10
Claudia Libiseller von Brömssen
Dez. 2016
Von der ruhigen, zarten Schülerin
zur Universitätsprofessorin in Schweden
- die Karriere von Claudia Libiseller ist
das Resultat von Fleiß, Ausdauer und
Zielstrebigkeit.
Claudia, geboren 1975 in Lienz,
Tochter der Sophie und des Hans Libi-
seller, besuchte nach der Volksschule in
Tristach das Gymnasium in Lienz und
maturierte 1993.
Koflkurier:
Wusstest du nach der
Matura schon, was du studieren wirst?
Claudia:
Nein, ich hatte aber
eine Vorliebe für Zahlen. Eine Broschü-
re über Studienrichtungen bot mir dafür
drei Möglichkeiten: Mathematik, Logis-
tik und Statistik. Ich entschied mich für
Statistik und zog im Herbst 1993 nach
Wien in ein Studentenheim und besuch-
te die Universität.
Ich interessierte mich für das Eras-
musprojekt, das es Studenten ermög-
licht, für ein oder zwei Semester an
einer Universität im Ausland zu studie-
ren. Nachdem ich ausgewählt wurde,
entschied ich mich für Schweden. Im
Frühjahr 1997 reiste ich nach Uppsala,
einer Stadt mit rund 150.000 Einwoh-
nern.
Koflkurier:
Hattest du vorher schon
die Möglichkeit Schwedisch zu lernen?
Claudia:
Ich hatte schon lan-
ge daran gedacht einen Schwedisch-
kurs zu besuchen, allerdings kam mir
der Unistreik 1996 dazwischen und
ich musste länger warten, bis wieder
ein Kurs angefangen hat. Die meisten
Vorlesungen und Seminare an der SLU
(Swedish University of Agricultural Sci-
ences, vergleichbar mit der Universität
für Bodenkultur) in Uppsala waren auf
Englisch, allerdings besuchte ich auch
zwei auf Schwedisch. Außerdem gaben
mir die Schwedischkenntnisse größere
Sicherheit im alltäglichen Umgang.
Koflkurier:
Wo hast du während
deines Studiums in Schweden gewohnt?
Claudia:
Die Erasmusstudenten
wohnen auf dem Uni-Campus, je sechs
Personen in einer Villa. Ich wohnte mit
Studierenden aus vier Nationen – Grie-
chenland, USA, Deutschland und Itali-
en zusammen.
Aus den geplanten vier Monaten
wurden acht. Danach reiste ich zu Prü-
fungen nach Wien.
Koflkurier:
Deine Diplomarbeit
hast du dann aber an der Universität in
Linköping geschrieben. Wie ist es dazu
gekommen?
Claudia:
Ich habe in Uppsala
ein Projekt bekommen. Mein damaliger
Betreuer ist aber nach Linköping gezo-
gen. Meine Diplomarbeit machte ich auf
der Universität in Linköping und schloss
mit letzten Prüfungen zum Magister
1999 in Wien ab.
Mein Studium zum Dr. phil. been-
dete ich mit der Dissertation unter dem
Titel „Considering meteorological varia-
tion for trend analysis of environmental
data”. Dabei analysierte ich Umweltda-
ten über die Verschmutzung von schwe-
dischen Gewässern und finnischer Luft.
Als Doktorandin unterrichtete ich ab
2000 auch auf Schwedisch. Seit 2006
wohne ich wieder in Uppsala und un-
terrichte seit 2007 wieder an der SLU.
Koflkurier:
Vom Beruflichen zum
Privaten. Du bist inzwischen ja verhei-
ratet und hast zwei Kinder.
Claudia:
Ja, 2001 lernte ich
bei der Arbeit meinen späteren Mann
Pontus kennen. Wir heirateten 2007. In
den Jahren 2006 und 2009 kamen die
Kinder Axel und Ida zur Welt.
Koflkurier:
Wie ist Karenz in
Schweden geregelt?
Claudia:
Für den Vater sind
zwei Monate verpflichtend, ich habe
nach rund acht Monaten wieder gear-
beitet. Dann ist mein Mann Pontus zu-
hause geblieben, so dass die Karenzzeit
insgesamt ca. zwei Jahre bei jedem
Kind betragen hat. Wir haben sie uns
halt geteilt. Die Kinderbetreuung ist
sehr gut geregelt. In Schweden ist es
üblich, dass Mütter relativ schnell wie-
der in das Berufsleben einsteigen bzw.
auch Väter in Karenz gehen.
Koflkurier:
Was war für dich die
größte Überraschung in Schweden?
Karriere im Ausland -
Claudia Libiseller von Brömssen