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FODN - 65/01/2017

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LANDWIRTSCHAFT

tens einer ÖPUL- Maßnahme erforder-

lich. Für den Jahrling gibt es seit 2004

auch parallel zum konventionellen Rind

auch eine eigene Bio-Jahrling Vermark-

tungsschiene.

Prinzipiell können in allen M-Preis

Filialen Jahrlingsprodukte gekauft

werden, in manchen nur mit Einzel-

bestellung. Seit kurzem ist auch eine

Jahrlingswurst am Markt, die die

ganzheitliche Vermarktung des Jahr-

lingrindes erleichtern soll, denn der

Detailverkauf beschränkt sich bedau-

erlicherweise fast nur auf die Edelteile.

Dabei handelt es sich um ein sehr junges

Fleisch, das sich geschmacklich zwi-

schen Kalb und Rind einordnen lässt.

Die Viehmarketing Tirol betont, dass

es jedenfalls empfehlenswert sei, auch

Innereien, Zunge, Wangerl oder Wad-

schinken zu probieren. Auf Nachfrage

–so sagte man mir- wäre so gut wie alles

erhältlich. Es hat sich aber herausge-

stellt, dass in Filialen mit einer eigenen

Metzgerei-Abteilung und die fachkun-

dige Beratung eines Metzgers die Scheu

kleiner ist, einmal Ungewohntes zu kau-

fen und zuzubereiten.

Natürlich schlachten auch immer wie-

der „Jahrlings-Bauern“ von Zeit zu Zeit

selber ein Stück und vermarkten es ab

Hof, die Kalser Schlachtstelle ist dafür

ja bestens geeignet!

Am Hoaz Hof wird seit über 15 Jahren

inMutterkuhhaltung bewirtschaftet und

seit ungefähr 8 Jahren speziell auf den

Tiroler Jahrling gemästet. Stefan hält in

seiner 9 Mutterkühe umfassenden Her-

de keinen eigenen Stier, sondern belegt

künstlich und teilweise auch mit Weiß-

blauen Belgiern auf seine Fleckvieh-

kühe. Bei bewährten Kühen allerdings

deckt er mit reinrassigen Fleckviehstie-

ren für eine natürliche Nachzucht im

Fall von weiblichen Nachkommen.

Die Haltung ohne Stier ist für die

Abkalbungsplanbarkeit und die unpro-

blematische Alpung von Vorteil. Die

Alm im „Tschadin“ bewirtschaftet Ste-

fan zusammen mit Familie Oberlohr

vlg. Luckner und kann sich so in der

Viehkontrolle wöchentlich mit ihnen ab-

wechseln.

Seit seinem schweren Unfall vor vier

Jahren ist er in Vollzeit am Hof tätig

und musste nach 8 Operationen auch

das Zugeständnis machen, nicht mehr

bergführen zu können.

Als zweiten Erwerbszweig werden

beim Hoaz schon seit vielen Jahren

Zimmer vermietet, früher noch nostal-

gisch mit höherer Bettenzahl und we-

niger Komfort, heute mit 10 Betten in

Privatzimmervermietung mit Dusche

und WC und Frühstück.

Dafür zeichnet Gertraud am Hoaz-

Hof verantwortlich und sie ist es auch,

die sich um die Zimmer, die Gäste und

den Schriftverkehr, der nicht minder

zeitintensiv als die Zimmerwartung ist,

kümmert. Die Buchungen kommen zu

40 Prozent als Wiederholungsbuchun-

gen durch Stammgäste aber der Groß-

teil sind doch Neu- bzw. Einmalbucher

und die werden mittels der Kalser Tou-

rismusseite bzw. Diensten wie „Bergfex“

auf den Hoazhof gebracht oder erfahren

einfach über Mundpropaganda davon

und buchen dann.

Wenn einmal mehr zu tun ist in der

Privatzimmervermietung und der Land-

wirtschaft helfen auch die drei mittler-

weile erwachsenen Kinder Stefanie,

Melanie und Johannes, sowie Schwie-

gersohn Markus. Die Hoaz-Kinder wa-

ren es von klein auf gewöhnt die Stube

mit den Gästen zu teilen und trotzdem

schaffte es die Familie in all den Jahren

sich ihre Privatsphäre in der Küche zu

erhalten.

Mittlerweile tummeln sich auch ab-

wechselnd die drei Enkelkinder beim

Hoaz und so übernimmt Traudl, die 18

Jahre lang bei den Ortsbäurinnen im

Ausschuss tätig war auch ein paar Mal

pro Woche die Kinderbetreuung. Auf

meine Frage was sie denn außer arbeiten

in Ihrer Freizeit mache, lacht sie -und

das tut sie oft und gerne- und antwor-

tet in gewohnt Kalser Art, sie brauche

nicht viel Freizeit und schon gar nichts

Außergewöhnliches darin. Ein schöner

Spaziergang, eine gute Tasse Kaffee

und ein feines Stück Kuchen reichen

vollkommen.

Und ich denke, das macht es aus. Eine

Familie, die sich gut versteht, zusam-

men hilft und in Zufriedenheit ihren

Hof bewirtschaft und dabei Produkte

schafft, die wir in bester Qualität in Ti-

rol kaufen und genießen können.

Ich bedanke mich für das Interview

und wünsche der Familie Schneider Al-

les Gute in Haus und Hof, beim „Hoaz“

in Glor.