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OBERLIENZerlesen 29

bereits gefallen. Mehrmals sollte

auch er knapp dem Tod entrin-

nen. Wegen einer Verwundung,

die er gerade im Lazarett ausheil-

te, überlebte er im April 1916 die

Sprengung des Col di Lana durch

die Italiener. Wegen »Kränklich-

keit« aus dem Kriegsdienst ent­

lassen, wurde er ab 1917 im

Schwefe l k ie s-Bergwerk

Panz endor f-Te s s enbe r g

eingesetzt, u. a. neben rund

25 kriegsgefangenen Rus-

sen und Italienern.

Nach dem Ersten Weltkrieg

zog Josef Oberhauser erneut

ins Ruhrgebiet. Abseits

seines Daseins als Berg-

und Bauhilfsarbeiter schuf

er mit Laubsäge und

Schnitzmesser sein Monu-

ment. Er schnitzte sich so-

zusagen das große Leid des

Krieges von der Seele und bezog

gleich den Schmerz der ganzen

Welt in seine Trauerarbeit mit

ein. Nach der Fertigstellung ließ

er nicht nur eine Postkarte von

seinem

»Krieger-Ehren-Mal«

drucken, sondern verfasste um

1933/45 ein Büchlein, in dem er

seine Beweggründe schilderte.

Inständig darin sein Aufruf an

»unseren Führer Adolf Hitler«,

den Frieden zu sichern. Die Ent-

fesselung des Zweiten Weltkriegs

durch eben diesen »Führer« im

September 1939 erlebte Josef

Oberhauser nicht mehr. Er starb

1936, nur 55 Jahre alt. Sein Sohn

gleichen Vornamens transportier-

te den Schrein 1951 per Zug und

Handkarren von Castrop-Rauxel

in Westfalen nach Lienz.

Martin Kofler

Aus dem Buch „Gesichter der

Geschichte“

Schicksale aus Tirol

1914 – 1918

von Michael Forcher und

Bernhard Mertelseder;

mit freundlicher Genehmigung

vom Haymon Verlag.

Die Familie Oberhauser im Jahr 1895. V. l.: Anton (im Lazarett verstorben 1918), Ludwig (gefallen

1914). Helena, Vater Johann (verstorben 1914), Johann (gefallen 1915), Franziska, Josef (der

spätere »Schnitzer« des Ehrenmals, 1881-1936).

Josef Oberhauser jun. mit einem Foto

seines Vaters und dem Schrein, den er

1951 von Westfalen nach Lienz

gebracht hat.

© Chronik Oberlienz