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Notarztverband Osttirol

Gesund & Fit

Zur Abdeckung von Ausfällen steht

dem Bezirksleiter eine kleine Ein-

satzreserve zur Verfügung. Diese

Struktur hat sich in den letzten Jah-

ren als erstaunlich robust erwiesen,

zahlreiche Ausfälle verkraftet und

die Nachbesetzung des Stützpunk-

tes Defereggen ermöglicht - ein

Unterfangen, das von Experten als

recht unwahrscheinlich bis unmög-

lich eingeschätzt wurde. Die Alters-

struktur und die zu erwartenden

Pensionierungen werden den Ver-

band in Zukunft vor neue Heraus-

forderungen stellen. Lediglich das

Osttiroler Pustertal gilt derzeit als

ärztlich überversorgt.

In jedem Versorgungsgebiet ist ein

Arzt 24 Stunden/365 Tage einsatz-

bereit und in der Lage, alle allge-

meinmedizinischen Abklärungen

und Behandlungen durchzuführen

sowie Notfälle rasch zu versorgen.

Damit ist bereits heute die Forde-

rung nach einer wohnortnahen und

leicht zugänglichen ärztlichen Ver-

sorgung erfüllt. Wer Dienst hat und

welche Praxis geöffnet ist, ersieht

man im Internet (www.notarztver-

band.at)

, am Gemeindeaushang

oder telefonisch – im Pustertal unter

der Nummer 0664/155 9920.

Unter dieser Nummer kann der

diensthabende Arzt direkt kon-

taktiert werden. Sie ist die einzige

Nummer, die man sich ins Handy

oder ins Telefon einspeichern muss,

wenn man ärztliche Hilfe oder ärztli-

chen Rat benötigt und der Hausarzt

gerade nicht erreichbar ist.

Der bisherige Erfolg des

Osttiroler Modells beruht im

Wesentlichen auf 3 Säulen:

1. Fusionierung von Notarzt- und

allgemeinmedizinischem Bereit-

schaftsdienst

Tritt ein gesundheitliches Problem

auf, ist es für den Patienten oder

seine Angehörigen oft schwer ein-

zuschätzen, ob es sich um einen

Fall für den Notarzt oder den Allge-

meinmediziner handelt. Aber muss

das der Patient überhaupt unter-

scheiden können? Über das Telefon

lässt sich das oft nicht zuverlässig

einschätzen, denn eine objektive

Schilderung der Beschwerden ist

einem emotional involvierte Ange-

hörigen oder Patienten nicht immer

möglich oder zumutbar. Notarzt-

und allgemeinmedizinische Indika-

tion haben in der Praxis eine sehr

breite Überlappungszone.

Genau aus diesem Grund ist es

sinnvoll und zielführend, dass in

ländlichen Gebieten die notärztli-

chen und allgemeinmedizinischen

Agenden vom selben Arzt wahrge-

nommen werden. Er ist damit der

universelle Ansprechpartner und

niemand muss lange überlegen,

welcher Arzt für das Problem zu-

ständig ist. Durch die Struktur des

Bereitschaftsdienstes ist sicherge-

stellt, dass der Allgemeinmediziner

gleichzeitig voll ausgebildeter und

ausgerüsteter Notarzt ist, d.h. Not-

fälle zielsicher erkennen, diagnosti-

zieren und ohne Zeitverzug erstver-

sorgen kann.

Während bei direkter Anforderung

der Arzt in allen Osttiroler Gemein-

den im Schnitt innerhalb von 15

Minuten Vorort ist, kann der Arzt im

Krankenhaus auch mit einem Ret-

tungstransport nicht unter 30 – 35

Minuten erreicht werden.

Außerdem ist die Ambulanz des

BKH Lienz keine Erstversorgungs-

struktur, sondern erhält außerhalb

der Kernbetriebszeiten lediglich ei-

nen Notdienst, der die kontinuierli-

che fachärztliche Versorgung von

Patienten sowie die Akutversorgung

schwerer medizinischer Probleme

sicherstellen soll und für diese auch

freigehalten werden muss. Es ist

deshalb bei gesundheitlichen Prob-

lemen immer sinnvoll, den örtlichen

ärztlichen Bereitschaftsdienst zu-

erst zu konsultieren und nicht direkt

das Krankenhaus aufzusuchen.

2. Nutzung von Synergieeffekten

Der Rechnungshof hat bei der Ti-

roler Notfallrettung wiederholt eine

geringe Auslastung kritisiert. Diese

ist jedoch systemimmanent. Wenn

ein Primärrettungsmittel zu 10%

ausgelastet ist, steht es bei jedem

zehnten Einsatz nicht zur Verfü-

gung, bei einer Auslastung von

25% ist es bereits jeder vierte Ein-

satz. Das Vorhalten eines Notarzt-

systems rechtfertigt sich also nicht

aufgrund der Einsatzzahlen, im Ge-

genteil – diese sollten ein bestimm-

tes Maß nicht überschreiten, sollen

sie im Bedarfsfall auch verfügbar

sein. Entscheidend für die Einrich-

tung eines Notarztsystems ist der

Einsatzradius, d.h. die Zeit, die der

Die Notfall- und allgemeinmedizinische Versorgung der Osttiroler Talschaften wird derzeit

im Defereggental durch eine von 5 Ärzten abwechselnd besetzte Stützpunktpraxis, im Iseltal

und im Pustertal durch eine aus 5 Ärzten bestehende Einsatzgruppe sichergestellt.