![Page Background](./../common/page-substrates/page0027.jpg)
Dezember 2016
‘s Blatt‘l
Seite 27
Chronik
Die Geschichte des Florian Brugger
der jüngere Bruder Franz gar erst
18 Monate alt. Die Mutter, Elisabeth,
geb. Unterleibniger von St. Johann
i. W. war damals 30 Jahre alt. Mit 20
Jahren wurde Florian Alleineigentü-
mer beim Albener. Ich hatte in den
nächsten Jahren oft mit dem Florian
zu tun. Er kam regelmäßig bei mir
vorbei, bevor er bei der Untermeßner
Maria ans Fester klopfte. Und alles
Weitere behalte ich für mich.
Die Maria ist jetzt 21 Jahre alt und
ist ab morgen Bäuerin beim Al-
bener. Und trotzdem musste der
Vater Rupert Untermeßner für die
minderjährige Tochter eine Heirats-
bewilligung zu Protokoll geben. Mit
dabei bei diesem Formalakt nach
der Trauung, heute am 13. Feber
1888 waren die beiden Trauzeu-
gen Josef Gridling, Gridlingbauer
auf Göriach und Mathias Unterleib-
niger, Unterleibnigerbauer in St. Jo-
hann im Walde und der Zelebrant
Pfarrer Anton Oblasser.
Eigentlich ist es schade, dass
Schlaiten noch immer nicht zu ei-
ner eigenständigen Pfarre erhoben
wurde, sondern nur eine Expositur
von unserer kleinen Nachbarge-
meinde St. Johann im Walde ist.
Deshalb tragen unsere Seelsorger
immer nur den Titel Expositus an-
statt Pfarrer.
Ich darf bei meinen Erzählungen
jetzt 24 Jahre überspringen und im
Jahre 1912 fortfahren. Maria, die
spätere Albener-Bäuerin ist am Som-
merpaulstag 1889 auf die Welt ge-
kommen und ist jetzt bereits 23 Jahre
alt. Am 23. Jänner 1891 folgte Sohn
Peter Paul nach.
Und schließlich – und das Problem
werde ich noch schildern – kam nach
über 20 Jahren noch Nachzüglerin
Rosa am 19.08.1911 auf die Welt.
Die Ungereimtheit ist, dass sich Flo-
rian Brugger seit 1890 durchgehend
in Amerika aufhielt, in der Stadt Butte
in Montana. Ohne die Geburt seines
Sohnes Peter Paul abzuwarten, hat
er die Reise nach Amerika angetre-
ten. Wie so viele in der damaligen
Zeit, erwartete auch er sich in der
neuen Welt ein besseres Leben und
plante wohl auch, nach dem Aufbau
einer Existenz seine Familie nachzu-
holen – wie so manch anderer
Schlaitner. Ein Ehevertrag aus dem
Jahre 1890 dürfte auf diesen Schritt
über den großen Teich hinweisen.
Es gibt einfach keinen plausibleren
Grund, warum man erst zwei Jahre
nach der Trauung einen Ehevertrag
abschließt.
Und dann ist mir ein Beschluss des
K.u.k. Kreisgerichtes Bozen zuge-
tragen worden: Ein Kurator bean-
sprucht für Florian Brugger in einer
Klagschrift die Feststellung der une-
helichen Geburt des von Maria Brug-
ger am 19. August 1911 geborenen
Kindes Rosa, unter Hinweis auf den
ununterbrochenen Aufenthalt des
Klägers vom Jahre 1890 bis zur Ge-
burt des Kindes in Amerika und die
daraus sich ergebende Unmöglich-
keit, das Kind gezeugt zu haben. Ob
die Klage auf Grund einer drohenden
Unterhaltszahlung aus der Heimat
erfolgt ist, kann ich euch nicht sagen.
Auf alle Fälle kann ich euch aber
mitteilen, dass die Klage im Namen
Florian Brugger, geb. am 04.05.1861,
ehemaliger Besitzer des Albener-Gutes
in Schlaiten.
Nach Montana/Amerika emigriert und
dort am 22.07.1950 verstorben.
Peter Paul Brugger, geb. am 21.01.1891,
Sohn des emigrierten Albener-Bauern
Florian. Mit dem Kaiserschützen-Regi-
ment in Galizien, seit Dezember 1914
vermisst, musste nach einigen Jahren
für tot erklärt werden
Rosa Brugger ist 20 Jahre nach ihrem
Bruder Peter Paul, am 19.08.1911 ge-
boren und heiratete am 20.05.1935 den
Abraham Warscher vom vlg. Ruep.
Sie verstarb am 29.06.1939 bei der Ge-
burt von Zwillingen