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November 2013
Gemeindezeitung Kartitsch
Seite 38
pflichtet. Den Bauauftrag erhielt
Elektromeister Kroneis, Wien.
Trotz größerer Verzögerungen bei
Montage und Haus-Installationen
wurde der Ort zu
Weihnachten
1928
mit elektrischem Licht be-
schenkt, was den heimischen
Schriftsteller und Heimatdichter
Oswald Sint bewog, diese turbu-
lenten Wochen dichterisch festzu-
halten. (Gedicht vom elektrischen
Licht in Gemeindezeitung Kar-
titsch Nr. 30)
Um die finanziellen Möglichkei-
ten der Anschlusswerber nicht
noch mehr zu belasten, wurden
vorerst nur zwei Elektromotoren
gekauft und von der Agrargemein-
schaft bezahlt, die zum Antrieb
landwirtschaftlicher Maschinen
jahrelang von Hof zu Hof herum-
gereicht wurden.
Ähnlich schwierig
wie in Kar-
titsch gestalteten sich die Bemü-
hungen um das Einverständnis der
Bevölkerung zur
Elektrifizierung
auch in
Obertilliach
. Erste Be-
sprechungen in den Jahren 1923
und 1924 blieben ohne Ergebnis,
ebenso Überlegungen zum Bau
eines eigenen Elektrowerkes im
Tal. Auch hier schienen die Ge-
gensätze zwischen Bewahren und
Fortschritt kaum überbrückbar.
Nun bemühten sich die
Gemein-
den des Oberpustertales
und im
Besonderen die
Bürgermeister
des
Kartitsch-Tilliachertales
in
den Endzwanzigerjahren um
Er-
satzleistungen
für
Kriegsschä-
den
in den während des Weltkrie-
ges belagerten Gemeinden. In zä-
hen Verhandlungen unter Feder-
führung des Obertilliacher Bürger-
meisters
LA Jakob
Annewanter
mit der Republik Österreich um
angemessene Entschädigungen
für bis dahin nicht vergütete Flur-
und Waldschäden und vor allem
großflächige
Holzschläge-
r u n g e n
z e i c h n e t e n
sich
um 1929
erste Erfolge
ab. Neben der
B e r e i t s t e l -
lung beschei-
dener Mittel zur Straßenerhal-
tung wurde der Obertilliacher
Bevölkerung dabei die völlig
unentgeltliche
Stromzuleitung
vom Oberpustertaler Elektro-
werk in Aussicht gestellt, als
Bedingung hiefür wurde aber
das Einverständnis zu einer ge-
planten
Feldzusammenlegung
erwartet. Damit wurden die Be-
wohner in zwei sich bekämp-
fende Lager gedrängt und die
Versorgung des Tales mit elekt-
rischer Energie neuerdings hin-
ausgezögert.
Durch mühsame Überzeugungs-
arbeit und Verhandlungsge-
schick sowie der Aussicht auf
öffentliche
Förderungsmittel
von 75 % der Gesamtkosten
gelang es Bürgermeister LA
Jakob Annewanter schließlich,
der Bevölkerung von Obertilli-
ach die
Zustimmung
zur
Elektrifizierung
abzuringen.
(Gemeindebuch Obertilliach)
Nach internen Vorbesprechun-
gen und Detailverhandlungen
tagte am 26. und 27. März 1930
in
Lienz
bzw.
Bad Weit-
lanbrunn
unter dem Vorsitz
des Präsidenten des Militär-
Liquidierungsamtes Dr. Fritz
Hornik eine
„Wiederauf-
baukommision“,
in der Vertre-
ter des Landwirtschaftsministe-
riums, der Tiroler Landesregie-
rung und de r Lande s -
Agrarbehörde mit dem Lienzer
Bezirkshauptmann Franz Kundra-
titz und LA Bürgermeister Jakob
Annewanter ein
„Arbeits-
programm für krieggeschädigte
Gebiete Osttirols“
erstellte.
Dabei wurde durch größtmögliche
Unterstützung die
„Elektrifi-
zierung des gesamten oberen
Gailtales von Hollbruck bis ein-
schl i eßl i ch St . Fl or i an“
(Untertilliach) mit der Bildung
einer Elektrogenossenschaft unter
Einbeziehung von
St. Oswald
festgeschrieben, ebenso die
Elekt-
rifizierung
von
Anras
, mit
Strombezug in beiden Fällen vom
Oberpustertaler Elektrizitätswerk,
weiters die
Errichtung verschie-
dener Seilaufzüge
im Raum Silli-
an,
almwirtschaftliche
Maßnah-
men in den Gailtaler Alpen
(Flurbereinigung in Tilliach, Gü-
terwegbau Eggenbach) sowie
Fertigstellung
des im Bau befind-
lichen
Obstanser Weges
in Kar-
titsch. Die
Finanzierung
sollte
durch den
Wiederaufbaufonds
erfolgen. (LN 14/1930)
Trotz der sich abzeichnenden
Wirtschaftskrise wurde nun im
Sommer 1930 zügig an der Ver-
sorgung des Tales mit elektrischer
Energie gearbeitet.
Am
17. Sept. 1930
fand in Ober-
tilliach die Gründungsversamm-
l u n g d e r „
E l e k t r o -
Genossenschaft Hollbruck -
Kartitsch - Obertilliach - Unter-
tilliach – rGmbH“
statt, in die
neben den Bürgermeistern und
namhaften Bürgern der betroffe-
nen Gemeinden als Funktionäre
erwartungsgemäß Bürgermeister
LA Annewanter
als Obmann be-
stellt wurde. (LN 36/1930)
Bereits am
15. Oktober 1930
wurde mit einem
gemeinsamen
Fest
der
vier Talgemeinden
Hollbruck - Kartitsch - Obertilli-
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Jakob Annewanter