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Seite 41

Gemeindezeitung Kartitsch

Februar 2015

vier Kompanien,

17 Offizieren

und 539 Schützen, insgesamt 556

Mann. Letztere Zahl muss jedoch

angezweifelt

werden, laut Tiroler

Landesausstellung 1965 sind 800

Mann genannt, Oberleutnant Jo-

sef Lugger nennt in seinen tage-

buchähnlichen Aufzeichnungen

rund 1.200 Mann und eine Auf-

listung im Staatsarchiv vom 26.

April 1915 nennt einen Ge-

wehrstand von 750. Wie bei an-

deren Bataillonen ist nicht klar,

ob und wie die

formierte

„Wach- und Ersatzabtei-

lung―

(Mindertaugliche) mitge-

zählt wurden. Der

Train

bestand

aus 30 Pferden und 19 Wägen.

Zum

Baonskommandanten

wurde

Major Hans Aigner

,

Gastwirt und Bauer in Abfalters-

bach gewählt. Von den vier

Kompanien Sillian, Lesachtal,

Sexten und Toblach wurde letzte-

re Ende Juni 1915 zum Bataillon

Welsberg transferiert.

Die

(2.) Kompanie

L e s a c h—

t a l

wählte

Josef Strasser

, Kar-

titsch zu ihrem

H a u p t m a n n

und

formierte

sich aus den

St andschüt zen

von:

Zug U n t e r t i

l l i a c h mit

Leutnant Josef

Klammer, Untertilliach

Zug O b e r t i l l i a c h mit

Oberleutnant Josef Lugger, Ober-

tilliach

Zug K a r t i t s c h mit Leutnant

Josef Bodner, Kartitsch/St. Os-

wald

Zug A u ß e r v i l l g r a t e n

mit Leutnant Josef Wiedemeier,

Außervillgraten

Zug I n n e r v i l l g r a t e n

mit Leutnant Peter Senfter, Inner-

villgraten.

Alle gewählten Standschützenof-

fiziere hatten in der k.u.k. Armee

gedient.

Über die

Mobilmachung

der

Standschützen im Kartitsch-

Tilliachertal bestehen verlässli-

che Aufzeichnungen. Demnach

erfolgte am Nachmittag des

25.

April in Kartitsch

eine Inspi-

zierung und „feldmäßige

Übung― mit nochmaliger

Mus-

terung

und

Vereidigung

für

alle vier Tal-Gemeinden.

Nachfolgende Aufzeichnungen

des Oswald Sint gelten für die

Tage um den

10. Mai 1915:

„ Nach Kartitsch kam ein Gene-

ral, der den Männern und Bur-

schen bekannt gab, dass jeder,

der sich zu den Standschützen

meldete, nur an der Heimatfront

eingesetzt würde. Ungefähr 35

meldeten sich und fast die glei-

che Zahl war schon dabei. Zum

Hauptmann dieser Gruppe

wählte man den Kapellmeister

Josef Strasser, der schon im ver-

gangenen Winter jungen Bur-

schen in einem Raum des Schul-

hauses das Schießen beige-

bracht hatte.“

Und:

„ In die Gemeinde waren

militärische Monturen und Ge-

wehre gekommen. Bei den Ge-

wehren gab es noch den

Typ ,Werndl’, aber auch 88er

und 95er Repetiergewehre.

Zwei Tage später standen die

Standschützen von Kartitsch, St.

Oswald und Hollbruck auf dem

Platz vor dem Schulhaus, voll-

zählig in des Kaisers Rock zur

Verteidigung gestellt. Ein hoher

Offizier nahm ihnen nach einer

patriotischen Rede den Eid ab.“

Ähnlich formierten sich die

Standschützenzüge in Ober- und

Untertilliach.

Mitte

April 1915 kursierte

im

Ort erstmals das Gerücht, in Mi-

litärkreisen beabsichtige man, die

Frontbefestigung eventuell auf

die

Grenzberge

am

Karnischen

Kamm

zu verlegen. Wer, wann

und warum dann tatsächlich dar-

über befunden hat, ist nicht be-

kannt, wohl aber, dass erst weni-

ge

Tage vor

der italienischen

Kriegerklärung

entschieden

wurde, die

Verteidigungslinie

vorerst auf den Höhen des

Kar-

nischen Kamm

zu errichten, da

nach der überlieferten Aussage

eines hohen Offiziers

„der Feind

oben zu halten“

sei.

An der Fron tbefes t i gung

Hollbruck - St. Oswald wurde

trotzdem vermindert weitergear-

beitet.

Die in den Wäldern oberhalb die-

ser Ortschaften angelegten

Schützengräben sind heute teil-

weise verfallen, über weite Stre-

cken aber noch deutlich erkenn-

Leutnant Josef Bodner, Kartitsch,

(li.o.), Leutnant Josef Klammer,

Untertilliach,(li.u.) und Oberleut-

nant Josef Lugger, Obertilliach,(re.)

Ehemalige Schützengräben in den Wäldern

oberhalb St. Oswald und Hollbruck