Eine besondere Berühmtheit erwarb sich
Warscher als Kapellmeister und Chorre-
gent. Das ihm von Gott reichlich verliehe-
ne Talent ließ er wahrscheinlich nicht
brach liegen. Dutzende von Lehrern und
Musikern danken ihm ernte Ausbildung,
der Gemeinde Assling schenkte er einen
Kirchenchor, der sich weitum des besten
Rufes erfreute und das Orchester bzw. Die
Blechkapelle erreichte eine künstlerische
Höhe, dass man gerechterweise über deren
Leistungen staunen musste.
Warscher hatte beim Antritte seines Amtes
als Chorregent in Assling eine Orgel von
18 Stimmen zur Verfügung. Das Ganze
war ein Schreiwerk größter Art und konnte
seinem Zweck als Begleitinstrument in kei-
ner Weise genügen. Warscher wollte die
Orgel gleich anfangs umbauen lassen, er
kam aber erst 1853 dazu.
Einen eigentlichen Gesangschor fandWar-
scher nicht vor. Mehrere Leute besorgten
sonn- und festtäglich den damals fast allge-
mein üblichen Bauerngesang. Neues wur-
de höchst selten eingelernt. Man musste
sich zufrieden geben, dass Alte von den
eingeschlichenen Fehlern und Ungenauig-
keiten zu reinigen. Es galt demnach, einen
Kirchenchor heranzubilden. Was dies für
eine Mühe kostet, kann sich nur der vor-
stellen, der es selbst probiert hat. Einige
der früheren Bauernsänger waren zu
gebrauchen, bedurften aber einer guten
Schulung, wozu wohl den meisten die
erforderliche Schuld abging. Warscher
probierte es zunächst mit größeren Kin-
dern, die einen Unterrichtserfolg verspra-
chen. In der Zeit von einem Jahre hatte er
bereits einen kleinen Chor beisammen, der
den ersten Anforderungen genügte.
Er nahm jeden einzelnen Schüler her, übte
die Intervalle, um Treffsicherheit zu errei-
chen, und richtete schon von Anfang an
sein Hauptaugenmerk auf eine schöne
Tonbildung. Solche Übungen wiederholten
sich täglich, mindestens dreimal in der
Woche. Um den Chor immer ergänzen zu
können, hatte er neben demselben stets
eine Gesangsschule, in der er jüngere Leu-
te in die Geheimnisse der Sangeskunst ein-
führte. Vorgerücktere nahm er dann nach
und nach zum eigentlichen Chore.
Neben dem Chore suchte er nun auch ein
gutes Orchester zusammenzustellen. Dies
verursachte ihm wohl die meiste Mühe.
Manche, die glaubten, schon vieles gelernt
zu haben, wollten sich seiner Schulung
nicht unterziehen und gingen weg, in der
Meinung, man könnte sie keinesfalls ent-
behren. Warscher war klug genug, er ließ
sie gehen, und unterrichtete von den ersten
Anfängen an, wer sich ihm zur Verfügung
stellte. Einige Jahre vergingen, bis das
Orchester in einem leidlichen Zustande
war. Sehr zustatten kam ihm der Umstand,
dass er sozusagen alle Instrumente spielen
konnte, Dies zeigte sich besonders bei
Errichtung einer Musikkapelle, die er auch
gleichzeitig in Angriff nahm. Es ist klar,
dass er gerade deshalb bei Sängern und
Musikanten gewaltig im Ansehen stand.
Was er befahl, wurde anstandslos befolgt.
Disziplinlosigkeit gab es nicht. Die Proben
musste er stets mit heiteren Einfällen und
launigen Bemerkungen zu würzen, so dass
ein jeder dieselben besuchte. Unachtsam-
keit und Trägheit geißelte er bisweilen mit
recht derben Ausdrücken, aber niemand
nahm sie ihm übel.
Auf den Besuch der Proben hielt er große
Stücke: Übung allein macht den Meister,
ohne anstrengende fleißige Proben kann
keiner Musiker werden. Mit den Sängern
hielt er wöchentlich ein- bis zweimal, mit
der Kapelle und mit dem Orchester minde-
stens wöchentlich eine Probe. Nur von
Pfingsten bis Herbst fielen die Proben für
die Instrumentalmusik aus, weil die Musi-
kanten dann in Feld und Wald und auf der
Alpe viel zu tun hatten.
Der Kirchenchor hatte zwei Sopranstim-
men, drei Altstimmen, zwei Tenöre und
zwei Bässe, genug für die Asslinger Pfarr-
kirche. Das Orchester bestand aus 14
Instrumenten, die Blechkapelle aus 18 – 20
Mann.
In der Kirche wurden aufgeführt: Die Pas-
sionsoratorien von Ett, Lechleitner und
Schneider; Messen von Breslauer, Hahn,
Schnabel, Schiedermayr, Führer, Diabelli,
Ueberbacher, Gänsbacher, Engel, Bichler,
Donat Müller, Ragiller, Zaskowsky, Klie-
benschädl, Singer, Drobisch, Ohnewald,
besonders die wohlklingenden Sachen
eines Kollegen Diettrich in Lienz und dann
nicht wenige eigene Kompositionen oder
Arrangements.
Außer an den Fastensonntagen wurden
nur Orchestermessen aufgeführt. War-
scher hatte immer 60 – 70 Stück auf Lager,
die er nur herzunehmen hatte. Ferner
erhielt das Repertoire viele Fasten- und
Adventgesänge, unzählige Marienlieder,
Weihnachts-, Pfingst- und Osterhymnen,
von welches manches Stück heute noch auf
dem Chore zu Assling fortlebt.
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02/2016
175 Jahre Kirchenchor Assling: Das Wirken des Gründers
175-Jahr- Jubiläumsfeier zu Pfingsten 2016:
P
fingstsamstag:
Jubiläumskonzert in der Pfarrkirche Assling
Pfingstsonntag:
Festmesse in der Pfarrkirche Assling mit der “Krö-
nungsmesse” von Wolfgang A. Mozart für gemischten Chor, Soli
und Orchester
Aufführende: verstärkter Kirchenchor Assling, Solisten und Orche-
ster, Leitung: Max Trojer
Im Anschluss gibt es ein kleines, feines
Sängerfestl am Dorfplatz.
Detailliertes
Programm
in der April-Ausgabe der ACHSE!)
Es gibt keine “Geburtsurkunde” für die Gründung des
Kirchenchores Assling. Der äußerst musikalische Koope-
rator Benno Rutz verfasste für das “Tiroler Volksblatt”
1911 eine sechsteilige Artikelreihe über Leben und Wir-
ken von Johann Ev. Warscher, dessen Verdienst die Grün-
dung des Kirchenchores und der Musikkapelle ist.
In der Ausgabe vom 26. August 1911
schreibt Rutz:
(gekürzte Wiedergabe)
Das Bild zeigt den Kirchenchor Assling im Jahre 1927 bei der “Rauter-Primiz” mit
dem damaligen Chorleiter Lehrer
Johann Lanser.
Er leitete den Chor von 1901
bis 1935. Viele handgeschriebe Notenblätter zeugen heute noch von seiner
Tätigkeit. Das Bild aus dem Archiv ist das älteste erhaltene Foto des Chores.