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SERIE

PUSTERTALER VOLLTREFFER

JÄNNER/FEBER 2019

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Die Burgkapelle wird nach 80 Jahren wieder mit einer modernen,

wellenförmigen Decke geschützt. Die denkmalschützerische Idee

dahinter war eine Synthese aus romanischer Balkendecke und

gotischem Gewölbe.

Foto: Peter Leiter

Auf Burg Heinfels gab

es nicht seit jeher eine

Burgkapelle. Erst als

die Görzer Grafen die

Anlage übernahmen,

entstand um das Jahr

1300 ein sakraler Raum

(„St. Laurentius“).

Als Erinnerung an die Stiftung der Kaplanei ließ sich Albrecht III. von Görz kniend mit gefalteten

Händen, mit einem modischen Barett am Haupt, daneben eine Kapelle an die Ostwand, malen.

Foto: Meinrad Pizzinini

„Burg Heinfels war neben

der Residenz Schloss Bruck in

Lienz der häufig besuchte

Zweitwohnsitz der Görzer Gra-

fen, denn das Pustertal ent-

wickelte sich zum wichtigsten

politischen Rückgrat der Graf-

schaft Görz“, informiert

Monika Reindl-Sint vom Mu-

seumsverein Burg Heinfels.

Somit war die Errichtung einer

Burgkapelle unumgänglich.

„Von 1460 bis 1462 wurde die

Burg sogar zum Hauptwohnsitz

der Görzer Grafen, war doch

Schloss Bruck an die Habs-

burger verloren.“ In dieser Zeit

wurde die Kapelle offenbar be-

sonders gehegt und gepflegt,

denn man ließ sie recht farben-

froh ausmalen. So entstanden

dort die spätgotischen Wandge-

mälde von Lienhart Scher-

hauff, der damals eine wichtige

Malerwerkstatt in Brixen lei-

tete.

Eigener Kaplan

Die Burgkapelle hatte sich

zum Herz der Burg entwickelt.

„Denn das Leben mit Gott war

für den mittelalterlichen Men-

schen eine Selbstverständlich-

keit.“ Die Görzer Grafen konn-

ten sich laut Reindl-Sint aber

nicht nur den Luxus einer eige-

nen Kapelle leisten, sondern

auch einen eigenen Kaplan.

Albrecht III. von Görz stiftete

im Jahr 1331 Villgrater Bau-

ernhöfe mitsamt ihren Bewoh-

nern für den Unterhalt des

Schlossgeistlichen. Die Bauern

mussten „Naturalien wie Käse,

Loden oder Fleisch sowie Geld

direkt an den Kaplan abgeben.

Der Kaplan erfüllte im Gegen-

zug seine seelsorgerischen

Pflichten auf der Burg“, infor-

miert Reindl-Sint.

Der Reliquienschatz

der Burgkapelle

In der Burgkapelle befanden

sich sichtbar ausgestellt und

versenkt in den beiden Altären

über 200 Reliquien. „Reliquien

sind Überreste vom Körper

eines Heiligen oder Gegen-

stände, die mit ihm in Zusam-

menhang stehen. Für die Burg-

kapelle erwarben die Görzer

Grafen ja leidenschaftlich gerne

Reliquien.“ Allein 90 Stück

hatte Graf Johann Meinhard

von Görz (verst. 1430) in sei-

nem Besitz. „Die Sammlung

betraf kleinste Teile, angeblich

von verschiedenen Heiligen.

Aber auch so seltsame Dinge

wie das Heilige Blut, einen

Dorn aus der Krone Christi, ein

Teil vom Stein, auf dem Chris-

tus gefangen wurde, oder ein

kleiner Kamm, womit die Hl.

Elisabeth die Armen zu käm-

men pflegte.“

Von den Reliquien konnte für

das entstehende Museum auf

Burg Heinfels aber keines mehr

ausfindig gemacht werden. „Es

erhielten sich lediglich die

Inventarlisten. Allerdings sind in

der erhaltenen kostbaren Schei-

benmonstranz der Burgkapelle

Kleinreliquien eingearbeitet.“

Geplanter Abbruch

Mitte des 16. Jahrhunderts

wollte man die Kapelle aller-

dings abbrechen, denn es gab

seit dem Jahr 1500 keine Gör-

zer Grafen mehr, die wohnen

Die Kapelle war nicht i