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Gisela war Mutter und Hausfrau, begeisterte Chorsänge-

rin, gewissenhafte und pflichtbewusste Gemeindebedien-

stete.

Am 3. Juli 2017 ist in

Nußdorf-Debant im

88. Lebensjahr Frau

Gisela Mitterer, gebo-

rene Hainzer, verstor-

ben. Mit ihr schied

eine Persönlichkeit

aus dem irdischen

Leben, die bedeutende

Spuren hinterlassen

hat. Spuren in ihrem

privaten Leben in

Familie und Verwand-

tenkreis; Spuren als

langjährige und bis ins

hohe Alter mit Hingabe tätige Altistin bei den Kirchenchören

von Assling und Lienz St. Andrä; Spuren im musikalischen

Werdegang ihrer drei Kinder, die sie mit liebevollem Nach-

druck und der ihr eigenen Zähigkeit bis zu höchster Professio-

nalität begleitet hat; Spuren in der Verwaltung der Gemeinde

Assling, wo sie über 30 Jahre lang gewissenhaft und pflichtbe-

wusst ihren Dienst verrichtete.

Geboren wurde Gisela am 14. März 1930 als ältestes von sie-

ben Geschwistern der Gastwirts- und Bauernfamilie Hainzer,

vlg. Trojer, in Assling. Nach der Volksschule in Assling

besuchte sie (was für die damalige Zeit wohl äußerst selten

war) die Hauptschule in Lienz und anschließend die zweijähri-

ge Handelsschule in Lienz. Sechs Jahre lang ging sie hiefür

täglich zu Fuß von Assling nach Thal um mit dem Zug zur

Schule zu fahren. Dazu musste sie auch schon früh in Haus,

Feld und Stall mitarbeiten. Diese frühen Erfahrungen in einer

von Arbeit, Aufgaben und Pflichten geprägten Jugendzeit

waren wohl prägend für Giselas ganzes weiteres Leben.

1955 heiratete sie Max Mitterer, der als Schulleiter an der

Volksschule Assling tätig war und sie brachte die Kinder

Anita, Wolfgang und Gitti zur Welt.

Nach dem frühen Tod ihrer Mutter im Jahre 1960 gesellten

sich zu den Sorgen um die eigene Familie auch noch Sorgen

um ihre jüngeren Geschwister und um die Fortführung der

elterlichen Gastwirtschaft. In dieser Zeit wurde ihr das Kochen

im Gastbetrieb zur Selbstverständlichkeit und Kinder und

Enkelkinder wussten ihren Geschmackssinn besonders bei der

Zubereitung von Hausmannskost zu schätzen.

Im Jahre 1974 übersiedelte die Familie Mitterer von der Woh-

nung im alten Schulhaus in Assling in ihr neu erbautes Eigen-

heim in Nußdorf.

Chorgesang lernte Gisela schon in jungen Jahren bei Koopera-

tor Gerhard Puffmann, der nach dem 2. Weltkrieg nochmals

kurz in der Pfarre Assling tätig war. Sie wirkte von da an über

viele Jahrzehnte als Altistin bei den Kirchenchören Assling

(von 1950 bis 1990 unter Leitung ihres Gatten Max) und St.

Andrä in Lienz (ebenfalls 24 Jahre lang unter der Leitung von

Max Mitterer). Bereits in den 1960-er Jahren fuhr sie mit

ihrem Gatten Max und der Sangeskollegin Rosmarie Nieder-

wieser zu Proben mit der Chor- und Orchestervereinigung in

Lienz. Aus dieser Zeit blieben ihr großartige Aufführungen,

wie etwa „Die Schöpfung“ von Josef Haydn oder die „Johan-

nes Passion“ von Johann Sebastian Bach, zeitlebens in Erinne-

rung. Erst im hohen Alter von 80 Jahren, in der Zeit als Max

aus gesundheitlichen Gründen den „Orgelbock“ für immer

verlassen musste, beendete auch Gisela 2010 ihre aktive Lauf-

bahn als Chorsängerin. Für ihr langjähriges Wirken wurde ihr

in vielfältiger Weise Dank und Anerkennung ausgesprochen.

So erhielt sie unter anderem bereits im Jahre 1994 das „Ehren-

zeichen in Gold“ des Tiroler Sängerbundes.

Das Berufsleben von Gisela Mitterer war und ist wohl

untrennbar und unvergesslich mit ihrer Funktion als Leiterin

der Gemeindekassenverwaltung in Assling verbunden. In die-

se Aufgabe steckte sie mehr als drei Jahrzehnte lang ihren Ehr-

geiz und ihr unumstrittenes fachliches Können. Ihr

Arbeitseinsatz war von Pünktlichkeit, Gewissenhaftigkeit und

Pflichtbewusstsein getragen und gekennzeichnet. Der erste

Dienstantritt im Dezember 1949 dürfte für sie ein vorgezoge-

nes Weihnachtsgeschenk der Gemeinde gewesen sein. Sie

dankte es mit ihrem vollen Arbeitseinsatz bis zu ihrer Pensio-

nierung im März 1985.

Neben der Arbeit als Kassenleiterin waren ihr, bis zur Grün-

dung des Standesamtsverbandes Lienz im Jahre 1968, auch die

administrativen Arbeiten für das Standesamt Assling anver-

traut und sie fungierte von 1951 bis 1961 als Standesbeamten-

stellvertreterin.

Nicht unerwähnt an vielfältigen Aufgaben von Gisela soll

bleiben, dass sie in den 60-er Jahren die Ortsstelle Assling der

damals noch eigenständigen Landwirtschaftskrankenkasse für

die Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft, mit Inkas-

so und Buchführung, leitete und in den Schuljahren 1964 bis

1966 an der Volksschule Assling das Fach „Mädchenhandar-

beiten“ unterrichtete.

Im hohen Alter betreute Gisela noch mit Hingabe ihren Mann

Max, dessen Gesundheitszustand sie aber zunehmend belaste-

te. Als Unterstützung und Hilfe kam in dieser Zeit der polni-

sche Pflegehelfer „Bogo“ (so wurde er gerufen) ins Haus, der

ihr bis zum Sterben von Max Mitterer im Frühjahr 2012 immer

hilfreich zur Seite stand. Bogo blieb dann auch weiter im Haus

und war ihr in den letzten Lebensjahren eine große Stütze.

Dadurch konnte sie diese Jahre noch daheim in gewohnter

Umgebung erleben.

Nach einem Schenkelhalsbruch im Herbst 2016 verschlechter-

te sich der Gesundheitszustand von Gisela so sehr, dass häusli-

che Pflege nicht mehr möglich war. Die Übersiedlung in das

neu erbaute Wohn- und Pflegeheim in Nußdorf-Debant war

unvermeidlich geworden. Ihre kraftvolle Natur und ihr starker

Lebenswille ließen sie dort doch noch längere Zeit mit dem

Sterben ringen, eine Zeit, die ihr und ihren Angehörigen zum

Abschied nehmen beschert war.

Den Sterbegottesdienst für Gisela Mitterer und die Urnenbei-

setzung am 22. Juli 2018 in der Pfarrkirche in Assling und auf

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08/2017

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Erinnerungen an Gisela Mitterer, geb. Hainzer

1930 - 2017