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FODN - 63/02/2016

UNSERE KALSER

70 Jahre Großglocknerkapelle Kals

Der Spöttling Franz erinnert sich!

Im Jahre 1946 gründete Sepp

Huter die Großglocknerkapel-

le Kals. Zuerst waren es nur

3 Mann, bald jedoch 7 Mann,

so, wie sie heute noch musi-

zieren.

Von Toni Huter

B

ald kamen die ersten Auftritte in

Kals selbst, dann in der näheren

und weiteren Umgebung. An-

fänglich war die Grossglocknerkapelle

Kals bei Hochzeiten, Bällen und beim

sogenannten "Gungl" im Einsatz, bald

aber ergaben sich die ersten Gastspie-

le außerhalb der Heimat, vor allem in

Südtirol. Anreisen per Jeep, im Win-

ter bei - 20° Kälte, Talfahrten mittels

Hornschlitten, ja das ist Nostalgie und

Romantik, Uriges, wie man es heute nur

noch von alten Filmen kennt.

Immer verbreiteter und beliebter wur-

de diese Kalser Tanzmusik, die selbst

dann, als die berühmten Oberkrainer

bekannt wurden, ganz bewusst ihre

Eigenständigkeit bewahrte, die Hand-

schrift der Kompositionen von Sepp

Huter. Musik vom Volk für das Volk,

mit jenem Tiroler Schwung versehen,

der Begeisterung in aller Welt erzeugt.

Neue Welten erschlossen sich den

"Kalsern", als durch den Bau des Felber-

tauerntunnels auch der Bereich jenseits

der Tauern freigegeben war. Zahlreiche

Auftritte in Salzburg und dann immer

mehr im Ausland - Deutschland, Hol-

land, Belgien - folgten. Eine Konzert-

tournee nach Amerika 1984 war ein

weiterer Höhepunkt.

Spöttling Franz

Ein Mann der ersten Stunde war der

Spöttling Franz. Aus einem Gespräch

mit Franz im September 2016:

Als ich

ganz jung war wurde beim Spöttling

immer viel gesungen. Dort wurde auch

meine Begeisterung für die Musik ge-

weckt. Viel dabei war meistens der

Houles Ruep mit der Zither, Er war wie

der Sepp ein Großcousin zu mir .

Meine erste Erinnerung an die Glock-

nerkapelle war nach dem Krieg ein

Heimkehrer-Ball im Ködnitzhof. Es war

total überfüllt und auf einmal hat es

geheißen „alles raus was nicht mit den

Heimkehrern zu tun hat.“ Ich war elf

oder zwölf Jahre. Da Houles Ruepp hat

zu mir gedeutet und mich unter seinem

Stuhl versteckt. So verbrachte ich eine

lange Zeit dort, war aber glücklich bei

meinen Vorbildern zu sein.

Am Anfang hat der Stola Kasper mit

dem Schlagzeug mitgewirkt, später mit

der Klarinette. Auch mit dem Niggl Lois

hab ich noch gespielt bis er leider ver-

unglückt ist.

Der Sepp war unsere Leitfigur. Wenn

er aufgesprungen ist und mit voller

Brust die Lieder sang, waren die Leute

immer begeistert und es ging dann alles

wie von selbst. Er war ein Typ wie der

Elvis Presley, nur noch viel lebhafter!

Die erste Spielerei außerhalb von

Kals war in Matrei, die Hochzeit vom

Christner Jos! Und dann ging es in alle

Himmelsrichtungen! Es war natürlich

damals leicht, denn es gab ja fast kei-

ne Konkurrenz. Einmal in Kärnten bei

einer Spielerei kamen die Leute auf uns

zu und meinten: „Bei euch ist ja viel

mehr los wie beim Rudi Platzer“. Der

spielte zur gleichen Zeit in der Nach-

bargemeinde und war eine der wenigen

Kapellen damals. Die weiteste Reise

war natürlich 1981 in die USA nach

Telemark-Lodge in Wisconsin.

Erinnerungen an die vielen schönen

Erlebnisse lassen mich auch heute noch

aufleben, obwohl vieles schon so lange

her ist!