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BLICK

Ein

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Soziales

Er wurde am 3. Februar 1924 als Sohn

des Johann Ortner und der Rosina geb.

Duracher, zu Unterzelgen in Sillianberg

geboren. Nach der Volkschule besuchte

der 12-jährige das Paulinum in Schwaz,

die Oberschule und das Realgymnasium

in Lienz. Die Schulzeit wurde von 1942 bis

1946 durch den Kriegsdienst unterbro-

chen. Nach der Philosophie in Brixen und

der Theologie in Mill Hill empfing er am

12. Juli 1953 in London die Priesterweihe.

Im selben Jahr trat er in der Diözese Kam-

pala in Uganda seinen Missionseinsatz an.

1961 kam er zum ersten Heimaturlaub.

Die Oberen bestimmten ihn gleich für

ein Jahr zum Präfekten im Missionshaus

Brixen und für fünf Jahre in Absam, um

die Tiroler für die Mission zu begeistern.

Es war in diesen Jahren, dass Michl viele

Freundschaften schloss und viele Wohltä-

ter gewann: mit Missionspredigten, Dia-

vorträgen, Aushilfen in den Tiroler Pfarren,

aber auch mit seinem Witz und Humor.

Ende 1967 kehrte er nach Uganda zurück,

diesmal in die 1966 von Kampala abge-

trennte Diözese Jinja. Michl schrieb: „Dort

in Jinja gingen meine nächsten 31 Jahre

über die Bühne. Drei Pfarren waren es, in

denen ich Kooperator oder Pfarrer war: die

Hügelpfarre Jinja, die Stadtpfarre Fatima

und die Buschpfarre Wesunire. Etwa 30

Jahre lang wurde Wesunire von Kamuli

aus als Außen-Station betreut. 1937 wur-

de der Ort zur Pfarre erhoben. Mit seinen

vielen Sümpfen galt Wesunire jahrzehn-

telang als mit Stechmücken verseuchtes

Gebiet. Heute ist Wesunire stechmücken-

frei geworden.“ Von Jänner 1979 bis Au-

gust 1998 war und blieb Wesunire Michls

Stammplatz.

Die Priesterweihe am 19. August 1979

in Wesunire und am folgenden Tag die

Primiz von Josef Dhamutuuba in seinem

Heimatdorf war das Ereignis des Jahres.

Josef ist der erste bodenständige Priester

von Wesunire, sein Vater ein Moslem, sei-

ne Mutter noch nicht getauft. Er musste

sich durch mancherlei Schwierigkeiten

hindurchkämpfen. Das Auffallendste an

Priesterweihe und Primiz war eine be-

stechende Herzlichkeit von Seiten seiner

moslemischen Verwandtschaft, ja der

ganzen Bevölkerung.

Michl, der 15. Nothelfer

In seinem zweiten Jahr (1980) in Wesunire

fiel der August- und Septemberregen aus.

Dazu kam eine anhaltende Dürre, was den

Auftakt zu einer Hungersnot bildete, wie

sie seit 1943/44 nicht mehr zutraf. 1981

sind die August- und Septemberregen in

weiten Landstrichen ein zweites Mal aus-

gefallen. Eine zweite Hungersnot. Nach

Möglichkeit versucht Michl der ärgsten

Not zu steuern. Die 3-4 Tonnen Maismehl,

Reis und Hirse waren für die Empfänger

wohl eine spürbare Hilfe, letztlich aber

doch nur ein Tropfen Wasser auf einen

heißen Stein.

Sieben Jahre später (1987) geißelte eine

schlimme Flüchtlingswelle das Gebiet von

Wesunire. Die Ursache waren Stammes-

fehden. Zu Tausenden kamen Flüchtlinge

in das Pfarrgebiet von Wesunire. Die hie-

sige Bevölkerung trug wochen-, mona-

telang die Last der Versorgung. Das Rote

Kreuz half hauptsächlich mit Medikamen-

ten, die Regierung mit Maismehl. In die

abgelegenen Orte gelangte diese Hilfe je-

doch nicht. Es war Michl mit seinem LKW,

der den Familien Nahrungsmittel, Decken

und Kleider brachte.

Ob Dürre oder Flüchtlinge, immer wieder

schrieb Michl Bettelbriefe an seine Wohl-

täter und kirchlichen Einrichtungen in der

Heimat. Er wurde nicht im Stich gelassen.

Es trafen Container mit Kleidern und De-

cken ein. Geldspenden wurden überwie-

sen. Freilich lösten die Hilfsaktionen neue

Wellen von Anfragen und Bitten aus. Wo

immer Michl konnte, schritt er zur Tat.

Einmal, so schrieb Michl, verteilte er an

einem Tag 1.400 kg Maismehl an 960 In-

teressenten.

Michl war sich klar, dass sich unter die

Hungrigen auch Diebe einschleichen und

ihre Erkundigungen einholen würden. So

wurde er öfter überfallen und misshan-

delt. Michl war in seiner Verteidigung nicht

zimperlich und setzte sich tapfer zur Wehr.

Von einem dreisten Überfall berichtete

sogar der vatikanische Fides-Nachrich-

tendienst vom 8. Mai 1993: „Bewaffnete

Banditen sind in der Nacht des 19. April in

die Missionstation Wesumire, Diözese Jin-

ja, eingedrungen und haben sie geplün-

dert. Dabei wurde der österreichische Mill

Hill Missionar P. Michael Ortner schwer

verletzt. Gegen 10.30 Uhr abends, als

der Missionar das Haus verließ, um den

elektrischen Transformator abzustellen,

wurde er überfallen. Ein Bandit zwang ihn,

in die Missionsstation zurückzugehen und

schoss ihn dabei in den Magen. Aus der

Dunkelheit tauchten weitere Banditen auf

und plünderten die Mission. Sie nahmen

u.a. auch das wenige Geld mit, das sie

dort fanden. Als die Banditen abgezogen

waren, leistete der in einem Nebenhaus

wohnende Kaplan dem Verletzten, der

Gefahr lief, zu verbluten, erste Hilfe. Er

brachte ihn in das 100 km entfernte Kran-

kenhaus in Kamuli…“

Michl, der Bauherr

„Hab‘ mich nicht vorgedrängt; doch un-

versehens stolperte ich in die Bautätigkeit

hinein – mit recht mageren Ergebnissen“,

so Michl einmal von seinen Bauwerken.

In 15 Jahren waren es fünf Projekte.

„Bruder in Not“ (Innsbruck) und „Mise-

reor“ (Aachen) bestritten den Großteil

der finanziellen Belastung. Das Haus für

Besucher wurde in den Jahren 1983 und

1984 errichtet. Das Kleinspital, gebaut in

den Jahren 1984 bis 1986, ist ein solides

Gebäude für Krankenbetreuung und Me-

dikamenten-Ausgabe. Der Wohnblock für

die Laienkrankenschwestern entstand im

Jahr 1990. Die Pfarrkirche und der Pfarr-

saal waren Michls Schwergeburten.

Das goldene Pfarr-Jubiläum wäre 1987

fällig gewesen. Michls Wunschtraum war,

die Weihe der neuen Kirche mit dem Gol-

denen Jubiläum zu koppeln, was jedoch

unmöglich war. In den Jahren 1986 bis

1990 ging damit gar nichts weiter. Die

bestellten Spezialziegel waren auf dem

Schwarzmarkt gelandet. Noch größere

Kopfschmerzen verursachte das Stahlge-

rüst für das Dach. Der Plan war in Nairobi

verwurstelt worden, die Hälfte der Kosten

bereits bezahlt. Erst die Drohung mit dem

Rechtsanwalt brachte wieder Bewegung.

Bis das Dach endlich geliefert wurde, ver-

ging ein volles Jahr. Michl schrieb dazu:

„Wer nimmt’s mir übel, dass ich aus der

Haut fahren wollte? Niemand hat mir die

seine angeboten; also musste ich doch

wieder in der meinen bleiben… Dann

kam der Tag der Weihe, Samstag, 27. Juli

1991. Wir konnten viele Gäste aus nah

Zum Gedenken an den Missionar Michael Ortner:

Der Uganda-Michl