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Seniorenausflug

Vom Wetterglück begünstigt

waren wir Senioren am 14. Sep-

tember auf Erkundungsfahrt

nach Sappada - Plodn, der deut-

schen Sprachinsel im italieni-

schen Cadore in den südlichen

Karnischen Alpen.

Bereits auf der Hinfahrt über

Toblach - Misurina - Auronzo -

San Stefano erfuhren wir einiges

über die etwa im 11. Jahrhundert

angeblich wegen zu hoher Abga-

benbelastung durch die Herren

von Heimfels überwiegend von

Villgraten nach Plodn ausge-

wanderten Pustertaler, die sich

seit nun 1000 Jahren als eigene

Volksgruppe festigen konnten

und heute mehr denn je bemüht

sind, ihre Sprache, „s´Plo-

dnarische“, Kultur, Tradition

und Brauchtum zu bewahren.

Auch die über Jahrhunderte bis

zum Beginn des Ersten Welt-

krieges gepflegten Kontakte der

Plodner mit dem Gail- und Lesa-

chtal sowie dem Pustertal wur-

den erwähnt. Frauen vom Cado-

re verdingten sich jährlich, be-

sonders im Frühjahr, als Jäterin-

nen auf unseren Kornäckern -

oder waren als Hausiererinnen

unterwegs. Besonders aber ar-

beiteten italienische Handwer-

ker, meist Maurer, in den Som-

mermonaten herüben bei uns,

wobei sie über die grüne Grenze,

hauptsächlich das Tilliacher

Joch wechselten. In Kartitsch

wurden nachweislich sechs bis

acht Bauernhöfe von Italienern

gemauert. Geschätzt waren aber

auch die Holzfäller aus dem Ca-

dore. Größere Holzpartien im

Pustertal wurden meist von itali-

enischen Holzhackern übernom-

men. Wiederholt berichtete der

Schriftsteller Oswald Sint, dass

manche ihrer Arbeitsmethoden

von unseren Holzfällern über-

nommen wurden.

In Sappada führte uns Museum-

leiter Luici Kratter durch den

alten Ortskern „s´olte Dorf“ und

wusste viel zu erzählen von Ver-

gangenem bis heute, den alten

und neueren Holzhäusern mit

dem reichen Blumenschmuck,

über Kultur und Brauchtum, den

Plodner Dialekt und die Bemü-

hungen, ihn zu erhalten und wei-

terzugeben, auch die Anstren-

gungen, Eigenart und Tradition

des Dorfes trotz touristischer

Nutzung zu bewahren.

Nach kurzer Besinnung und ei-

nem stimmungsvollen Marien-

lied in der neuen, ansprechenden

Kirche „Regina Pacis“ erzählte

Kratter von der seit 1804 alljähr-

lichen Plodner Wallfahrt „in die

Lukkaue“, die zur Faschismus-

zeit verboten, 1964 wieder be-

lebt wurde und inzwischen viele

Teilnehmer anzieht. Im liebevoll

gestalteten ethnografischen Mu-

seum in Cima-Sappada begegne-

te man wiederholt Paralellen zur

Pustertaler Vergangenheit und

sind die gemeinsamen Wurzeln

beider Volksgruppen in vielen

Exponaten ersichtlich.

Nach einem köstlichen Mittag-

essen im rustikalen Ristorante

„Mondschein zi Bach“ führte die

Heimfahrt über Comelico -

Kreuzberg zu einer Kaffeejause

im Hotel Rainer in Sexten. Ne-

ben dem Busunternehmen Wil-

helmer- Reisen möchten sich die

Kartitscher Senioren bei Bürger-

meister Josef Außerlechner und

Altbürgermeister Alois Klam-

mer bedanken, dass sie dabei

waren, der Gemeinde Kartitsch

für die finanzielle Unterstützung

und der Raiffeisenbank Sillian-

Kartitsch für die Aufbesserung

zur Kostendeckung der Jause.

Ludwig Wiedemayr

Die Senioren auf Erkundungsfahrt nach Sappada

Vor der Kirche in Sappada traf man sich zu einem gemeinsamen Foto