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Seite 33

Gemeindezeitung Kartitsch

August 2013

Historisches • Historisches • Historisches • Historisches

Ablauf einer

Urlaubsperiode

Kommt man mit dem Auto an,

ist schon wichtiges getan.

Auf der riesig langen Fahrt,

gabs Gefahren, hart auf hart.

Herzlich wird man nun gegrüßt,

da und dort wohl auch geküßt.

Manche waren schon im Land

und im Orte längst bekannt.

Kommt der Gast zum erstenmal,

hat der Fragen ohne Zahl;

über Bräuche, Land und Leut'

wünscht er Auskunft und Be-

scheid.

Nachtquartier wird angeschaut,

ob es praktisch, ob es taugt?

Ob das Wasser warm und kalt?

Ob's Klosett nicht morsch und alt?

Gleich wird auch herumspaziert,

weil ihn alles interessiert,

Häusertypen, Menschenschlag,

Aussichtspunkt auf Feld und Hag.

Ist der Himmel hell und klar,

geht es auf Gebirg und Kar;

Alpenblumen, Felsgebild

seinen Wunsch am meisten stillt.

Auch die Tierwelt ist ihm neu,

denn davon gibt’s vielerlei;

Gems und Hirsch auf ihrer Bahn,

Murmel, Birk- und Auerhahn.

Autofahrten ringsumher

weiten seinen Blick noch mehr.

Das Museum in der Stadt

Wissbegier gefangen hat.

Kirchen, Burgen schaut er an,

alten Hausrat von dem Ahn,

bietet dafür schönes Geld,

wenn so manches ihm gefällt.

Unterhaltung gibt’s im Ort,

Platzkonzerte, Tanz und Sport,

Dauermärsche, Höhengang,

Ton-Dias und auch Gesang.

Ist das Wetter trüb und nass,

hat man auch zu Hause Spass.

Macht man seinen Menschen fein,

da man selten ja allein.

Frauen richten Haar und Schopf,

Männer spielen „Doppelkopf“.

Öfters Rommy und auch Skat,

wozu man gerade Freude hat.

Heutzutage wird Schach modern,

beiden Damen und den Herrn.

Seit der „Spassky“ und der „Bob“

dieses Spiel in die Höhe hob.

Mit dem Hauswirt gibt’s Diskurs,

über Politik und Kurs,

über Preise und die Wahl,

sei's im Lande oder Tal.

Sind die Ferien dann vorbei,

weiß der Gast gar vielerlei.

Ob das Wetter schlecht, ob schön,

er muss wieder heimwärts geh'n.

Oswald Sint

Entnommen aus Ortschronik Kartitsch

Zur Verfügung gestellt von Hilda Außer-

lechner

Die Basl

Ich habe eine alte Basl, die ist im-

mer voller Neuigkeiten. Sie denkt

aber auch viel nach über das Ge-

genwärtige, das Vergangene und

Zukünftige. Das Zukünftige weiß

sie von vorne herein und das Ge-

genwärtige erfrägt sie allemal als

erste. Wenn ich abends nach har-

ter Tagesarbeit hinterm warmen

Ofen ausraste, dann höre ich nicht

ungern beim Schnurren des Spinn-

rades ihren Erzählungen zu. Sie

hat genau Bescheid gewusst, wie

viel Kinder im vergangenen Jahr

in Kartitsch auf die Welt gekom-

men sind, und wie viele Personen

das Zeitliche gesegnet haben. Be-

sonders lang hat sie sich beim Ka-

pitel „Hochzeiten“ aufgehalten,

weil sie sich immer giftet, dass es

soviele sein müssen, die erkoren

werden. (Meine Basl ist nämlich

trotz der vorgerückten Jahre noch

immer ledig, und da meint sie, im

schlimmsten Falle wäre dann denn

doch „auch sie noch da!“).

Eine Besserung hat sie nur darin

gefunden, dass als Erfolg der Mis-

sionen im Mai das 8. Gebot ge-

nauer gehalten werde. Dann ist sie

auf die Gegenwart zu sprechen

gekommen, auf die Hochzeiten,

die gerade stattfanden, und auf die

Hochzeit, die eben von der Kanzel

verkündet wurde. Von ersteren ist

bereits in den „Lienzer Nachrich-

ten“ berichtet worden …

Dass bis zum 15. Jänner schon

wieder zwei Geburten waren, hat

die Basl auch gewusst. Schließlich

ist die Basl auch auf die Zukunft

gekommen. Da ist die Vater-unser

-Brummel meiner Base erst recht

in Gang gekommen, das hättet ihr

hören sollen. Wie viele ans Haus-

bauen gehen, ich habe sie mir

nicht alle gemerkt …

Wie sie das alles so erzählt hat, die

Basl, da ist ihr die Schnatter fast

übergegangen, das Spinnradl aber

ist inzwischen – stehen geblieben.

Zur Verfügung gestellt von:

Wiedemayr Ludwig