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Dorfleben – Menschen

Virger

Zeitung

Nach dem Ende des Zweiten

Weltkrieges gab es eine Unzahl

von Problemen zu bewältigen!

Vor allem anderen musste die

städtische Bevölkerung mit Le-

bensmitteln versorgt werden.

Daher schrieb Franz Kranebitter,

ab Mai 1945 Obmann der Be-

zirksbauernkammer Lienz, den

heimischen Landwirten Mindest-

mengen für die Ablieferung ihrer

Produkte vor. Gleichzeitig bat er

Eppas zan Schmunzeln

Eine gar nicht so lustige Vorbemerkung

Stilblüten

auch, dieses Kontingent, wenn

möglich, aus Solidarität zu über-

schreiten, „aufzustocken“.

1947 klingt‘s schon amtlicher: da

ist nicht mehr von „erbitten“ die

Rede, sondern es heißt „Sie wer-

den beauftragt“, und gleichzeitig

wird auch mit Strafmaßnahmen

gedroht.

(Franz Kranebitter, vlg. Perloger

in Oberlienz, * 7. 1. 1906, Mitbe-

gründer des „Osttiroler Boten“,

1945 – 1947 Landtagsabgeordne-

ter, 1947 – 1970 Nationalrat,

„Vater der Felbertauernstraße“,

† 3. 1. 1977).

Heinrich Inderster, vlg. Nell, hat

noch zwei Dokumente aus dieser

Zeit, die hier – nicht zur Gänze –

abgebildet sind.

– o – O – o –

Mit welchen Ausreden manche

Bauern die Abgabe umgehen woll-

ten, oder wie andere einen Wunsch

an das „Ernährungsamt“ gerichtet

haben, ist allerdings erheiternd!

Meine Hendln haben heuer

noch nicht geleckt 1)

Eine mir gehörende Henne

hatte einen Autozusammen-

stoß und wurde hin dabei

Ich habe nur drei Hühner, die

sind schon sieben Jahre alt –

ein Andenken an meine ver-

storbene Frau

In meinem Haushalt leben

fünf Hühner und drei unver-

sorgte Kinder, für die ich drin-

gend Kraftfutter benötige

Ich bitte um Zuteilung von

Heu und Stroh, weil ich eine

siebenköpfige Familie zu er-

nähren habe

Bitte mir die Hausschlachtung

zu bewilligen, da mein Mann

sehr schwach ist und seine

Kräfte sichtbarlich schwinden

1) soll heißen: gelegt

(Quelle: Osttiroler Bote, 1947)