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FODN - 63/02/2016

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GESCHICHTE & KULTUR

V

or langer Zeit lebten beim Roana-

hof in Kals Josef und Kunigunde

Oberhauser. Sie besaßen einen

Bauernhof. Kune fuhr oft mit ihrem

Traktor ins Tal um einzukaufen. Aber

einmal auf dem Rückweg fuhr sie mit

dem Traktor in die Mauer der "Petana-

le" (Kirche in Großdorf). Das machte

ihr aber nichts aus, denn sie war eine

harte Braut.

Über die Jahre starb Kunigundes

Mann und sie war sehr einsam. Kune

hatte aber auch eine Waffe und so

brauchte sie keine Angst zu haben. Im

Herbst backte sie „Kiachlan"und wenn

die Sonne am Hellsten stand, gab sie

alle auf den Balkon. Aber Kune war ei-

gentlich keine nette Frau. Zu der Dirn

Moide war sie immer sehr böse, bis

diese fort ging. Dann hatte sie nur mehr

den Bauernburschen Hans. Der wurde

nach langer Zeit der Einsamkeit leute-

scheu und so suchte auch er das Weite.

So musste sie die harte Arbeit alleine

machen. Als die Jahre so vergingen,

starb auch die Kune. Man hat sie tot in

der Badewanne gefunden.

Ungefähr 20 Jahre später erzählte mir

meine Oma sehr viel über die Roana

Kune. Da wurde ich sehr neugierig und

schließlich fragte ich Oma, ob wir ein-

mal hinauf gehen könnten. Am nächsten

Tag beschlossen wir dann wirklich zum

Roana zu gehen. Als wir endlich oben

waren, schauten Oma und ich zuerst den

Bauernhof (Futterhaus) und dann das

Stubenhaus aus der Nähe an. Anschlie-

ßend sind wir in die Diele gegangen,

da waren sehr viele alte Arbeitssachen

von der Kune. Als Oma und ich alles

anschauten, sahen wir, dass uns immer

Meine Geschichte über die

„Roana Kune“

Die 12-jährige Anna-Lena Oberhauser aus Lana hört immer

gespannt zu, wenn ihre Oma Geschichten über die „Roana

Kune“ erzählt. Sie war von Anfang an fasziniert von der 1987

verstorbenen Kalser Bergbäuerin und brachte ihre Geschichte

zu Papier.

eine Schwalbe hinterherflog. Seltsam

war, das um diese Jahreszeit eigentlich

keine Schwalben mehr hier sein dürften.

Da dachte ich mir gleich „des isch si-

cha die Kune und bewocht ihr Dahoa-

me.” Zufällig war die Kellertür offen,

da sahen wir Kornsäcke die noch von

der Kune waren.

Dann gingen wir wieder aus dem Kel-

ler und sogleich flog uns die Schwalbe

direkt entgegen. Meine Oma machte ein

Foto, das wollte der Vogel oder besser

gesagt, die „Kune" aber nicht. So fo-

tografierte Oma einfach mich vor der

Haustür der Kunigunde. Dann machten

wir uns auf dem Heimweg. Als ich noch

einmal zurückschaute, setzte sich das

Vöglein auf den langen Balkon des Hau-

ses. „Des woa sicha die Kune! Wenn es

amol aufen kemp, schaugs genau hin,

weil sie bewacht genz genau ihr Ho-

amatle."

Geschrieben am 18. September

von Anna-Lena Oberhauser