel (Schwarzsee) und
zurück war für ihn und seine
Freunde keine Herausforde-
rung, das war schon eher eine
Radtour nach Rom. Das Gan-
ze schafften sie zu dieser Zeit
wie durch ein Wunder ohne
Powergels, Isostar und sons-
tige aktuelle „Dopingmittel“,
und das alles auf nicht so gut
ausgebauten und asphaltier-
ten Straßen wie heute.
Seine Radleidenschaft über-
trug er seinen Kindern schon
in jungen Jahren. Von früh an
plante er akribisch genau die
jährlichen Sommerradtouren
in Österreich. Tageskilome-
ter, genaue Höhenmeter, Ge-
samtmeter, Durchschnittsge-
schwindigkeit und wie weit
es jeweils fast schon meter-
genau zu diversen Freibädern
war. Nur sein völlig veralteter
Hotelführer passte nicht in
die Perfektion. Wir Kinder
hatten aber unseren Mords-
spaß, indem wir nach langer
Suche von Einheimischen er-
fuhren, dass gewisse Hotels
bereits seit Jahren abgerissen
waren.
An den Wochenenden unter-
nahm Helmut außerdem zahl-
reiche Berg- und Skitouren.
Immer wieder wurden Freun-
de aus Innsbruck eingeladen,
um sich ein Kräftemessen in
der schönen Bergwelt Ostti-
rols zu geben.
Schon während seiner Schul-
zeit in Innsbruck trat Helmut
der
Studentenverbindung
„Ambronia“ bei und in Lienz
war er Gründungsmitglied
der
Studentenverbindung
„Görz zu Lienz“. Als genauer
Techniker gestaltete er auch
mit Hingabe die Räumlich-
keiten der Studentenverbin-
dung.
Mit 60 Jahren ging Helmut
in Pension und freute sich
auf die gemeinsame Zeit mit
seiner Frau Martha. Doch lei-
der dauerte diese nicht lange,
da Martha bereits im frühen
Alter von nur 68 Jahren ver-
starb. Daraufhin fiel Helmut
in ein tiefes Loch. Nach einer
gewissen Trauerzeit hatte er
sich mit der Situation arran-
giert. Er kümmerte sich um
sein Haus und seinen schönen
gepflegten Blumengarten und
fand wieder zu seiner Lebens-
freude zurück. Doch im Laufe
der Zeit machte sich seine di-
agnostizierte Demenzkrank-
heit immer stärker bemerk-
bar. Er lernte geschickt mit
seiner Krankheit umzugehen
und täuschte somit nicht nur
Psychologen. Der Weg ins
Wohn- und Pflegeheim war
jedoch unumgänglich. Er hat
sich dort rasch eingelebt und
rückblickend verbrachte er so
trotzdem noch viele schöne
Jahre. Helmut unternahm in
diesen Jahren noch viele nette
gemeinsame Aktivitäten mit
meiner Familie, sowohl Aus-
flüge nach Innsbruck zu sei-
nen Freunden, als auch zahl-
reiche Wanderungen.
(Autor: Dipl.-HTL-Ing.
Christian Jünnemann)
...und viele Gaimberger erinnern sich...
Alles hat seine Zeit, es gibt eine Zeit der Trauer
und des Schmerzes, eine Zeit der Stille und
eine Zeit der dankbaren Erinnerung
Ing. Helmut Jünnemann
† 09.02.2017