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September 2017 Gemeindekurier Nußdorf-Debant 88. Ausgabe

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Bäuerinnen

Das Astental, ein Kräuterparadies

Die Bäuerinnen lu-

den zu einer beson-

deren Kräuterwan-

derung ins schöne

Astental (Mölltal)

ein. Die Kräuterex-

pertin

Monika

Bachlechner kün-

digte der interessier-

ten Gruppe viele be-

sondere und nützli-

che Pflanzen an,

und so konnten wir an ihrem umfang-

reichen Wissen teilhaben. So kam es,

dass wir für die erste Pflanze nicht

mal einen Schritt weit laufen muss-

ten. Denn direkt neben der Töllehütte

standen prächtige Lärchen, welche

im Winter ihre Nadeln verlieren und

dadurch im Sommer ein frisches Na-

delkleid tragen. Zur Lärche gab es di-

rekt eine kleine Zeitreise in die tradi-

tionelle Volksheilkunde. So erfuhren

wir, dass die Leute früher Lärchen-

pechsalbe herstellten, um Hustenlei-

den oder Lungenentzündungen zu

mildern. Weiter ging es dann zum na-

hegelegenen Bach, an dem im herrli-

chen Pink das schmalblättrige Wei-

denröschen wuchs. Die Pflanze leis-

tet Starthilfe für andere Pflanzen, in-

dem sie den Boden gut durchlüftet

und mit Nährstoffen versorgt. Sie gilt

als Heilpflanze für Blasen- und Nie-

renleiden. Die Blätter und Blüten

können dafür zu einem

schmackhaften Tee verarbei-

tet werden. Anschließend

entdeckten wir gespannt

Huflattich, Salbei und Hir-

tentäschel. Letzteres wirkt

blutstillend und war früher

ein wichtiges Utensil für

Hebammen. Zudem enthält

es die essenzielle Aminosäure Linol-

säure, die der Körper nicht selber her-

stellen kann, weswegen die Blüten im

Kräuteraufstrich oder Salat nicht nur

nett anzuschauen sondern auch sehr

gesund sind. Das Echte

Johannis-

kraut

(Hypericum perforatum) durf-

te natürlich auch nicht fehlen - der

Alleskönner der Alpen. Es hilft vor

allem bei jeglichen Verletzungen der

Nerven z.B. bei Rückenschmerzen

oder schmerzhaften Prellungen des

Steißbeins. Zudem wirkt Johannis-

krauttee oder -öl gegen Depressio-

nen. Sehr häufig begegnete uns auch

der Rotklee, er gehört zur Familie der

Fabaceae / Schmetterlingsblütenge-

wächse und enthält viel Eiweiß und

wirkt regulierend auf den Hormon-

haushalt. Deswegen ist der Tee aus

den Blüten vor allem für Frauen in

den Wechseljahren interessant. Den

Bedarf an Bitterstoffen (kommt meist

zu kurz in unserer

Ernährung) können

beispielsweise die

Moschus Schafgar-

be/Almwehrmut

oder auch die Ge-

meine Schafgarbe

decken.

Kleine

Mengen der Blätter

können dafür ganz

leicht zum Kräuter-

salz ergänzt werden.

Die Gemeine Schaf-

garbe (Achillea mil-

lefolium), benannt

nach dem grie-

chischen Sagenhel-

den Achilles, der seine Achillessehne

mit Schafgarbe geschützt haben soll,

kann allerdings noch viel mehr

als nur Bitterstoffe liefern. Ein

Blütentee regt die Durchblutung

vor allem der Geschlechtsorgane

an und wirkt demzufolge lin-

dernd bei krampfartigen Regel-

schmerzen. Ganz nebenbei enthält

die Schafgarbe auch alle Schüssler-

Salze und Kieselsäure. Recht häufig

zu finden sind der Breit-, Mittlere

und Spitzwegerich, die alle drei

hauptsächlich gegen Husten und Er-

kältung wirken. Mittels Honig oder

Rohrzucker kann ein wohlschme-

ckender Sirup hergestellt werden, der

selbst Kindern schmeckt. Auf unse-

rem kleinen Kräutererkundungsweg

entdeckten wir sogar ein Kraut, wel-

ches vor allem zu früheren Zeiten zur

Käseherstellung genutzt wurde. Das

Labkraut enthält das Labenzym und

wird in England heute noch der Ches-

terkäse mit Hilfe des Labkrauts her-

gestellt. Zu guter Letzt durfte die

klassische Bergheilpflanze schlecht-

hin nicht fehlen. Es handelt sich da-

bei um die

Arnika

(Arnica montana).

Sie wirkt heilend auf stumpfe Verlet-

zungen wie einem verstauchten Fuß.

Sogar bei einem Herzinfarkt sollte

man am besten immer Arnika bei der

Hand haben, da es das Blut verflüs-

sigt und somit einem Infarkt entge-

genwirkt.

Nach dieser sehr spannenden Reise in

die Welt der Kräuter ließen wir den

Vormittag bei einer gemütlichen

Brotzeit ausklingen. Der von den

Bäuerinnen selbst produzierte cremi-

ge Bauerntopfen wurde verfeinert mit

den gesammelten Kräutern und war

auf dem herrlich duftenden Bauern-

brot ein wahrer Gaumenschmaus!

Wer mehr über Kräuter erfahren will,

dem sei ein Kurs mit Monika Bach-

lechner sehr ans Herz gelegt!

© Luisa Schumann, Praktikantin am Gerlhof

Frauenmantel

Schmalblättriges

Weidenröschen