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FODN - 69/02/2018

EPILOG

Von Vroni Riepler

A

llen die bis hierher lasen, sei die

kurze Frage gestellt, ob euch denn

schon aufgefallen ist, dass ich

diesmal versuche besonders geschwol-

len zu klingen? Nun darum geht es näm-

lich, gescheit klingt nämlich heutzutage

jemand der es schafft, Ausdrücke die es

eigentlich meist in deutscher, jedenfalls

aber im Dialekt sowieso schon immer

gibt mit einem Anglizismus oder besser

noch irgendeinem Wirtschaftsdiktionar

oder Kunstwort zu ersetzen, damit es

nach Möglichkeit extrem wichtig und

daher für einen „Prozess“ oder den Ver-

lauf eines „Projekt“ (juhu da haben wir

endlich wieder mein Lieblingswort!!)

von Bedeutung wird. Und nicht nur ES,

natürlich steigt mit ihm auch sein Aus-

sprecher in die Sphären der unabdingli-

chen Wichtigkeit auf! (Ja und das ken-

nen wir ja bereits schon aus der Politik.)

Also um dieses Unwort aufzulösen,

hier eine Erklärung dazu, die das Inter-

net ausspuckt: Der japanische Ausdruck

Poka Yoke (jap.

ポカヨケ

, dt. „unglück-

liche Fehler vermeiden“) bezeichnet ein

aus mehreren Elementen bestehendes

Prinzip, welches technische Vorkehrun-

gen bzw. Einrichtungen zur sofortigen

Fehleraufdeckung und -verhinderung

umfasst. Beispiel gefällig? Also die

Schräge auf einer Simkarte gibt die ein-

zig richtige Möglichkeit vor, die Karte

funktionsgemäß in ein Handy einzu-

setzen, Auf gut deutsch also, poke yoke

heißt nix anderes als todelsicher (was

mich wiederum zur nächsten Überle-

gung führt, wie sicher ist man vor den

Schlussfolgerungen eines Todls?

Für meinen Mann (und meinen Sechs-

jährigen Neffen) ist es beispielsweise

todlsicher wie man die Hydraulik eines

Traktors bedient, für mich gab es da

schon mehrere Möglichkeiten (zumin-

dest kurzzeitig…), ergo bedeutet todl-

sicher eben nicht zwangsläufig sicher

vorm Todel.

Um wieder zurück zu meiner eigent-

lichen Thematik zu gelangen, wie sehr

sich Sprache verändert hat und wie

krampfhaft wir versuchen für alt Be-

kanntes, neue Wörter zu finden -womit

wir wieder beim Pokemon und Todl- der

übrigens ist in Kärnten „a Tschriasche“-

wären), fällt mir ein, dass der Dialekt,

der genau wie wir geprägt von seiner

Region ist, es oft besser schafft, genau

ein bestimmtes Gefühl zu beschreiben.

(Ja, Tschriasche passt halt wirklich nur

zu einem Kärntner, was?!

)

Aber das soll es auch; „Unsere Spra-

che ist die Punktlandung für die Be-

schreibung eines Gefühls“ (jetzt hätte

ich zu gerne einen klingenden Namen

zitiert, ist aber leider nur von mir...)

Tomate, beispielsweise klingt rot und

breit und irgendwie immer nach Ketch-

up, aber Paradeiser (!) Das klingt nach

einem warmen Sommerabend, es riecht

nach dem betörend duftenden Blattwerk

dieser paradiesischen Frucht. Paradeiser

klingt nach etwas, dass ich im Garten

Poka Yoke und die Erkenntnis

…und ich wusste, Ihr würdet weiterlesen oder gleich bei „Poka wie????“ umblättern, denn diese Head-

line allein würde genügen um euer Interesse zu erwecken oder die völlige Aversion zu generieren.

habe (bzw. meine fleißige Schwie-

germama), und ich finde, dass mit die-

sem Wort im Mund der Sommer zu-

rückkehrt und jede andere Jahreszeit für

einen Moment ausklinkt. Aber es geht

auch in entgegen gesetzter Richtung!

Dialekt kann auch anders, denn Spin-

ne oder Spider oder Arachniden sind

alles nur harmlose Bezeichnungen für

ein Schaudern, das mit nichts treffender

zu beschreiben möglich ist als mit dem

sperrigen Begriff „Krocke“. Das klingt

mir schon nach langen, schwarzen kra-

kenartigen Beinen und Lauerstellung,

Brrr…. (Ist jetzt eh nicht aufgefallen,

dass ich es nicht so hab mit den Kriech-

tieren) Aber auch die Bezeichnung

Beißwurm erklärt einem kleinen Kind

ziemlich unmissverständlich, dass das

am Boden dahin schlängelnde Objekt

kein Regenwurm ist. (Man merke Re-

genwurm- guter Wurm, Beißwurm-…)

Aber all das sind nur kleine Aus-

schnitte von dem was unsere gute Spra-

che auszudrücken vermag und wir sind