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März 2017
Stefan Mayr und die Luggiser Leute
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Ställe. Die Metzger auf dem Schiff
waren fleißig an der Arbeit, gab
es doch pro Tag je nach Klasse
¾ bis 1 Kilo Fleisch. Überra-
schend auch die Notiz, dass
pro Person täglich 1 Liter
Wein zur Verfügung gestellt
wurde. Allerdings war die
Oktoberwallfahrt 1901 eine
reine Männerwallfahrt.
Neben Stefan Mayr nah-
men 36 Personen aus dem
heutigen Osttirol an der Reise
teil: Vier Cooperatoren (Mat-
rei, Sillian, Hopfgarten, St. Ja-
kob), der Orgelbaumeister Alois Fuetsch
und der Fotograf Unterrainer Johann aus
Lienz, Männer aus Oberlienz, St. Jakob,
Matrei, Kals, Virgen, Strassen, Anras,
Dölsach, Patriasdorf (1939 in Lienz ein-
gemeindet), Obertilliach, Arnbach (bis
1939 eigene Gemeinde), Außervillgra-
ten, Abfaltersbach und Anras. Aus Am-
lach stammten der Casper Egger-Binder
und Anton Mair-Knecht. Beim Anton
Mair dürfte es sich um dieselbe Person
handeln, die schon 1898 bei der großen
Jubiläumswallfahrt dabei war. Man fei-
erte ein doppeltes Jubiläum: Leo der XIII
war 20 Jahre Papst, Kaiser Franz-Josef
seit 50 Jahren auf dem Thron der Mon-
archie. Dem Aufruf zu dieser Pilgerreise
waren mehr als 500 Personen gefolgt,
davon mehr als 60 Osttiroler.
Von dieser ausgedehnten Reise
brachte Stefan Mayr einen Hocker aus
Weißdornholz mit, der ein Jahrhundert
schadlos überstanden hat. Man sieht
deutlich die Ansätze der Dornen und es
mag wohl ein Hinweis auf die Dornen-
krone Jesu sein.
Aus seinem Nachlass stammt eine
sehr schöne Miniaturfastenkrippe in ei-
ner kleinen Flasche, datiert mit 1913,
vermutlich von ihm selbst gebaut.
Da Stefan Mayr selbst keine Kinder
hatte, adoptierte er den 1898 gebore-
nen Andreas Mayr, einen Sohn seiner
Schwester Maria aus Saalfelden. Anda
stammte aus einer Bergführerfamilie,
war in seiner Jugend begeisterter Berg-
steiger und Skifahrer und hatte schon
als Elfjähriger in Saalfelden Skirennen
gewonnen. Er kam als Zwölfjähriger
nach Tristach und erbte das Luggis-
ser Gut. In beiden Weltkriegen musste
er an die Front. Im 1. Weltkrieg war er
in Ungarn, am Isonzo und an der
Südfront bei Monte Cimone, im
2. Weltkrieg beim Polenfeld-
zug und zu Kriegsende noch
einmal in Flitsch, Jugosla-
wien. Zwischendurch war er
vom Wehrdienst befreit, weil
er die Milchsammelstelle in
Tristach übernommen hatte.
Er heiratete am 11. Feb-
ruar 1924 Anna Amort vom
Wutzer.
Der „Luggissa“ Anda war
ein Vereinsmensch, 40 Jahre
bei der Musikkapelle Tristach, Mit-
glied der Freiwilligen Feuerwehr und
Mitglied der Kameradschaft Tristach,
Amlach, Lavant. Er verstarb am 22. De-
zember 1985, seine Frau schon am 18.
Dezember 1965.
Nachforschungen über Mayr gestal-
ten sich meist schwierig. So wurde aus
der Anna Mayr, der Frau des „Lugissa“
Anda bei einem Ackertausch mit ihrem
Bruder innerhalb von wenigen Wochen
eine Maria Mair. Im Schlussakt bemüh-
te sich der Gerichtsschreiber noch ein „e“
in den schon falschen Namen einzufü-
gen, so hieß sie schließlich Maier. Auch
der Stefan Mayr, im Taufschein und
allen Urkunden mit y, wird bei seiner
Hochzeit im Matrikenbuch der Pfarre
Tristach zu Mair.
Die Zwillingssöhne des „Lugissa“
Anda Alois und Andreas waren ob ihrer
verblüffenden Ähnlichkeit schwer ausei-
nanderzuhalten. Vor allem für Zugezoge-
ne war es fast unmöglich, auf Anhieb zu
sagen, wen man gerade vor sich hatte.
Mancher behalf sich damit, dass And-
reas sonnengebräunter war als Folge
seines Berufes als Straßenarbeiter. Aber
auch das hatte seine Tücken, denn bei-
de waren begeisterte Bergsteiger, verwe-
gene Kletterer und „frischluftgegerbt“.
Leider machten beide keine Aufzeich-
nungen über ihre Touren.
Als in den Sechzigerjahren auch beim
„Luggissa“ Zimmer vermietet wurden,
machte Anderle viele Bergtouren mit sei-
nen Gästen. Manche von ihnen strapa-
zierten die Bergkameradschaft über Ge-
bühr, breiteten sich im ganzen Haus aus
und erschienen verlässlich zur Essens-
zeit in der Küche. Das mag aber nicht
nur beim „Luggissa“ so gewesen sein.
Dem Anderle war die Gastfreund-
schaft heilig. Er genoss sie seinerseits
auch gerne außer Haus.
Ich bedanke mich bei Daniela und
Hans Mayr für ihre Mithilfe bei den
Nachforschungen, für die Einsichtnah-
me in Dokumente und Unterlagen und
für die herzliche Gastfreundschaft.
Kofler Burgl
Hocker aus Weißdornholz
Die Zwillinge Alois und Andreas Mayr