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BLICK
Ein
2. Sonntag im November; Ende am letzten Sonntag im April.
In den regelmäßig stattfindenden Lehrerkonferenzen wur-
den die Lerninhalte für Religion, Sprachlehre und Rechnen
festgesetzt. Den Abschluss des Schuljahres bildete all-
jährlich die Religionsprüfung, für Lehrer und Schüler glei-
chermaßen aufregend. Der Probst von Innichen, später der
Dekan von Sillian nahmen unter „den strengen Blicken der
Gemeindeväter“ diese Prüfung ab. Kein Wunder, wenn man-
chem Schüler das „Schulschwänzen“ aus diesem Anlass
verziehen wurde.
DIE VOLKSSCHULE WÄHREND DER BEIDEN WELTKRIEGE,
IN DER ZWISCHEN- UND NACHKRIEGSZEIT
Die wachsende Schülerzahl, es waren um die 250 Schü-
lerInnen, erforderte zusätzliche Klassen; die Schule wurde
drei-, später vier- bzw. fünfklassig. 1912 kaufte die Ge-
meinde vom Arbeiterverein das Vereinshaus (heute altes
Gemeindehaus, Sillian Nr. 84), das bis 1953 als Schulhaus
diente.
In den Kriegsjahren 1915/16 fielen 776 Granaten im Raum
Sillian. In den Räumlichkeiten der Schule wurde ein Lazarett
eingerichtet, und der Unterricht bis Ende 1916 nach Arnbach
verlegt.
Um den Landkindern nach Erfüllung der Schulpflicht eine
weiterführende Ausbildung zu ermöglichen, entstand 1921
auch in Sillian die “ländliche Fortbildungsschule“. Angespro-
chen waren die 14-16 Jährigen mit insgesamt 90 Unter-
richtsstunden jährlich. Der Unterricht erfolgte in der Zeit der
Winterschule jeden Donnerstag von 8 Uhr bis 12 Uhr. Laut
Schulchronik hielt sich die Sinnhaftigkeit dieser Einrichtung
aus Lehrer- und Schülersicht in Grenzen!
Der 2. Weltkrieg brachte drastische Veränderungen im
Schulgeschehen. Gleich zu Kriegsbeginn 1938/ 39 wurden
die Barmherzigen Schwestern aus dem Schuldienst entlas-
sen, viele Lehrer mussten zum Militär, was einen ständigen
Lehrerwechsel zur Folge hatte. 3 Lehrpersonen, nämlich
Frau Maria Wunderer in der 1. Klasse, Frau Olga Brunner in
der 2. Klasse und Schulleiter Viktor Wanner in der 3. und 4.
Klasse
(Er hatte zeitweise 108 Schüler im Halbtagsunterricht!) un-
terrichteten in dieser Zeit über 250 Schüler. Auch Kinder aus
deutschen Großstädten wie Bremen, Berlin usw. besuchten
im Rahmen der Kinderlandverschickung die hiesige Volks-
schule.
Ab Februar 1945 dienten die Schulklassen als Lazarett. Der
Unterricht fand in den Kinoräumlichkeiten statt, wo unzumut-
bare Zustände herrschten: die Schüler saßen zusammen-
gepfercht in „baufälligen“ Bänken, katastrophale sanitäre
Verhältnisse, keine Lehrmittel…Kreativität war angesagt.
Die Lehrpersonen griffen zur Selbsthilfe mit Zeichnungen,
Erzählungen und viel Fantasie… Auf Befehl der englischen
Besatzung endete das Schuljahr bereits im Mai 1945.
In den Nachkriegsjahren kam langsam wieder Leben in den
Schulbetrieb. 1948 begann die UNICEF- Kinderausspeisung;
Lehrmittel und Bücher wurden angekauft, auf dem Markt-
platz fanden Mai-Singen statt, und der große Renner waren
die Schulfilme.
SILLIAN WIRD HAUPTSCHULSTANDORT
Um den Oberländer Kindern auf freiwilliger Basis eine er-
weiterte Schulbildung zu ermöglichen, entschlossen sich
die Schulbehörde und die Marktgemeinde auf Initiative des
späteren Direktors Georg Großlercher eine Hauptschule
einzurichten. Dazu mussten bessere Rahmenbedingungen
Chronik
Innsbruck-Aktion 2009: 4. Klasse der VS Sillian mit der Klasse
des Sonderpädagogischen Zentrums (SPZ) mit Lehrer Andre-
as Moser, Lehrerin Sandra Wieser und Betreuerin Maria Theurl
(rechts außen).
Arbeiten am Computer. Foto: NMS
Volksschule Sillian mit den neuen Erweiterungsbauten der Po-
lytechnischen Schule, 2008–2009.