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Ich glaube, ich brauche euch
nicht viel über unsere Mame
erzählen, ihr kanntet sie, ihr
wart ein Teil Ihres Lebens. Die
meisten von euch wissen, dass
die Mame im Alter von neun
Monaten zu “Dörfl-Huiba“
kam und dort eine glückliche
Kindheit verbrachte. Aus die-
ser herzlichen Familie zog sie
aus, um unseren Tate zu heira-
ten. Zu Goller in Schrottendorf
gründeten sie ihre eigene
Familie und gemeinsam zogen sie fünf Kinder und einen Zieh-
sohn groß. Es gab viel Arbeit und die Zeiten waren hart. Fast
jeder von euch hat ein Bild von unserer Mame vor Augen, wie
sie in einer geselligen Runde sitzt, von Freunden umgeben, ein
Glas Wein in der Hand und herzhaft lacht!
Sie war ein lustiger Mensch der immer für einen Spaß zu
haben war! Das Theater war ihre Leidenschaft und Fasching
ihre liebste Jahreszeit!
Als unsere Mame vor 14 Jahren einen Schlaganfall erlitt, war
die Prognose schlecht und die Hoffnung klein. Allen Erwar-
tungen zum Trotz kämpfte sie sich ins Leben zurück. Aber
alles hatte sich verändert, nichts war mehr wie vorher. Wir
beschlossen unsere Mame zu Hause zu pflegen, um sie auf
ihren Weg begleiten zu können.
Trotz ihrer Krankheit besuchte sie immer noch gerne Feste
und Konzerte, wir fuhren auf die Alm und machten auch
Urlaub in Lignano. Sie war ein Teil der Gesellschaft, der
Gemeinde und der Mittelpunkt unserer Familie. Mame und
Tate haben uns vorgelebt, was das Versprechen „in guten wie
in schlechten Zeiten“ bedeutet. Bei diesem Moment, wenn sie
sich an den Händen hielten und sich einen Kuss gaben,
brauchte es keine Worte, man konnte die Liebe spüren!
Als unser Tate vor vier Jahren plötzlich verunglückte, brach
erneut eine Welt für uns zusammen. Wieder veränderte sich
alles, aber auch diesen Schicksalsschlag akzeptierte sie.
Im März dieses Jahres bekam sie die Diagnose Leukämie, ver-
bleibende Lebenszeit drei bis vier Monate. Wir waren
geschockt! Aber wieder überraschte sie uns. Sie gab uns mehr
Zeit, Zeit um noch alles zu sagen und zu erzählen, zu weinen
und uns zu verabschieden. Dafür sind wir dankbar.
Obwohl wir unsere Mame all die Jahre unterstützt haben, war
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12/2016
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Gedenken an Erika Fuchs
Gedenken an Aloisia Senfter
Erika wurde am 28. Februar
1943 in Assling geboren. Sie
war ein süßer, blonder Locken-
engel und ihre Mame war sehr
stolz auf sie, aber auch sehr
streng.
Sie hatte einen vier Jahre älte-
ren Bruder, Albert, der schon
in jungen Jahren ins Außerfern
nach Reutte zog und dort eine
Familie gründete.
Als Erika neun Jahre alt wurde,
kam ich zur Welt. Von nun an
war sie der Babysitter und
musste oft die Mame ersetzen, die meistens auswärts als
begehrte Ausmalerin ein Zubrot für die Familie verdiente.
Auch der Tate war arbeitsbedingt selten zu Hause.
In ihrer Jugendzeit musste Erika viel mitmachen. Sie kam mit
14 Jahren in eine strenge Klosterschule in der Nähe von Kla-
genfurt. Dort hatte sie viel Heimweh und wäre bald an einer
Gehirnhautentzündung gestorben. Nach einer lebengefähr-
lichen Kopfoperation durfte sie nach einem Heimaufenthalt in
Scharnitz im Schwazer Krankenhaus arbeiten.
Sie kam im Alter von 18 Jahren erstmals wieder nach Hause.
Sie wurde eine geschätzte Saisonkraft in verschiedenen Berg-
hotels, unter anderem auf der Franz-Josefs-Höhe. Auch beim
Passlerwirt in Assling arbeitete sie als Kellnerin und Hauskraft
und schließlich als Stockmädchen im Krankenhaus Lienz, wo
sie mit Freude und Engagement die Kranken und Sterbenden
liebevoll pflegte. Alle rieten ihr, den Schwesternberuf zu erler-
nen.
Doch dann kam ihr erstes Kind Markus zur Welt. Drei Jahre
später Tochter Cornelia. 1969, im Mai, heiratete sie ihren lie-
ben Karl, von dem sie noch zwei Töchter bekam. Maria und
Manuela.
Leider meinte es das Schicksal nicht immer gut mit ihr und es
gab viele Probleme mit Sohn Markus, der schließlich vor
sechs Jahren schwerkrank, aber an der Seele erstarkt, sein
Leben dem Schöpfer zurückgab. Auch Tochter Maria starb im
Jahr 2000 unerwartet im Alter von 29 Jahren.
Ansonsten war Erika eine fröhlich stille Frau, die gern im
Citycenter beim Kaffee saß und mit Freunden plauderte. Sie
war sehr geschickt in Handarbeit und Nähen. Sie strickte und
häkelte aus Leidenschaft und gab diese kostbare Gabe an ihre
Töchter weiter.
In späteren Jahren war Erika viel von Krankheit und Schmer-
zen innerlich wie äußerlich geprägt. Ihr einziger Trost und ihre
Stärke war das tägliche, oft stündliche Rosenkranzgebet. Sie
sagte einmal: „Wahrscheinlich braucht Jesus mein Leiden für
vieles Dunkle und Schlimme in der Welt und für die verlore-
nen Seelen.“
Sie war eine besondere Verehrerin des Herzens Jesu und ver-
tiefte sich in ihren Gebeten ganz in seine große Barmherzig-
keit. So gesehen ist es schön, dass sie gerade im „ausgerufenen
Jahr der Barmherzigkeit“ und sogar am Höhepunkt der Feier-
lichkeiten in Rom am “Sonntag der Barmherzigkeit“ ihre
Augen für immer schließen und in Jesu Arme heimgehen durf-
te. Ihre ausgesprochene Ewigkeitssehnsucht fand ein glückli-
ches Happy End.
Danke, liebe Erika, für alles und „Pfiat di!“