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BLICK

Ein

betroffenen Gebäuden sind die Folgen der Flut heute noch

erkennbar.

Wie sehr das Hochwasser das Alltagsleben beeinträchtigte,

zeigt folgender Tatsachenbericht: Eine Frau stand kurz vor

der Entbindung. Weil ihr Wohnhaus von den Wassermassen

eingeschlossen war, wurde sie mittels einer Holzwanne, die

auf ein selbst gebautes Floß genagelt wurde, von Schett

Pepe und einem Freund bis zum oberen Rand des Markt-

platzes gebracht. Ein Hubschrauber flog sie später ins Kran-

kenhaus Lienz, wo am 8. 11. 1966 ein gesunder Sohn Anton

zur Welt kam. So leisteten viele Einheimische unter Einsatz

ihres Lebens Großartiges.

Zum Glück waren in Sillian keine Todesfälle zu beklagen,

obwohl es für manch einen „Hilfe in letzter Minute“ hieß.

„Große Hilfe ist uns damals auch von auswärts entgegen-

gebracht worden“, berichtet die örtliche Feuerwehrchro-

nik. Land und Bund unterstützten die Helfer vor Ort mit

Schlauchbooten, Kanalreinigungswägen, Schlammpumpen

usw. Der Malteserorden und besonders das Bundesheer

standen unermüdlich im Katastropheneinsatz. Durch die

Hubschrauber – Luftbrücke konnte der Kontakt mit der Au-

ßenwelt erhalten bleiben.

Die Einsatzleitung während der Hochwasserkatastrophe lag

in den Händen von Bürgermeister Dr. Johannes Paul Müller,

Vizebürgermeister Amtsrat Heinz Kohler, Feuerwehrkom-

mandant Franz Baldauf und Gendarmerie Postenkomman-

dant Michael Pontiller.

Großzügige Flussregulierungen und Verbauungen reichen

laut Gutachten der Experten nicht aus, die Bewohner Sillians

vor derartigen Naturkatastrophen zu schützen. Daher ei-

nigten sich das Bundesministerium für Land- und Forstwirt-

schaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, das Land Tirol und die

Marktgemeinde Sillian auf ein besonderes Projekt:

Durch Eintiefung der Drau um bis zu 1,2 m erhofft man sich

mehr Sicherheit für den Ort. Ca. 13 Mio. Euro sollen bis zur

Fertigstellung 2022 aufgewendet werden. Der Spatenstich

für dieses größte Schutzwasserprojekt Tirols erfolgte am 29.

April 2016.

Text: Maria Huber – Wanner

Fotos: Marianne Walder vlg. Maurer,

Archiv Marktgemeinde Sillian, Archiv Sepp Straganz,

Archiv Gerhard Holzer

Quellen: „Im Kampf gegen die entfesselten Naturgewalten“

Feuerwehrchronik

„SILLIAN in Geschichte und Gegenwart“

Osttiroler Bote v. 10. November 1966 Nr. 43, S. 17

Ich danke folgenden Informanten: Norbert Niederegger, Anton

Sint, Johann Viertler, Marianne Walder

Chronik

Dort, wo sich heute Gemeindeamt und Kulturzentrum befinden, gleicht die Gegend im November 1966 einem See.

Josef Schett mit "Holzwannenfloß".