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FODN - 60/02/2015

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MENSCHEN

auf die Pahlalm zu wandern. Dort packt

sie ihre Fotoausrüstung aus und genießt

schon beim ersten Tageslicht die Tier-

und Pflanzenwelt. Man merkt, dass sich

die beiden mögen, sie strahlen eine Ver-

trautheit aus und machen schon jetzt aus,

dass sie im nächsten Jahr ein Date zum

Sterneschaun auf der Alm haben.

Seit vier Jahren hat sie keine Melk-

kühe mehr auf der Alm. Heuer betreut

die so rüstige Sennerin 45 Stück Jung-

vieh. Der Großteil kommt aus Kärnten

und der Rest aus Kals. Sie hat diese

Woche Glück, der Nachbar oberhalb auf

der Kererhochalm – ein Landwirt aus

Oberösterreich - nimmt ihr das tägliche

Abzählen vom Vieh ab. Natürlich gab

es auch so manches Unglück, erzählt

sie, vor allem, wenn ein Vieh abstürzte.

Gott sei Dank sind viele Gefahren nun

durch aufgestellte Zäune entschärft. In

geruhsamen Stunden sammelt sie nach

wie vor Schwarzbeeren und Granten

und versorgt ihre Lieben damit.

Ich fratschle weiter - sie war daheim

beim Kerer und hat auf den Pahlhof ge-

heiratet – nicht allzu weit weg, obwohl

Schwester Liese die Mutter in ihrer

Bettlägrigkeit gepflegt hat, war es ihr

so möglich, sie alle Tage zu besuchen.

Viel Arbeit hatte sie immer, stetig arbei-

tete sie mit ihrer Familie am Hof. Der

alte Hermann Mussack animierte sie zu

vermieten. Glaubte sie am Anfang, dass

ihr Angebot nicht ausreiche, beruhigte

er sie und meinte:“ Sauber muss es sein

und ein gutes Frühstück brauchts.“ Und

so war es auch. Man kann sagen, sie

war eine Pionierin im Fremdenverkehr.

Aber es war früher halt anders. Nicht

selten blieben die Gäste 3 – 4 Wochen

und wurden manchmal zu Freunden.

So haben sie ihre wenigen Reisen zu

Gästen geführt, oder zu den Eltern von

Ann nach Belgien und gerne besuchte

sie auch Wallfahrtsorte wie Medjugorie

und Lourdes. Vielleicht half ihr so auch

oft der Glaube, denn nicht alles war so

voller Sonnenschein in ihrem Leben.

Mit schweren Verlusten musste sie um-

gehen. Vor 27 Jahren wurde sie Witwe,

sie hatte 11 Kinder, wovon 2 leider nicht

leben durften und von zwei weiteren

Kindern musste sie sich früh verab-

schieden. Was sie nicht verlor, ist die

positive Einstellung. Sie empfindet ihr

jetziges Leben als Geschenk, freut sich

über liebe Menschen und strahlt eine

Fröhlichkeit aus, die ansteckt. Vielleicht

besuchen sie deshalb die Menschen so

gerne?

Es ist so fein bei ihr, dass es fast

schwer fällt zu gehen. Anneliese drängt

Gott sei Dank ein wenig, sodass wir

den Abstieg gerade noch bei Tageslicht

schaffen. Noch schnell die Rucksäcke

zusammengepackt, ein letztes herzli-

ches Dankeschön und auf Wiedersehen

und „komm doch wieder einmal vorbei“

und wir steigen bei besonderer Abend-

stimmung ab. Noch ein bis zwei Mal

schauen wir zurück, wie die Nebel um

die Gipfel ziehen, die Alm herabschaut

und das Vieh genüsslich am frischen

Almgras weidet.

Solche Stunden mit besonderen Men-

schen zählen zu den Freuden einer Fodn-

Redakteurin. Danke liebe Pahlmame

für deine Offenheit und Gastfreund-

schaft und danke Andrea für deine be-

sonderen Bilder.

Pahlmame mit Freundin Andrea Herschel