Virgen
Aktiv
Virgen im Ersten Weltkrieg
I
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fielen zwei Menschenleben einer ital.
Granate zum Opfer. Nach u. nach
wurde es auf der Pustertalerlinie stiller u.
bei Tag verkehrten Züge mit Truppen.
Virgen selbst spürte insoweit weniger.
Urlauber kamen u. gingen wieder u. von
diesen erfuhr man manche Einzelheiten
des einen u. andern Kriegsgebietes.
Zwei Virgersöhne Gregor u. Alois Wur-
nitsch, Pongetzersöhne v. Virgen, starben
im Laufe der Sommermonate. Ersterer
starb in einem Spitale in Innsbruck nach
langen Leiden, die er sich im Dienste des
Vaterlandes zugezogen hatte. Letzterer
folgte seinem Bruder in wenigen Wochen
in die Ewigkeit nach. Infolge eines Fuß-
schusses mußte ihm der Fuß ganz abge-
nommen werden; bald hernach starb er.
Da so viele Leute in den Krieg mußten,
ging es hier im Sommer bei den Arbei-
ten sehr knapp, doch es ging. Mehrere
Bauern bestellten sich russische Gefan-
gene als Gehilfen. Trotzdem ihnen die
Arbeiten fremd waren, waren die meis-
ten doch beliebt.
Polen wurde erobert und durch die Güte
der zwei verbündeten Mittelmächte als
selbständiges Königreich erklärt, was die
Polen zu freudigen Dankeskundgebun-
gen sowohl dem österreichischen als
deutschen Kaiser gegenüber veranlaßte.
Im Sept. trat dann Rumänien, von der
Entente gezwungen in die Reihe unserer
Feinde. Österreichische und deutsche
Truppen im Verein mit den Bulgaren u.
Türken zahlten diesen neuen Feind bald
mit barer Münze aus, denn schon am
7. Dez. verkündete ein einstündiges Glo-
ckengeläute – nachdem selbe bereits 1 ½
Jahre geschwiegen – die Eroberung v. Bu-
karest, der Hauptstadt v. Rumänien an.
Der 21. Nov. 1916 wird für die ganze
österreichisch-ungarische Monarchie u.
für unsere Verbündeten ein ewig denk-
würdiger Tag bleiben! Anfangs Nov. er-
Ende Sept. 1916 mußte die Gemeinde
Virgen ziemlich viel Heu in den Krieg
stellen, welchen Abgang die Gemeinde
umsomehr empfand, da ohnehin etwas
wenig Heu war. Bergheu konnte wegen
Leutemangel nicht besonders viel ge-
macht werden. Im Nov. u. Dez. gab es
dann sehr viel Schnee. Dann wieder
warme Witterung, wodurch dann die
Schneelawinen losgingen u. Schupfen
samt Heu verschwanden. Zwischen
Windisch Matrei und Lienz gingen auch
Schneelawinen, wodurch Post- u. Tele-
graphenverkehr unterbrochen wurde. In-
folge des vielen Schnees u. der Lawi-
nengefahr war auch der Schulbesuch in
diesen Monaten sehr lückenhaft.
Am 30. Nov. kam dann die Getreide-
kommission, ging in jedes Haus, um das
darin befindliche Getreide abzumessen.
Mitte Dez. kam dann die Größe der Stel-
lung zurück; manchen Bauern traf diese
Stellung sehr schwer. Daher fuhr am 26.
Dez. eine Deputation zum k.k. Bezirks-
hauptmann nach Lienz um Verkleine-
rung der Stellungsmenge. Doch scheint
dieser Gang umsonst gewesen zu sein.
Eine Sammlung für Kinder der gefalle-
nen Tirolerhelden, um den Kindern eine
kleine Weihnachtsfreude bereiten zu
können, ergab die Summe von 20 K
(zwanzig Kronen) ... [gekürzt]
Im Dez. 1916 wurde von den verbün-
deten Mittelmächten den Feinden ein
Friedensangebot überreicht, welches vor
der Hand [zunächst] nicht rundweg ab-
geschlagen wurde. Die Sehnsucht nach
Frieden ist sowohl in Freundes- als Fein-
desland sehr groß. Möge uns das neue
Jahr denselben bringen.
Auch im Jahre 1916 kamen vom
deutsch-österr. Alpenverein Sektion Prag
80 K zur Veranstaltung einer kl. Besche-
rung für die Schulkinder.
krankte nämlich unser allgeliebter Kaiser
Franz Josef I. an einem leichteren Un-
wohlsein. Trotz der bald merklichen Ver-
schlimmerung gönnte sich der edle Herr-
scher weder Rast noch Ruh. Endlich am
21. Nov. stieg die Schwäche so rasch u. so
stark, daß der hohe Monarch sich schon
früher zu Bett legen mußte. Um 9 Uhr
5 Minuten verschied er nach Empfang
der hl. Sterbesakramente gottergeben im
Beisein vieler seiner Angehörigen. Seine
letzten Worte waren: „Ich bin müde.“
Die Trauer um den geliebten Landes-
vater war in und außer der Monarchie
sehr groß. Überall stiegen heiße Gebete
für seine Seelenruhe zum Himmel
empor. Hier in Virgen war am 30. Nov.
– also am Begräbnistag Sr. Majestät – ein
Seelengottesdienst gehalten, an dem sich
alle Schulkinder beteiligten. Freilich
konnte hier kein feierlicher Gottesdienst
gehalten werden, da der Organist Herr
Stefan Weiskopf, Lehrer i. R., der seit
dem Einrücken des H. Schulleiters Ignaz
Preindl Ende Mai 1915 die Orgel ver-
sah, am 25. Nov. 1916 gestorben war. ...
[gekürzt] Anfangs Nov. verließen ihn die
Kräfte zusehends rasch. Am 25. ver-
schied er dann tief betrauert von der
ganzen Gemeinde. Das feierliche Lei-
chenbegängnis, das ihm die Gemeinde
veranstaltete – die Musikkapelle, deren
langjähriger Kapellmeister er war, spielte
feierlich ernste Trauermärsche – zeigte
von der Beliebtheit des guten alten Ste-
fan. Gott lohne ihm die vielen Wohl-
taten, die er der Kirche, der Schule, der
Gemeinde u. besonders den Studenten
erwiesen hat. R.I.P. [lateinisch: requies-
cat in pace = er ruhe in Frieden]
Gleich nach dem Tode des geliebten Kai-
sers Franz Josef I. übernahm sein Neffe die
Regierung und legte sich den Namen Kai-
ser Karl I. bei. Gott erhalte ihn lange Jahre
zum Segen der gesamten Monarchie.
Klasse
Schuljahr
Lehrpersonen
Kn Md zus
I.
1.
Schw. M. Kassiana LETZNER
20 19 39
II.
2. u. 3.
Schw. M. Kassiana LETZNER dz. Schulleiterin
22 27 49
III.
4., 5., 6. und 7.
Schw. M. Regina WIBMER
42 32 74
Schulbesuchende Kinder
84 78 162
Schulpflichtige Kinder
100 90 190
ärztl. Zeugnis:
1 2 3
Katecheten: Hochw. Herr Pfarrer Andrä BRUNNER: 1. u. 2. Kl.
“ Kooperator Eduard MAIR u. d. Eggen: III. “