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‘s Blatt‘l
Dezember 2016
Chronik
Die Geschichte des Florian Brugger
Seiner Majestät des Kaisers mit einer
vollgeschriebenen Seite an Gründen
und Paragraphen abgewiesen wurde
und nach diesem k.u.k.-Beamten-
Deutsch voraussichtlich „Funkstille“
zwischen Amerika und Schlaiten ge-
wesen sein wird.
Und nun mache ich einen noch größe-
ren Zeitsprung ins Jahr 1952. Die vier
Jahrzehnte haben mit zwei schreck-
lichen Kriegen großes Unheil über die
ganze Menschheit und natürlich auch
über Schlaiten gebracht. Der Albener-
sohn Peter Paul Brugger, 24 Jahre alt
- mit dem Kaiserschützen-Regiment
in Galizien - wird seit Dezember 1914
vermisst und musste nach einigen Jah-
ren für tot erklärt werden. Wenige Tage
vor dem Ende des 1. Weltkrieges, am
26.10.1918 stirbt die Albenerbäurin Ma-
ria Brugger, geb. Untermeßner im Alter
von 52 Jahren im Spitale zu Lienz. Ein
gesegnetes Alter mit 84 Jahren er-
reichte hingegen die Altbäuerin beim
Albener, Elisabeth Brugger, geb. Un-
terleibniger. Sie starb am 03.02.1923
und war 55 Jahre verwitwet.
Inzwischen sorgte Maria Brugger für
die nächste Generation beim Albener:
Sohn Peter, geb. am 28.01.1918 und
Anton, geb. am 13.06.1925.
Rosa Brugger heiratete am 20. Mai
1935 Abraham Warscher. Sie starb
am 29. Juni 1939 bei der Geburt von
Zwillingen gemeinsam mit einer der
beiden Töchter.
Warum bin ich eigentlich im Jahre
1952 gelandet? Ach ja, da gab es
doch auch aus Amerika eine Nach-
richt – eine traurige übrigens. Florian
Brugger ist am 22. Juli 1950 in Mon-
tana verstorben. Und beim Albener
wusste man eigentlich gar nichts
über den verstorbenen Angehörigen.
Ausschlaggebend für die weiteren
Informationen waren wahrscheinlich
einige Gläschen über den Durst, die
man sich am Silvestertag 1951 ge-
gönnt hatte und dabei den mutigen
Entschluss gefasst hat, auf Gemein-
depapier hochoffizielle Erkundi-
gungen über das andere Leben von
Florian Brugger vlg. Albener einzu-
holen. Am 1. Jänner 1952 verfasste
der damalige Bürgermeister Florian
Pedarnig ein Formular, das die (ame-
rikanische) Witwe des Verstorbenen
auszufüllen hatte. Die Fragen waren
in Englisch formuliert.
Frau Elizabeth Brugger hat dieses
Formular gewissenhaft ausgefüllt und
am 10. Februar 1952 mit den nachfol-
genden Zeilen zurückgeschickt:
Butte, Montana
10. Februar 1952
Gemeindeamt Schlaiten
Dear Sir
Ich habe Ihren Brief, bzw. Fragebogen
über Florian Brugger erhalten. Ich beant-
worte Ihnen die Fragen bestmöglichst.
Herr Brugger war ein sehr vornehmer
Mann. Er arbeitete beständig und war
ein sehr guter Versorger. Er war eine
ruhige und sanfte Person und hatte
viele Freunde, sowohl Männer als auch
Frauen.
Mit freundlichen Grüßen
Elizabeth Brugger
Und euch zu der heutigen Zeit noch
etwas Neues vom Guggnbichl zu er-
zählen, ist im Computer-Zeitalter mit
Facebook, Twitter, Instagram und Co
schier unmöglich, dazu bin ich als
Medium einfach zu langsam. Wenn
ihr aber wieder einmal etwas aus
vergangenen Tagen wissen wollt,
meldet euch. Ihr wisst ja, wo ich zu
finden bin.
Übrigens geht mir bei all dem Kra-
wall, den ihr heute habt, doch etwas
Lautes ab: Die Böllerschüsse am
Paulstag oder vielleicht auch beim
Bataillonsschützenfest. Aber dann
muss wieder für ein Jahr Ruhe sein
bei mir
am Guggenbichl
GEMEINDE SCHLAITEN
BEZIRK LIENZ
SCHLAITEN, 1. Jänner 1952
An: Frau Elisabeth Brugger, Maryland
Wann haben Sie Florian Brugger geheiratet?
-
6. November 1918
Wann starb Florian Brugger?
-
22. Juli 1950
Blieb Ihr Ehemann im brieflichen Kontakt mit seinem Bruder Franz?
-
Nein, meines Wissens nach schrieb ihm Franz nicht.
Sind Sie noch in Besitz solcher Briefe und Handschriften und
könnten Sie uns diese leihen. Wir werden Ihnen diese wieder
zurücksenden? -
Es gibt keine Briefe und Handschriften
.
Wünschte sich Ihr Ehemann jemals, in sein Heimatland zurückzu-
kehren?
-
Ja, er hat darüber gesprochen, 1926 wieder zurückzukehren.
Hat er Sie über seine Lebensverhältnisse in Europa informiert? -
Nein, er behauptete, er habe keine lebenden Verwandten.
Ihr Ehemann wurde 1911 hier für tot erklärt. Deshalb ersuchen
wir Sie, diesen Fragebogen gewissenhaft und zuverlässig zu
vervollständigen, damit die Kinder und Enkelkinder Ihres Ehe-
mannes, die hier leben, schließlich die ganze Wahrheit über ih-
ren Vater und Großvater erfahren dürfen.