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BLICK

Ein

Chronik

Es ist ein weiter Weg von den Anfängen des Schulunterrichts

bis zu den heutigen modernen Bildungsstätten, ein Weg, der

durch Jahrhunderte viele Menschen in ihrer Entwicklung

begleitete und prägte.

Die Erwartungen an die Schule waren vor Jahrhunderten

andere als heute. Der erste und wichtigste Lehrmeister war

die Großfamilie, die dem jungen Menschen Kenntnisse und

Fertigkeiten des täglichen Lebens vermittelte. In der Schule

lernten die Kinder lesen, schreiben und rechnen.

Heute ist man der Meinung, alles im „organisierten Unter-

richt“ lernen zu müssen. Die Anforderungen an die Schule

haben sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt, von der

„Schiefertafel“ von gestern zur „multimedialen Welt“ von

heute.

DIE ANFÄNGE DER SILLIANER SCHULE

Die erste schulische Einrichtung geht in Sillian wie in ganz

Tirol auf die Kirche zurück. Die Lehrer, nachweislich um

die Mitte des 14. Jahrhunderts, waren Kapläne, die zuerst

nur Knaben für den Altardienst und Kirchengesang ausbil-

deten. Einen großen Einfluss auf das Schulwesen übten

die Bruderschaften aus, vor allem die „Mariä Reinigungs-

Bruderschaft“, die im Laufe der Zeit durch diverse Stiftun-

gen ziemlich vermögend wurde und bis in die Mitte des 15.

Jahrhunderts einen eigenen Kaplan, der „Schullehrer“ war,

unterhielt. Der Unterricht erfolgte in Bauernstuben und im

Pfarrhaus. Die Bruderschaft unterstützte später den Bau des

1. Sillianer Schulhauses, das 1576 unterhalb des Friedhofs

(heute Haus Rauter) begonnen und 1598 seiner Bestim-

mung übergeben wurde. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts

übertrugen die Pfarrer den Unterricht häufig einem „weltli-

chen Lehrer“, den die Bruderschaft bezahlte. Er musste die

katholische Glaubenslehre beherrschen und versprechen, in

der Schule keine „lutherischen Schriften“ zu lesen. Dass die

Kontrolle von Seiten der Kirche überhaupt sehr streng war,

zeigt folgendes Beispiel: In der Pfarrchronik von 1573 wird

ein „Mathias Alban“, Sohn des „Lorenz Alban“, Besitzer der

„ Albanischen Wirtstaverne“ (heute Gasthof Schwarzer Ad-

ler) erwähnt, dem als Lehrer verboten wurde, während des

„schuelunterichts“ in seiner Taverne „Ausschank zu halten“.

1586 erließ Erzherzog Ferdinand II. die erste Tiroler Schul-

ordnung, die besagte, „dass die Schulmeister die Kinder in

Religion, Gesang, Lesen, Schreiben und etwas Rechnen“

unterrichten und sie in „aller Tugend, Zucht und Ehrbarkeit“

erziehen sollten. Es bestand noch keine Schulpflicht, daher

gab es in der Bevölkerung viele Analphabeten.

DIE EINFÜHRUNG DER ALLGEMEINEN SCHULPFLICHT

Kaiserin Maria Theresia führte mit Verordnung vom 6. Dezem-

ber 1774 in ihren Erbländern die „allgemeine Schulpflicht“

ein. Es entstanden neben den Städten auch in den Dörfern

sogenannte Trivialschulen. Das theresianische Gesetz regelte

die Dauer des Schulbesuchs mit 6 Jahren, die Ausbildung der

Lehrer und übertrug die Schulaufsicht weltlichen Gremien.

Auf die Bestellung der Lehrer übte die Kirche einen großen

Einfluss aus. Bevorzugt wurden solche, die „eine musikali-

sche Befähigung“ nachweisen konnten. Auch wenn in Hin-

kunft ausgebildete Lehrer unterrichteten, war die Bezahlung

so gering, dass viele einen Zusatzberuf wie Mesner, Organis-

ten, Schreiber usw. ausüben mussten. Sillian besaß ab 1776

eine Trivialschule, die durch das erfolgreiche Zusammenwir-

ken der beiden Schulaufseher, dem Landrichter Spielmann

und dem Pfarrer Perathoner, weitum zum Vorbild wurde. Die

Bruderschaft von „der christlichen Lehre“ setzte sich für die

Übersiedlung der Schule in den „Lipperturm“, vormals ein

Ansitz, (heute Haus Schranzhofer Jakob) ein.

Von der Schiefertafel zum Notebook

Geschichte der Sillianer Schulen

Auszug aus der Schulchronik 1883

Der sog. Lipperthurm, das zweite Sillianer Schulhaus, ab 1782

benützt, in einer Zeichnung von Pfarrer Ignaz Paprion, 1785/86.