![Page Background](./../common/page-substrates/page0028.jpg)
28
FODN - 63/02/2016
PFARRGEMEINDE KALS
Von Josef Haidenberger
D
ie Musikkapelle St. Johann war an
diesem Abend in Kals, sie gelei-
tete Herrn Pfarrer Walter Stifter
und die Pfarrgemeinde in den Musikpa-
villon zum Konzert. Nach dem musika-
lischen Auftakt und der Begrüßung der
Konzertbesucher, machte Sepp Haiden-
berger einen kurzen Rückblick auf das
Wirken von Pfarrer Walter Stifter in der
Pfarre Kals:
Lieber Herr Pfarrer, dich gedanklich
oder mit Worten in etwa zu erfassen, ist
kaum möglich. Das hat deine heutige
Predigt gezeigt, und allein die Tatsa-
che, dass du es während deiner Missi-
onstätigkeit in Kamerun in das Guin-
ness-Buch der Rekorde geschafft hast,
unterstreicht dies. Walter Stifter war
Missionar in Kamerun, und dort hat er
als erster „Weißer Mann“ den Berglauf
auf den Mount Kamerun dreimal in Fol-
ge mit neuer Bestzeit gewonnen.
Pfarrer Walter Stifter stammt aus
Südtirol, in Weißenbach im Ahrntal
kam er 1937 zur Welt. Die Zeit seiner
Kindheit fiel in die Jahre der Herrschaft
von Mussolini und Hitler, und diese
Jahre waren für die Südtiroler schon vor
dem Krieg eine schwere, ja gefährliche
Zeit. So musste Walter mit seinen El-
tern und den 6 Geschwistern mehrmals
die Unterkunft wechseln. Erst in den
1950er-Jahren konnte ein eigenes Zu-
hause geschaffen werden.
Walter hat dafür als 13-Jähriger mit
Pickel, Schaufel und Schubkarren den
Bauplatz hergestellt. Und im Katast-
rophenwinter 1951 musste Walter mit-
erleben, wie eine riesige Lawine das
Geschaffene zunichtemachte. Damit
nicht genug! Walter zog sich bei den
Aufräumungsarbeiten eine schwere
Knöchelverletzung zu, die ihn Zeitle-
bens einschränkte, jedoch keineswegs
einbremste.
Waren diese schweren Jugendjahre
Ausbildungsjahre für dein späteres Wir-
ken in der Mission? Lieber Herr Pfarrer,
du hast in Kamerun 28 Jahre hindurch
nicht nur als Missionar und Priester
gewirkt. Du hast auch in deinen Ein-
satzgebieten als Architekt, Baumeister,
Maurer, Brunnen- und Kirchenbau-
er, Landwirt, Tischler, Zimmermann,
Steinmetz, … Unermessliches geleistet.
Das Schneiderhandwerk, das du erlernt
hast, war dir nicht so wichtig.
Kann das Maß an Bescheidenheit
übergroß sein? Wenn, dann trifft es auf
dich zu, lieber Herr Pfarrer. In deiner
Predigt vor kurzem hast du erzählt, dass
du in der Mission deine Bekleidung im
Second-Hand-Shop um weniges Geld
gekauft hast. Du hast dich begnügt mit
Waren, die aus der Altkleidersammlung
in die Mission kamen, mit Waren aus
unserem Überfluss.
Im Jahr 1974 ist Walter Stifter in
Brixen zum Priester geweiht worden
und nach kurzer Vorbereitungszeit be-
gann seine Missionstätigkeit. Die Städte
in Kamerun waren vom Islam dominiert.
So wirkten die christlichen Missiona-
re in den schwierigen Randgegenden.
Dein Prinzip, lieber Herr Pfarrer war,
spätestens nach 10 Jahren den Einsatz-
ort zu wechseln und mit der Missionstä-
tigkeit an einem neuen Ort zu beginnen.
Immer wieder hast du uns in Predigten
erzählt vom friedfertigen Zusammenle-
ben mit den Moslems. Es war dir ein tie-
fes Anliegen zu warnen, den Islam mit
Terror und Gewalt gleichzusetzen.
Im Jahr 2002 kamst du wieder in dei-
ne Heimat zurück und 2011, in einem
Alter, in dem Unsereiner schon lange in
Pension ist, hast du neben Hopfgarten
Am 2. September 2016, Herz-Jesu-Freitag, wurde Pfarrer Walter Stifter als Pfarrer von St.
Rupert in Kals verabschiedet. Am Ende des Abendgottesdienstes dankten der Vorsitzende des
Pfarrgemeinderates Gerhard Gratz und Frau Bürgermeisterin Erika Rogl dem scheidenden
Pfarrer und überreichten ihm einen Stein mit Kalser Wappern.
Verabschiedung von
Pfarrer Walter Stifter