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Rund ums Dorf

Seite 41

November 2016

Chronistenteam

Das Schmiedehandwerk

in früheren Zeiten

In den früheren Jahren, also vor den beiden Weltkriegen,

waren in den Gemeinden Ober- und Untertilliach

zusammen fünf Schmiedewerkstätten mit den

erforderlichen Handwerkern. Die Schmieden zählten zu

den wichtigsten Gewerben in Tilliach und hatten einen

guten Verdienst.

Die Schmieden in Obertilliach

Die älteste Huf- und Wagenschmiede war die des

Schmiedemeisters Josef Mitterdorfer. Man nannte ihn

allgemein den „langen Schmied“, weil er groß und kräftig

war. Das alte Schmiedhaus „Schmitte“ genannt, steht

heute noch und befindet sich östlich der Obertilliacher

Kirche „St.Ulrich“, im nicht verbauten Gebiet, in der

sogenannten „Kirchenpeinte“.

Hier ließen die vielen Pferdebesitzer vom Dorf und

Umgebung ihre Pferde beschlagen und die bäuerlichen

Arbeitsgeräte, soweit sie aus Eisen bestanden, wie

Hacken, Zapine, Wagenreifen, Schlittenkufen und vieles

anderes mehr, herstellen und reparieren.

Außerdem betrieb er bei den sogenannten „Höllmühlen“

amEingangdesDorfertales, GemeindegebietObertilliach,

ein Hammerwerk, das mit der Wasserkraft des Talbaches

betrieben wurde. Es diente zur Bearbeitung größerer

Eisenteile und stellte eine wesentliche Erleichterung der

Arbeit dar. In der Schmiede im Dorf mussten dagegen

sämtliche Arbeiten händisch verrichtet werden, da die

Wasserkraft fehlte und die elektrische Energie seinerzeit

völlig unbekannt war.

Da es in Obertilliach damals viele Pferde gab und im

Winter Monate lang gefuhrwerkt wurde, musste der

Schmied sehr früh mit dem Hufbeschlag – und sonstigen

Arbeiten – beginnen, um die Fuhrwerker in ihrer

Tätigkeit nicht zu säumen. Im Jahre 1918, nach dem

1. Weltkrieg, wurde das Gewerbe dieses legendären

Handwerkers zurückgelegt und die Schmiede im Jahre

1920 geschlossen. Dieser Schmied starb im Alter von 63

Jahren.

Zur selben Zeit betrieben die etwas jüngeren

Zwillingsbrüder Josef und Georg (Seppl und Jörgl) Goller

(vulgo Abiler) im Dorf die alte Niescher-Schmiede,

die sie in Pacht hatten. Man nannte sie allgemein die

„Schmiedelan“. Sie waren gleich groß und in ihrem

Äußeren zum Verwechseln ähnlich. Sie befassten sich

hauptsächlich mit Reparaturarbeiten. Josef war gelernter

Schmied – und Georg sein Gehilfe. Dieser war von Beruf

Schuster. Beide lehnten den Branntwein nicht ab. Als

Josef in den 20er Jahren tödlich verunglückte, wurden

die Arbeiten in der Schmiede aufgelassen.

Diese Niescher-Schmiede befand sich im Oberdorf

und wurde Ende des vorigen Jahrhunderts von einem

gewissen Michael Ganner-Niescher erbaut. Auch hier

mussten die Arbeiten, mit Ausnahme eines Schleifsteines,

händisch verrichtet werden. Letzterer wurde mit einer

geringen Wasserkraft betrieben.

In späterer Folge, um 1960 herum, übernahm diese

Schmiedewerkstätte der Besitzer und gelernte Schmied

Michael Ebner (vulgo Niescher). Er übte das Handwerk

bis 1974 aus. Um die Schmiedearbeiten zu erleichtern,

verwendete er für das Gebläse zur Esse einen Ventilator

der elektrisch betätigt wurde. Nachdem die Arbeiten

in dieser Schmiede eingestellt wurden, trug man

dieses Bauwerk ab. In den 20er Jahren eröffnete

der Obertilliacher Thomas Ebner im ehemaligen

Feuerwehrgerätehaus am westlichen Dorfende eine Huf-

und Wagenschmiede. Zum diesem Zwecke wurde ein

Teil dieses Gerätehauses zu einer Schmiedewerkstätte

umfunktioniert. Als geprüfter Huf- und Wagenschmied

übte er nicht nur diese Tätigkeit aus, sondern nahm auch

alle anderen einschlägigen Arbeiten entgegen.

In dieser Schmiede musste ebenfalls alles händisch

bearbeitet und der Blasebalg mit dem Fuß betätigt

werden. Um das Gebläse für die Esse und einen großen

Hammer für den Amboss zu mechanisieren, fehlte im

Dorf die Wasserkraft. Und die elektrische Energie war

seinerzeit noch nicht vorhanden. Im Jahre 1960 wurde

dann zur Esse ein elektrisches Gebläse installiert, was die

Arbeit etwas erleichterte.

Nach Erreichung der Altersgrenze legte Ebner sein

Handwerk nieder und trat in den wohlverdienten

Ruhestand. Das war der letzte Schmied in Obertilliach.

Er ist Anfang März 1984 im hohen Alter von 87 Jahren

gestorben.

Die Schmieden von Untertilliach

In Untertilliach gab es seinerzeit (vor und nach den

Weltkriegen) zwei Schmiedewerkstätten. Eine befand

sich in der Aue am Schmiedplatz und eine am Eggenbach-

Wacht, an der Landesgrenze Tirol-Kärnten.

Jene am Schmiedplatz gehörte dem Schmiedemeister

Peter Klammer, allgemein das „Schmied - Peaterl“

genannt. Das Hammerwerk und der Blasebalg zu

dieser Werkstatt wurden mit der Wasserkraft des

Winklertalbaches betrieben.

Nicht nur Untertilliacher, sondern auch Obertilliacher

waren Kunden dieser Werkstatt. Sie wurde allgemein