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September 2017 Gemeindekurier Nußdorf-Debant 88. Ausgabe
37
Bäuerinnen
Das Astental, ein Kräuterparadies
Die Bäuerinnen lu-
den zu einer beson-
deren Kräuterwan-
derung ins schöne
Astental (Mölltal)
ein. Die Kräuterex-
pertin
Monika
Bachlechner kün-
digte der interessier-
ten Gruppe viele be-
sondere und nützli-
che Pflanzen an,
und so konnten wir an ihrem umfang-
reichen Wissen teilhaben. So kam es,
dass wir für die erste Pflanze nicht
mal einen Schritt weit laufen muss-
ten. Denn direkt neben der Töllehütte
standen prächtige Lärchen, welche
im Winter ihre Nadeln verlieren und
dadurch im Sommer ein frisches Na-
delkleid tragen. Zur Lärche gab es di-
rekt eine kleine Zeitreise in die tradi-
tionelle Volksheilkunde. So erfuhren
wir, dass die Leute früher Lärchen-
pechsalbe herstellten, um Hustenlei-
den oder Lungenentzündungen zu
mildern. Weiter ging es dann zum na-
hegelegenen Bach, an dem im herrli-
chen Pink das schmalblättrige Wei-
denröschen wuchs. Die Pflanze leis-
tet Starthilfe für andere Pflanzen, in-
dem sie den Boden gut durchlüftet
und mit Nährstoffen versorgt. Sie gilt
als Heilpflanze für Blasen- und Nie-
renleiden. Die Blätter und Blüten
können dafür zu einem
schmackhaften Tee verarbei-
tet werden. Anschließend
entdeckten wir gespannt
Huflattich, Salbei und Hir-
tentäschel. Letzteres wirkt
blutstillend und war früher
ein wichtiges Utensil für
Hebammen. Zudem enthält
es die essenzielle Aminosäure Linol-
säure, die der Körper nicht selber her-
stellen kann, weswegen die Blüten im
Kräuteraufstrich oder Salat nicht nur
nett anzuschauen sondern auch sehr
gesund sind. Das Echte
Johannis-
kraut
(Hypericum perforatum) durf-
te natürlich auch nicht fehlen - der
Alleskönner der Alpen. Es hilft vor
allem bei jeglichen Verletzungen der
Nerven z.B. bei Rückenschmerzen
oder schmerzhaften Prellungen des
Steißbeins. Zudem wirkt Johannis-
krauttee oder -öl gegen Depressio-
nen. Sehr häufig begegnete uns auch
der Rotklee, er gehört zur Familie der
Fabaceae / Schmetterlingsblütenge-
wächse und enthält viel Eiweiß und
wirkt regulierend auf den Hormon-
haushalt. Deswegen ist der Tee aus
den Blüten vor allem für Frauen in
den Wechseljahren interessant. Den
Bedarf an Bitterstoffen (kommt meist
zu kurz in unserer
Ernährung) können
beispielsweise die
Moschus Schafgar-
be/Almwehrmut
oder auch die Ge-
meine Schafgarbe
decken.
Kleine
Mengen der Blätter
können dafür ganz
leicht zum Kräuter-
salz ergänzt werden.
Die Gemeine Schaf-
garbe (Achillea mil-
lefolium), benannt
nach dem grie-
chischen Sagenhel-
den Achilles, der seine Achillessehne
mit Schafgarbe geschützt haben soll,
kann allerdings noch viel mehr
als nur Bitterstoffe liefern. Ein
Blütentee regt die Durchblutung
vor allem der Geschlechtsorgane
an und wirkt demzufolge lin-
dernd bei krampfartigen Regel-
schmerzen. Ganz nebenbei enthält
die Schafgarbe auch alle Schüssler-
Salze und Kieselsäure. Recht häufig
zu finden sind der Breit-, Mittlere
und Spitzwegerich, die alle drei
hauptsächlich gegen Husten und Er-
kältung wirken. Mittels Honig oder
Rohrzucker kann ein wohlschme-
ckender Sirup hergestellt werden, der
selbst Kindern schmeckt. Auf unse-
rem kleinen Kräutererkundungsweg
entdeckten wir sogar ein Kraut, wel-
ches vor allem zu früheren Zeiten zur
Käseherstellung genutzt wurde. Das
Labkraut enthält das Labenzym und
wird in England heute noch der Ches-
terkäse mit Hilfe des Labkrauts her-
gestellt. Zu guter Letzt durfte die
klassische Bergheilpflanze schlecht-
hin nicht fehlen. Es handelt sich da-
bei um die
Arnika
(Arnica montana).
Sie wirkt heilend auf stumpfe Verlet-
zungen wie einem verstauchten Fuß.
Sogar bei einem Herzinfarkt sollte
man am besten immer Arnika bei der
Hand haben, da es das Blut verflüs-
sigt und somit einem Infarkt entge-
genwirkt.
Nach dieser sehr spannenden Reise in
die Welt der Kräuter ließen wir den
Vormittag bei einer gemütlichen
Brotzeit ausklingen. Der von den
Bäuerinnen selbst produzierte cremi-
ge Bauerntopfen wurde verfeinert mit
den gesammelten Kräutern und war
auf dem herrlich duftenden Bauern-
brot ein wahrer Gaumenschmaus!
Wer mehr über Kräuter erfahren will,
dem sei ein Kurs mit Monika Bach-
lechner sehr ans Herz gelegt!
© Luisa Schumann, Praktikantin am Gerlhof
Frauenmantel
Schmalblättriges
Weidenröschen