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Virgen

Aktiv

Virgen im Ersten Weltkrieg

I

39

fielen zwei Menschenleben einer ital.

Granate zum Opfer. Nach u. nach

wurde es auf der Pustertalerlinie stiller u.

bei Tag verkehrten Züge mit Truppen.

Virgen selbst spürte insoweit weniger.

Urlauber kamen u. gingen wieder u. von

diesen erfuhr man manche Einzelheiten

des einen u. andern Kriegsgebietes.

Zwei Virgersöhne Gregor u. Alois Wur-

nitsch, Pongetzersöhne v. Virgen, starben

im Laufe der Sommermonate. Ersterer

starb in einem Spitale in Innsbruck nach

langen Leiden, die er sich im Dienste des

Vaterlandes zugezogen hatte. Letzterer

folgte seinem Bruder in wenigen Wochen

in die Ewigkeit nach. Infolge eines Fuß-

schusses mußte ihm der Fuß ganz abge-

nommen werden; bald hernach starb er.

Da so viele Leute in den Krieg mußten,

ging es hier im Sommer bei den Arbei-

ten sehr knapp, doch es ging. Mehrere

Bauern bestellten sich russische Gefan-

gene als Gehilfen. Trotzdem ihnen die

Arbeiten fremd waren, waren die meis-

ten doch beliebt.

Polen wurde erobert und durch die Güte

der zwei verbündeten Mittelmächte als

selbständiges Königreich erklärt, was die

Polen zu freudigen Dankeskundgebun-

gen sowohl dem österreichischen als

deutschen Kaiser gegenüber veranlaßte.

Im Sept. trat dann Rumänien, von der

Entente gezwungen in die Reihe unserer

Feinde. Österreichische und deutsche

Truppen im Verein mit den Bulgaren u.

Türken zahlten diesen neuen Feind bald

mit barer Münze aus, denn schon am

7. Dez. verkündete ein einstündiges Glo-

ckengeläute – nachdem selbe bereits 1 ½

Jahre geschwiegen – die Eroberung v. Bu-

karest, der Hauptstadt v. Rumänien an.

Der 21. Nov. 1916 wird für die ganze

österreichisch-ungarische Monarchie u.

für unsere Verbündeten ein ewig denk-

würdiger Tag bleiben! Anfangs Nov. er-

Ende Sept. 1916 mußte die Gemeinde

Virgen ziemlich viel Heu in den Krieg

stellen, welchen Abgang die Gemeinde

umsomehr empfand, da ohnehin etwas

wenig Heu war. Bergheu konnte wegen

Leutemangel nicht besonders viel ge-

macht werden. Im Nov. u. Dez. gab es

dann sehr viel Schnee. Dann wieder

warme Witterung, wodurch dann die

Schneelawinen losgingen u. Schupfen

samt Heu verschwanden. Zwischen

Windisch Matrei und Lienz gingen auch

Schneelawinen, wodurch Post- u. Tele-

graphenverkehr unterbrochen wurde. In-

folge des vielen Schnees u. der Lawi-

nengefahr war auch der Schulbesuch in

diesen Monaten sehr lückenhaft.

Am 30. Nov. kam dann die Getreide-

kommission, ging in jedes Haus, um das

darin befindliche Getreide abzumessen.

Mitte Dez. kam dann die Größe der Stel-

lung zurück; manchen Bauern traf diese

Stellung sehr schwer. Daher fuhr am 26.

Dez. eine Deputation zum k.k. Bezirks-

hauptmann nach Lienz um Verkleine-

rung der Stellungsmenge. Doch scheint

dieser Gang umsonst gewesen zu sein.

Eine Sammlung für Kinder der gefalle-

nen Tirolerhelden, um den Kindern eine

kleine Weihnachtsfreude bereiten zu

können, ergab die Summe von 20 K

(zwanzig Kronen) ... [gekürzt]

Im Dez. 1916 wurde von den verbün-

deten Mittelmächten den Feinden ein

Friedensangebot überreicht, welches vor

der Hand [zunächst] nicht rundweg ab-

geschlagen wurde. Die Sehnsucht nach

Frieden ist sowohl in Freundes- als Fein-

desland sehr groß. Möge uns das neue

Jahr denselben bringen.

Auch im Jahre 1916 kamen vom

deutsch-österr. Alpenverein Sektion Prag

80 K zur Veranstaltung einer kl. Besche-

rung für die Schulkinder.

krankte nämlich unser allgeliebter Kaiser

Franz Josef I. an einem leichteren Un-

wohlsein. Trotz der bald merklichen Ver-

schlimmerung gönnte sich der edle Herr-

scher weder Rast noch Ruh. Endlich am

21. Nov. stieg die Schwäche so rasch u. so

stark, daß der hohe Monarch sich schon

früher zu Bett legen mußte. Um 9 Uhr

5 Minuten verschied er nach Empfang

der hl. Sterbesakramente gottergeben im

Beisein vieler seiner Angehörigen. Seine

letzten Worte waren: „Ich bin müde.“

Die Trauer um den geliebten Landes-

vater war in und außer der Monarchie

sehr groß. Überall stiegen heiße Gebete

für seine Seelenruhe zum Himmel

empor. Hier in Virgen war am 30. Nov.

– also am Begräbnistag Sr. Majestät – ein

Seelengottesdienst gehalten, an dem sich

alle Schulkinder beteiligten. Freilich

konnte hier kein feierlicher Gottesdienst

gehalten werden, da der Organist Herr

Stefan Weiskopf, Lehrer i. R., der seit

dem Einrücken des H. Schulleiters Ignaz

Preindl Ende Mai 1915 die Orgel ver-

sah, am 25. Nov. 1916 gestorben war. ...

[gekürzt] Anfangs Nov. verließen ihn die

Kräfte zusehends rasch. Am 25. ver-

schied er dann tief betrauert von der

ganzen Gemeinde. Das feierliche Lei-

chenbegängnis, das ihm die Gemeinde

veranstaltete – die Musikkapelle, deren

langjähriger Kapellmeister er war, spielte

feierlich ernste Trauermärsche – zeigte

von der Beliebtheit des guten alten Ste-

fan. Gott lohne ihm die vielen Wohl-

taten, die er der Kirche, der Schule, der

Gemeinde u. besonders den Studenten

erwiesen hat. R.I.P. [lateinisch: requies-

cat in pace = er ruhe in Frieden]

Gleich nach dem Tode des geliebten Kai-

sers Franz Josef I. übernahm sein Neffe die

Regierung und legte sich den Namen Kai-

ser Karl I. bei. Gott erhalte ihn lange Jahre

zum Segen der gesamten Monarchie.

Klasse

Schuljahr

Lehrpersonen

Kn Md zus

I.

1.

Schw. M. Kassiana LETZNER

20 19 39

II.

2. u. 3.

Schw. M. Kassiana LETZNER dz. Schulleiterin

22 27 49

III.

4., 5., 6. und 7.

Schw. M. Regina WIBMER

42 32 74

Schulbesuchende Kinder

84 78 162

Schulpflichtige Kinder

100 90 190

ärztl. Zeugnis:

1 2 3

Katecheten: Hochw. Herr Pfarrer Andrä BRUNNER: 1. u. 2. Kl.

“ Kooperator Eduard MAIR u. d. Eggen: III. “