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Gemeindezeitung Kartitsch
August 2013
Historisches • Historisches • Historisches • Historisches
Ablauf einer
Urlaubsperiode
Kommt man mit dem Auto an,
ist schon wichtiges getan.
Auf der riesig langen Fahrt,
gabs Gefahren, hart auf hart.
Herzlich wird man nun gegrüßt,
da und dort wohl auch geküßt.
Manche waren schon im Land
und im Orte längst bekannt.
Kommt der Gast zum erstenmal,
hat der Fragen ohne Zahl;
über Bräuche, Land und Leut'
wünscht er Auskunft und Be-
scheid.
Nachtquartier wird angeschaut,
ob es praktisch, ob es taugt?
Ob das Wasser warm und kalt?
Ob's Klosett nicht morsch und alt?
Gleich wird auch herumspaziert,
weil ihn alles interessiert,
Häusertypen, Menschenschlag,
Aussichtspunkt auf Feld und Hag.
Ist der Himmel hell und klar,
geht es auf Gebirg und Kar;
Alpenblumen, Felsgebild
seinen Wunsch am meisten stillt.
Auch die Tierwelt ist ihm neu,
denn davon gibt’s vielerlei;
Gems und Hirsch auf ihrer Bahn,
Murmel, Birk- und Auerhahn.
Autofahrten ringsumher
weiten seinen Blick noch mehr.
Das Museum in der Stadt
Wissbegier gefangen hat.
Kirchen, Burgen schaut er an,
alten Hausrat von dem Ahn,
bietet dafür schönes Geld,
wenn so manches ihm gefällt.
Unterhaltung gibt’s im Ort,
Platzkonzerte, Tanz und Sport,
Dauermärsche, Höhengang,
Ton-Dias und auch Gesang.
Ist das Wetter trüb und nass,
hat man auch zu Hause Spass.
Macht man seinen Menschen fein,
da man selten ja allein.
Frauen richten Haar und Schopf,
Männer spielen „Doppelkopf“.
Öfters Rommy und auch Skat,
wozu man gerade Freude hat.
Heutzutage wird Schach modern,
beiden Damen und den Herrn.
Seit der „Spassky“ und der „Bob“
dieses Spiel in die Höhe hob.
Mit dem Hauswirt gibt’s Diskurs,
über Politik und Kurs,
über Preise und die Wahl,
sei's im Lande oder Tal.
Sind die Ferien dann vorbei,
weiß der Gast gar vielerlei.
Ob das Wetter schlecht, ob schön,
er muss wieder heimwärts geh'n.
Oswald Sint
Entnommen aus Ortschronik Kartitsch
Zur Verfügung gestellt von Hilda Außer-
lechner
Die Basl
Ich habe eine alte Basl, die ist im-
mer voller Neuigkeiten. Sie denkt
aber auch viel nach über das Ge-
genwärtige, das Vergangene und
Zukünftige. Das Zukünftige weiß
sie von vorne herein und das Ge-
genwärtige erfrägt sie allemal als
erste. Wenn ich abends nach har-
ter Tagesarbeit hinterm warmen
Ofen ausraste, dann höre ich nicht
ungern beim Schnurren des Spinn-
rades ihren Erzählungen zu. Sie
hat genau Bescheid gewusst, wie
viel Kinder im vergangenen Jahr
in Kartitsch auf die Welt gekom-
men sind, und wie viele Personen
das Zeitliche gesegnet haben. Be-
sonders lang hat sie sich beim Ka-
pitel „Hochzeiten“ aufgehalten,
weil sie sich immer giftet, dass es
soviele sein müssen, die erkoren
werden. (Meine Basl ist nämlich
trotz der vorgerückten Jahre noch
immer ledig, und da meint sie, im
schlimmsten Falle wäre dann denn
doch „auch sie noch da!“).
Eine Besserung hat sie nur darin
gefunden, dass als Erfolg der Mis-
sionen im Mai das 8. Gebot ge-
nauer gehalten werde. Dann ist sie
auf die Gegenwart zu sprechen
gekommen, auf die Hochzeiten,
die gerade stattfanden, und auf die
Hochzeit, die eben von der Kanzel
verkündet wurde. Von ersteren ist
bereits in den „Lienzer Nachrich-
ten“ berichtet worden …
Dass bis zum 15. Jänner schon
wieder zwei Geburten waren, hat
die Basl auch gewusst. Schließlich
ist die Basl auch auf die Zukunft
gekommen. Da ist die Vater-unser
-Brummel meiner Base erst recht
in Gang gekommen, das hättet ihr
hören sollen. Wie viele ans Haus-
bauen gehen, ich habe sie mir
nicht alle gemerkt …
Wie sie das alles so erzählt hat, die
Basl, da ist ihr die Schnatter fast
übergegangen, das Spinnradl aber
ist inzwischen – stehen geblieben.
Zur Verfügung gestellt von:
Wiedemayr Ludwig