46
46
D
ie
S
onnseiten
N
ummer
56 - A
pril
2017
N
achrufe
einmal elf Jahre. Als er aus
der Ferne das Dröhnen der
russischen Panzer hörte und
Grausamkeiten der Revoluti-
on selber mit ansehen musste,
flüchtete er gemeinsam mit
zwei zwölfjährigen Freunden
zu Fuß nach Österreich. Einer
dieser Freunde trat kurz vor
der Grenze auf eine Mine und
blieb liegen. Am 20. Novem-
ber, genau zwei Tage später,
überschritten sie bei Andau
die Grenze nach Österreich.
Ein burgenländischer Bau-
er brachte sie daraufhin zum
Roten Kreuz. In weiterer
Folge kam der János nach
Wien. Der sehr angesehene,
aus Ungarn stammende Fürst
Batthyány nahm ihn direkt
in seine Familie auf. Nach
einem Jahr jedoch verließ
der János diese Familie auf
eigenen Wunsch. Es folgten
vorübergehende Unterkünfte
und Schulen in Niederöster-
reich, dann ein Jahr hier am
Iselsberg, wo er die Schule
der Königin Juliane besuchte
und anschließend Innsbruck,
wo er das ungarische Real-
gymnasium weiter besuchte.
Sein Berufsziel war bereits
damals Radio- und Fernseh-
techniker. Allerdings hatte er
als ungarischer Staatsbürger
niemanden, der ihm diese
Ausbildung finanzierte. So
entschied er sich zur Koch-
und Kellnerlehre, die er in
Nauders im Hotel Margarete
Maultasch begann. Später zog
er nach Innsbruck, wo er am
gemeinsamen Arbeitsplatz im
Hotel Maria Theresia seine
Frau Margarethe Oberegger
kennen lernte. Am 18. Feb-
ruar 1968 heirateten sie in Li-
enz und wohnten seitdem im
Elternhaus seiner Frau. Der
glücklichen Ehe entsprossen
drei Söhne, Dipl.-Ing. Ale-
xander, Ing. Stefan, Dipl.-
Ing. Dr. Christian, und eine
Tochter, Pflegehelferin Mar-
git. Dass alle seine Kinder
eine solide Ausbildung absol-
vierten, erfüllte ihn mit gro-
ßer Freude.
Im Jahr 1974 erhielt der Já-
nos die beantragte österrei-
chische Staatsbürgerschaft,
dabei wurde sein Vorname in
Johann umbenannt. Anschlie-
ßend leistete er den Präsenz-
dienst beim österreichischen
Bundesheer ab. In Lienz ar-
beitete er als Oberkellner im
Hotel Sonne und Hotel Gol-
dener Fisch, in Amlach im
Hotel Laserz, in Heiligenblut
im Restaurant Franz-Josephs-
Höhe und in verschiedenen
anderen Betrieben. Zusätz-
lich bildete er sich eigenin-
itiativ in seiner Freizeit zum
Radio- und Fernsehtechniker
weiter. In den späten 70er
Jahren wechselte er zur Fir-
ma Radio Moser in Lienz,
bei der er fortan in mehreren
technischen Fachbereichen
arbeitete. Hier nun konnte er
sich den seit seiner Jugend
bestehenden Berufswunsch
erfüllen.
Im Jahr 1995 musste er sich
einer schweren Herzoperation
unterziehen und es folgte die
medizinisch angeratene Früh-
pensionierung. In den Jahren
darauf waren noch weitere
schwere Herzoperationen er-
forderlich und in letzter Zeit
wurden die Krankenhausauf-
enthalte häufiger. Darüber hat
er niemals großartig gespro-
chen, jedoch diese Heraus-
forderungen über viele Jahre
immer wieder aufs Neue mit
beachtenswertem Mut und ei-
ner zutiefst positiven und zu-
versichtlichen Grundhaltung
angenommen.
Eine seiner großen Frei-
zeitinteressen war der Be-
reich Amateurfunk. Mit
großer
Einsatzbereitschaft
war er über 40 Jahre Mit-
glied im Österreichischen
Versuchssenderverband. Sein
technisches Fachwissen stell-
te er jederzeit allen gerne zur
Verfügung, als Beispiel sei
die akustische Unterstützung
mit Lautsprechern bei einer
Vielzahl von Veranstaltungen
hier in Gaimberg genannt.
Auch mir hat er vor 34 Jah-
ren mit einer Funkverbindung
nach Obertilliach für die erste
„ORF Radio Osttirol“ Sen-
dung vom Dolomitenlauf aus
der Patsche geholfen.
Was er als Kind selber we-
nig erleben konnte, war ihm
vielleicht gerade deshalb
umso wichtiger: seine Fami-
lie. Er war jederzeit ein sehr
fürsorglicher Vater, dem das
Wohl seiner Familie über al-
les ging. Und es war ihm ein
Herzensanliegen, dass seine
Kinder, auch wenn sie alle
schon lange auf eigenen Bei-
nen stehen, jederzeit daheim
bei ihm in einem warmen
Zuhause willkommen sind.
Große Freude bereiteten ihm
seine Enkelkinder Isabella,
Maximilian, Carlos und Mi-
riam. Sie brachten mit ihrer
unbeschwerten
Heiterkeit
viel Zerstreuung und Froh-
sinn in seine oft schweren,
von Krankheit gezeichneten
Tage. Als Mensch wird er
uns mit seiner aufrichtigen,
ehrlichen und geradlinigen
Art, seiner Hilfsbereitschaft
sowie mit seinem Mut und
seinem Humor in Erinnerung
bleiben. Selbst sagte er öfters:
„Rückblickend war es die
wichtigste Entscheidung in
meinem Leben, damals nach
Österreich zu gehen. Und es
war richtig, hier dieses Leben
genauso aufzubauen.“
Zahlreich war die Beteili-
gung am Verabschiedungs-
gottesdienst, geleitet von Pfr.
Jean Paul und würdevoll um-
rahmt durch die Bläsergruppe
„Hornflakes“. Erinnerungen
werden in manchen der Teil-
nehmenden wach geworden
sein, an Begegnungen in den
vielfältigen Tätigkeiten des
Verstorbenen, an so manch
guten Tipp im technischen
Bereich einer sich rasant ver-
ändernden Medienwelt. Die
Hilfsbereitschaft und Leutse-
ligkeit des „Janosch“ haben
viele Menschen erfahren und
werden in guter Erinnerung
bleiben. Am 10. Jänner ver-
starb Johann Rabel im Be-
zirkskrankenhaus Lienz. Sei-
ne irdische Reise ging hier zu
Ende.
Möge seine Seele in Frieden
ziehen!
János Rabel
† 10.01.2017
Passendes Gedenkbild: Die Sendermasten amHochstein und
in der Bildmitte der Rauchkofelsender.