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Geht es nach der modernen

Naturwissenschaft, dann ist nicht

nur das Tier eine seelen- und

gefühllose Sache, sondern dann

gilt das Gleiche erst recht für die

Pflanze, die nichts ist als Materie

ohne Bewusstsein. Eine Pflanze

hat keine Innerlichkeit, keine

Subjektivität, keine Ansichten

und erst recht kein Wissen, Den-

ken, kein Fühlen und kein Wol-

len.

Anders dachte da schon Friedrich Schiller:

Suchst du das Höchste, das Größte?

Die Pflanze kann es dich lehren.

Was sie willenlos ist, sei du es wollend –

Das ist`s!

Es gibt immer mehr auch Wissenschaftler, die sich mit dem

Wissen, Können, Wollen und Tun der Pflanze beschäftigen.

Man kann zu diesem Thema gern Bücher wie „Die Sprache

der Pflanzen“ aus dem Albatros Verlag. Die Autoren sind

Dagny und Imre Kerner, oder „Das geheime Leben der Pflan-

zen“ von Peter Tompkins und Christopher Bird. Darin wird

unter anderem von einem dichtenden Magnolienbaum

geschrieben. Liest man dessen Gedichte, dann meint man bald,

die könnten von Charles Baudelaire geschrieben sein.

Oder man erfährt von einem Experiment mit einem Lügende-

tektor.

Das Experiment war folgendes: Man stellte sieben Gummi-

bäume in einen Raum und beschäftigte mit dem Experiment

sieben Studenten. Einer nach dem anderen ging in den Raum,

riss einem Baum alle Blätter ab und zerbrach den Stamm,

sodass dieser Baum nicht nur malträtiert, sondern regelrecht

getötet wurde.

Sechs Studenten ruinierten sechs Bäume. Nur einer ging als

dritter oder vierter in den Raum und streichelte die Blätter der

noch lebenden Artgenossen. Als nur noch ein Baum übrig war,

fing das Experiment mit dem Lügendetektor an.

Drei „Mörder“ wurden einer nach dem anderen in den Raum

geschickt. Jedes Mal kreischte der angeschlossene überleben-

de Gummibaum vor Angst auf, sodass diese Studenten als

Täter überführt wurden. Dann kam der Freund der Bäume, und

unser überlebender Gummibaum artikulierte Zustimmung und

Liebe, bis die nächsten Mörder wieder einwandfrei von dem

Detektor überführt wurden.

Bei diesem Experiment stellte sich auch heraus, dass Pflanzen

Gedanken lesen können. Wenn der Proband nur daran dachte,

die Pflanze zu verbrennen, ohne die Pflanze auch nur zu

berühren, schlugen die Zeiger des Messgerätes bereits aus.

Ich spüre es fast, ihr glaubt mir nicht recht. Es ist aber so!

Eine Pflanze sieht also, ohne menschliche oder tierische

Augen zu besitzen, und sie weiß, Charakter, Tun oder Ereignis

zu bewerten. Sie kann auch kommunizieren. Sie kann auch

Gedanken lesen. Ganz offensichtlich sind ihre Fähigkeiten

jedoch ebenso unterschiedlich ausgeprägt, wie wir das bei uns

Menschen, bei Pferden, Hunden und Katzen beobachten. Sie

haben nicht nur unterschiedliche Charaktere, sondern auch

ganz offensichtlich unterschiedliche Intelligenzgrade. Ganz

sicher sind herausragende Dichter unter den Pflanzen ebenso

selten wie unter uns Menschen.

Die Pflanze kann also unsere Lehrmeisterin sein. Als Strate-

gin, als Heilerin, als Überlebenskünstlerin, als Vorbild. Sie

sieht und fühlt, denkt und entscheidet, heilt und handelt, intel-

ligent, klug, friedlich.

Nehmen wir einen der erfolgreichsten Strategen der Pflanzen-

welt, den Löwenzahn, als Beispiel. Er fährt eine Strategie, von

der sich mancher Manager eine Scheibe abschneiden könnte

oder sogar sollte. Alle drei Teile seiner erfolgreichen Überle-

bens- und Vermehrungsstrategie sind jede für sich intelligent

und werden mit absoluter Perfektion und Konsequenz durch-

gezogen.

Der

erste strategische Ansatz

ist:

„Die kontinuierliche Ver-

tiefung“

Das heißt für den Löwenzahn konkret, dass er sich an der Stel-

le, wohin ihn sein Flugsamen geweht hat, ganz schnell und so

tief wie möglich eingräbt. Das kann schon einmal über einen

Meter in die Tiefe gehen.

Der

zweite strategische Ansatz

ist:

„Sich oben breit

machen“

Der Löwenzahn lässt wenig Konkurrenten zu. Er bildet Roset-

te neben Rosette aus. Da muss sich die Konkurrenz schon arge

Mühe geben, überhaupt ans Licht zu gelangen.

Der

dritte strategische Ansatz

ist besonders genial:

„Die Sendung einer überlegenen Botschaft in alle Himmels-

richtungen“

Jahr für Jahr erheben sich aus den ausgereiften Blüten des

Löwenzahns Milliarden und Abermilliarden von fliegenden

Botschaftern in die Lüfte und verbreiten das Leben dieser Spe-

zies bis in den entlegendsten Winkel und auf jeglichen Boden.

Nur mit einem hatten die klugen Pflanzenstrategen nicht

gerechnet. Sie hatten die rücksichtslose Brutalität des Men-

schen nicht im Kalkül. Wir müssen extraterrestrischen

Ursprungs sein, sonst würden die Pflanzen, ganz zu schweigen

von den Tieren, ganz anders mit uns Menschen umgehen.

Jedoch scheinen die Aggressionslosigkeit und die bislang zu

beobachtende Leidensfähigkeit der Natur zu Ende zu gehen.

Sich häufende Klimakapriolen, auch zunehmende Unverträg-

lichkeiten bislang verträglicher Pflanzen, mahnen uns zu

einem ganz anderen Umgang mit der Natur, als wir diesen zur-

zeit praktizieren.

Wir müssen heraus aus der Naturverachtung, in die wir mit

unserer Zivilisation gesunken sind, hin zu einer Hochachtung

der Natur und allen ihren Mitgliedern gegenüber. Sonst stellt

sich die Natur bald gegen uns und der Ast, auf dem wir sitzen,

bricht.

Seite 19

06/2016

Die Pflanze - „Ein seelenlos Ding?“

Die Seite für die Gesundheit

mit Doktor Adelbert Bachlechner