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FODN - 63/02/2016
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EPILOG
Von Vroni Riepler
A
uf den Plan gerufen, hab ich na-
türlich meiner Familie von die-
sem Vorhaben berichtet, worauf
hin die Reaktionen von „Was dich alles
beschäftigt?!!“ bis zu „Ah, soll das so
was wie das Wort zum Sonntag werdn?“
sehr unterschiedlich, aber im Grund-
tenor skeptisch ausfielen.
Die größte Frage aber war die, was
bzw. worüber ich denn schreiben wür-
de, wenn es bloß nur mehr darum gin-
ge, den Fodn so quasi zu verabschieden.
Doch genau darum ging es mir ja gera-
de. „Ich will einen Beitrag über im We-
sentlichen nix Spezielles“ sagte ich.
Nun, zugegeben gibt es wahrschein-
lich interessanteres als einen Bericht
über gar nichts Wesentliches zu lesen,
aber es sei ja jedem frei überlassen, sich
meiner unnützen Wortspenden zu erge-
ben oder auch zu entsagen. Für all jene,
bei denen der Fodn auch fast ein Vier-
teljahr am Klo (wir haben noch so eines,
mit aufgesetztem Spülkasten, auf dem
man wunderbar Gemeindezeitungen,
den Fortschrittlichen Landwirt oder Lu-
cky Luke-Hefte stapeln kann) verweilt,
wäre dieser kleine Bericht ja vielleicht
die passende Lektüre, eben nur ein paar
Gedanken über das vergangene Viertel-
jahr, eine versickerte Viertelstund zum
Lesen und sinnieren über das, was ich
geschrieben habe, oder über das, was
nicht darin stand, was jedem einzel-
nen selber dazu eingefallen wäre. Eine
Kolumne zwischen Witz und Schwer-
mut, für diesmal zwischen Sommer und
Herbst.
Und weil mich keine andere Jahres-
zeit so sehr zum Nachdenken bringt
über Zeit und alles Vergängliche, wie
diese, in der es Tage die noch vor we-
nigen Wochen unendlich lang waren,
plötzlich so eilig zu haben scheinen,
dass sie gar nicht schnell genug in der
Abenddämmerung verschwinden kön-
nen, befällt mich im Spätsommer auch
immer die Zeitpanik. Ich sage dann
stets „mir scheint mit den kürzeren Ta-
gen wird auch meine Zeit kürzer“ aber
mein schlauer Mann sagt nur „Es wird
nur mehr Arbeit im Herbst…“ - womit
er ja wohl recht hat, plötzlich sind die
Vormittage, nicht mehr voll versicker-
ter Viertelstunden des hier und da mal
was Giessens und Gartelns, Trödelns
und des Hoangaschtn auf der Gassen,
nein, sie sind voller Aufgaben, die Kin-
der müssen in Kindergarten und Schule,
samt Jause und Turnsackerl, alles muss
wieder in seinen Rhythmus, sagen die
Leute, auch die, die schon lange keine
Schulkind mehr im Haus haben.
Und ich muss schmunzeln über mei-
ne Tochter, deren einzige Sorge in die-
ser Zeit ist, ob denn das „Wurschthaus“
auch noch offen hat, wenn sie aus dem
Kindergarten kommt. Und nach über
drei Monaten ständiger Pommes-Ver-
fügbarkeit (sie schmecken leider immer
noch) ist auch für manchen Erwachse-
nen die Vorstellung von geschlossenen
Fensterläden im kleinen Holzhäuschen
an der B108 keine rosige. Das Tröstliche
ist, es macht im nächsten Jahr wieder
auf. So wie vieles andere sich auch im
nächsten Jahr und im übernächsten und
immer wieder wiederholen wird, und im
Grunde ähneln die Jahre einander doch
wie die orangefarbenen Korallenkugeln
auf dem Rosenkranz meiner Oma, alle
ein bisschen unterschiedlich unförmig,
doch müsste man sie genau unterschei-
den, fiel es auch schwer.
Versickerte Viertelstund´
Beim Durchsehen der letzen paar Ausgaben der Gemeindezeitung fiel mir auf, dass der „Fodn“
nach dem Editorial unseres Chefredakteurs und dem Vorwort der Bürgermeisterin und nach ei-
ner langen Reihe an hochwertigen Berichten plötzlich endet. Ein Fodnriss sozusagen. Und weil
ich finde, man könnte den Leser doch schonender als mit puren Fakten zum Ende der Lektüre
leiten, ist dies der Versuch eine Art Epilog zum aktuellen Fodn zu verfassen.
Und so ist es auch mit den Sommern,
war er heuer nass und letztes Mal heiß,
fürs Heu gut und fürs Obst schlecht,
wie auch immer, gleich an allen Som-
mern ist, dass die Menschen drüber
reden, bloß jedes Mal um ein Jahr äl-
ter und man ahnt, dass es einem selbst
nicht davon ausnimmt und richtig klar
wird’s mir, wenn im Herbst die Tiere
von der Alm kommen, und deine Kälb-
chen plötzlich riesen Rindvieher gewor-
den sind. Spätestens dann bin auch ich
wieder im Rhythmus angekommen und
lasse in den Atempausen den Sommer
Revue passieren, denke an unzählige
Lieder, die es genau zu diesem Thema
allein in meiner Heimat gibt und begrei-
fe auch warum. Dieser Sommer war für
einige auch ihr letzter, für Menschen,
die viele Sommer schon erlebt hatten
und auch für jene, denen man noch viele
Sommer gewünscht hätte. Und es heißt
ankommen im Herbst, in der letzten
Viertelstund eines Jahres…