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Gesund & Fit

Arzt benötigt, um bei einem Notfall

vor Ort zu sein. Bei entsprechenden

geographischen

Gegebenheiten

kann also ein System auch für einen

sehr kleinen Bereich mit wenigen

Einwohnern gerechtfertigt sein. Das

gilt sowohl für bodengebundene als

auch für luftgestützte Systeme.

Andererseits ist die Zahl der verfüg-

baren Ärzte begrenzt. Bereits heute

können wir uns „untätige“ Syste-

me, bei denen Ärzte nur auf einen

Einsatz warten, nicht mehr leisten.

Doppelbesetzungen werden in Zu-

kunft nur mehr in Ballungszentren

möglich sein – wenn überhaupt.

Eine ausreichend dichte notärztli-

che Versorgung ist nur durch die

Ausnutzung von Synergieeffekten

realisierbar. Ärzte, die gleichzeitig

Notarzt- und Allgemeinmedizini-

schen Bereitschaftsdienst verse-

hen, sind durch die allgemeinmedi-

zinischen Agenden gut, oft schon zu

gut ausgelastet, können diese aber

beim Auftreten eines dringlichen

Notfalles jederzeit unterbrechen

und einen Akuteinsatz im Versor-

gungsgebiet übernehmen.

In kleinen Versorgungsgebieten wie

im Defereggental kann dies über

eine permanent besetzte Praxis

erfolgen, in größeren Gebieten mit

höherer Einsatzfrequenz wie dem

Pustertal oder dem Iseltal müssen

sich mehrere Ärzte abwechseln,

damit nicht stets die gleiche Praxis

betroffen ist.

Dieses System setzt aber auch das

Verständnis der Patienten voraus,

die bei Einsätzen während der Or-

dinationszeiten im Schnitt ca. eine

Stunde auf die Rückkehr des Arztes

warten müssen. In der Praxis spielt

dieses Problem jedoch nur eine un-

tergeordnete Rolle.

Es macht daher wenig Sinn, wenn

die Politik bzw. einzelne Rettungs-

systeme auf eine Fusionierung von

bodengebundenen und luftgestütz-

ten Systemen drängen, da beide

ihre Stärken und ihre Berechtigung

haben:

Die bodengebundenen Notarztein-

satzgruppen sind im anfahrbaren

Bereich leichter einsetzbar, sind

billig und robust, weitestgehend

witterungsunabhängig und in der

Lage, Patienten sowohl vor Ort als

auch in den Praxen einer definiti-

ven Versorgung zuzuführen. Ihre

Stärke ist die Triage, d.h. das ziel-

gerichtete Erkennen von Notfällen.

Sie können auch leicht und kos-

tengünstig zur Abklärung medizini-

scher Probleme eingesetzt werden.

Schwerer einsetzbar sind sie im

nicht anfahrbaren Gelände, sie sind

bei begleiteten Transporten lange

Zeit gebunden und können sich ge-

genseitig aufgrund der schwierigen

geographischen Situation Osttirols

nicht oder nur sehr eingeschränkt

unterstützen.

Die Stärke der Hubschrauber liegt

beim Einsatz untertags im Gelände

oder über geographische Barrieren

sowie beim Transport über lange

Distanzen. Außerdem sind sie in

der Lage, in einem großen Einsatz-

radius als „Backup“ für die boden-

gebundenen Systeme zu fungieren.

Ihre Schwächen sind bei Einsätzen

im verbauten oder anfahrbaren Be-

reich, sie sind teuer, technisch auf-

wändig und relativ anfällig im Ein-

satz.

3 Zusammenwirken im Team

Seit 1996 ist in Osttirol der notärzt-

liche und allgemeinmedizinische

Bereitschaftsdienst in Form von

Diensträdern (jetzt Einsatzgruppen)

organisiert, wobei sich die Ärzte ge-

genseitig unterstützen. Was damals

revolutionär war, hat sich bis heu-

te bewährt und erfährt zunehmend

eine Vertiefung: Das Zusammenwir-

ken im Team stellt sicher, dass Ärz-

te auch tatsächlich Freizeit haben

und sich entsprechend erholen kön-

nen. Es stellt – kameradschaftliche

Zusammenarbeit

vorausgesetzt

- eine kontinuierliche Patientenver-

sorgung auch für den Fall sicher,

dass ein Arzt aus gesundheitlichen

oder privaten Gründen Dienste re-

duzieren muss. Die Dienststruktur

versetzt die Ärzte außerdem in die

Lage, junge Kollegen ohne größe-

re Hürden ins System einzubin-

den und schrittweise und begleitet

in die Tätigkeit hineinwachsen zu

lassen. Damit das greift, bedarf es

allerdings auch der Unterstützung

von Ausbildungsstrukturen wie dem

Bezirkskrankenhaus und der öffent-

lichen Stellen. Solange diese nicht

oder nur halbherzig erfolgt, können

Ausbildungskonzepte nicht greifen,

was auch die langfristige Sicher-

stellung der ärztlichen Versorgung

in Frage stellt.

Wir helfen rasch…

Im Jahr 2016 wurden von den nie-

dergelassenen Notärzten in den

Osttiroler Talschaften insgesamt

750 Notarzteinsätze durchgeführt.

Die Zahl der allgemeinmedizini-

schen Interventionen wird statis-

tisch nicht erfasst. In der Gemeinde

Innervillgraten wurden im vergan-

genen Jahr 30 Notarzteinsätze

verzeichnet, wobei der Arzt durch-

schnittlich 8,30 Minuten zum Errei-

chen des Einsatzortes benötigte.

…aber mit hoher Qualität…

Die drei Osttiroler Notarzteinsatz-

gruppen sind seit August 2012 nach

ISO 9001 zertifiziert und verfügen

so über ein international anerkann-

tes Qualitätsmanagementsystem.

Die Zufriedenheit der versorgten

Patienten wird regelmäßig mit ei-

nem Fragebogen erhoben, dieser