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Seite 39

Gemeindezeitung Kartitsch

November 2013

ach - und Untertilliach ebenfalls

in Obertilliach

die

„Eröffnung

der gemeinsamen Lichtanlage“

gefeiert. Zu dieser

Lichtfeier

, bei

der die

Blasmusikapellen

von

Kartitsch

und

Obertilliach

aus-

rückten, waren neben der Promi-

nenz von Politik und Behörden

ebenso die Vertreter des Ober-

pustertaler Elektrizitätswerkes so-

wie der Baufirmen geladen. Nach

einer kirchlichen Andacht wurden

im Rahmen einer Feier mit Festes-

sen insgesamt

sechs Persönlich-

keiten

, die sich um die Elektrifi-

zierung der Talschaft große Ver-

dienste erworben haben, zu

Eh-

renbürgern

aller vier Gemeinden

ernannt und zwar:

Dr. Fritz Hornik, Präsident des

Militär-Liquidierungamtes, (Fi-

nanzamt), Wien

Nationalrat LRR. Dr. Erich

Kneußl, Innsbruck, (bis 1927 Be-

zirkshauptmann von Lienz)

Ministerialrat Dr. Kober, Ministe-

rium für Land- und Forstwirt-

schaft, Wien

Oberfinanzrat Dr. Lichtenegger,

Ministerium für Land- und Forst-

wirtschaft, Wien

Bezirkshauptmann R.R. Franz

Kundratitz, Lienz

Baurat Ing. Mederer, Technischer

Leiter der Bezirks-Agrarbehörde,

Lienz (LN 43/1930)

Offensichtlich herrschte in den

Gemeindestuben bezüglich der

vielen Ehrenbürgerschaften große

Einhelligkeit, während etwa in

Kartitsch gegen Ende 1930 bezüg-

lich Elektrizität der erwünschte

Weihnachtsfriede noch nicht ein-

gekehrt war.

In

großer Einmütigkeit

scheint

aber die

Elektrifizierung

in der

bis 1939 selbständigen

Gemeinde

Hollbruck

von statten gegangen

zu sein. Bereits

Anfang Septem-

ber 1930

beging man dort ähnlich

wie später in Obertilliach mit Böl-

ler, Glockengeläute und einem

feierlichen Tedeum eine

große

Lichtfeier

, zu der die Musikka-

pelle von Panzendorf aufspielte

und Pfarrer Anton Kraler, ein

großer Befürworter des Projekts,

die große Eintracht der Bewoh-

ner bei der Einführung dieser

segensreichen Einrichtung ei-

gens hervorhob und viel Lob an

die drei Bürgermeister LA Ja-

kob Annewanter von Obertilli-

ach, Leonhard Wieser von Kar-

titsch und Thomas Sint von

Hollbruck aussprach. Dem Ver-

nehmen nach schien den

Hollbruckern neben dem elektri-

schen Licht der

Kraftstrom

zum Antrieb landwirtschaftli-

cher Maschinen noch wertvol-

ler. (LN 38/1930)

Durch die Weltwirtschaftskrise

kam der weitere Ausbau des

Stromnetzes Richtung Bergen -

Untertilliach etwas in Verzug,

aber bereits

im Herbst 1932

wurden die entlegenen Bergbau-

ernhöfe am

Klammberg

und

Kirchberg

in Untertilliach mit

elektrischer Energie versorgt.

Auch hier bedeutete der Einsatz

von Elektromotoren zum An-

trieb von Seilaufzügen eine gro-

ße Errungenschaft.

Tatsächlich wurden die Projekt-

kosten

großteils mit öffentli-

chen Mitteln

beglichen, die

Restkosten wurden nach einem

in allen vier Gemeinden ähnli-

chen System auf die Anschluss-

werber umgelegt. Diese wurden

angehalten, die

Strommasten

bereitzustellen und bei der Au-

ßenmontage Arbeitsleistungen zu

erbringen, darüber hinaus blieb

eine einmalige

Anschlussgebühr

zu begleichen.

Präzise Angaben hierüber sind

noch von Untertilliach bekannt.

Dort wurden die Strommasten

von den Waldbesitzern bereitge-

stellt und mit 10,- Schilling je

Stück bezahlt. Arbeitswillige

wurden gegen Bezahlung zu Gra-

bungs- und Montagearbeiten be-

schäftigt. Mit 4,- bis 5,- Schilling

pro Tagesschicht wurde dabei gut

bezahlt. Die durchschnittliche

Anschlussgebühr betrug 250,-

Schilling, das wären heute rund

855,- €. Zusätzlich konnten

Elektromotore zu Sonderpreisen

erworben werden, wozu aller-

dings das Geld fehlte. (Moser

Sepp, Untertilliach)

Für das Stromnetz in Obertilliach

wurden 205 Masten benötigt, von

denen jeder Stromabnehmer die

Kosten für zwei Stück überneh-

men musste. (Gemeindebuch

Obertilliach)

Konkrete Kosten von Kartitscher

Anschlusswerbern konnten nicht

mehr eruiert werden. Wohl aber

weiß man von einer Beschwerde

der Tann-Wiesenbesitzer wegen

der großzügig durchgeführten

Trassenschlägerung für die Hoch-

spannungsleitung.

Obzwar die Baufirmen ihre Elekt-

romonteure beistellten, wurden

einige hiesige Hilfsarbeiter als

Monteure angelernt, diese wurden

dann durch mehrere Jahre bei

Ortsnetzerweiterungen und Repa-

raturen beschäftigt. Für Kartitsch

wäre hier vor allem

Josef Stras-

ser jun.

Obertöller zu nennen,

der sich bereits beim 1920 sanier-

ten und von seinem Vater, dem

„Tölle“ betreuten ehemaligen

Kirchberg, Untertilliach