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Seite 21

10/2016

Das Geheimnis der Bäume

Internationale Studien zeigen

einen starken Zusammenhang

zwischen der Anwesenheit von

Bäumen und der menschlichen

Gesundheit. Schon der Blick aus

dem Krankenhausfenster auf

einen Baum aktiviert bei Patien-

ten nach Operationen die Selbst-

heilungskräfte. Die Gefahr, an

modernen Zivilisationskrankhei-

ten zu leiden, sinkt mit der stei-

genden Anzahl an Bäumen rund um den Lebensmittelpunkt

eines Menschen. Um diese positiven Wirkungen auf den Men-

schen zu ergründen, machten sich Wissenschaftler auf der

ganzen Erde auf die Suche nach Erklärungen.

Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass Bäume bei der

pflanzlichen Kommunikation chemische „Wörter“ abgeben,

das sind Moleküle aus der Stoffgruppe der Terpene, die in der

Welt der Pflanzen Bedeutungen tragen, ähnlich wie die Voka-

beln der menschlichen Sprache. Unser Immunsystem, das

nach jüngsten Erkenntnissen ein kommunikationsfähiges Sin-

nessystem ist, reagiert auf diese Substanzen mit einer signifi-

kanten Steigerung der Abwehrkräfte.

Dass diese Wirkungen tatsächlich auf Baum-Terpene zurück-

zuführen sind, sicherten Wissenschaftler in begleitenden

Laborexperimenten vielfach ab. Internationale Krebsforscher,

die sonst nichts mit Bäumen zu tun haben, fanden unabhängig

davon in Laborexperimenten heraus, dass Terpene aus Bäu-

men gegen Tumorzellen wirken. Diese Wissenschaftler unter-

strichen sogar das pharmazeutische Potential pflanzlicher

Terpene als hoch konzentrierte Chemotherapeutika in der

zukünftigen Behandlung von Krebs.

Also häufigere Naturkontakte wie Spaziergänge in unberühr-

ter Natur und besonders im Wald, wirken sich auf die mensch-

liche Gesundheit äußerst positiv aus. Das lässt sich auch

evolutionär sehr gut nachvollziehen, da wir als Teil des Netz-

werks des Lebens aus der Natur entstanden sind. Die bioakti-

ven Substanzen der Bäume sind dem Immunsystem nicht neu,

sondern haben sich im Laufe der Evolution in seine Funktions-

weise integriert. Der Vormarsch der Zivilisationskrankheiten

wird nicht nur durch Umweltgifte verursacht, die hinzukom-

men, sondern auch durch fehlende Naturkontakte.

Die Trennung von der Natur macht uns also krank!

Terpene bewirken aber noch mehr

Die Suche nach Erklärungen für die Heilwirkungen der Natur

hat die Wissenschaft auch auf die Fährte eines Hormones aus

der Nebennierenrinde geführt, das als „DHEA“ (De-hydro-

epi-androsteron) bezeichnet wird. DHEA ist eine körpereigene

Herzschutzsubstanz. Der Gehalt dieses Steroidhormones im

menschlichen Blut nimmt im Laufe des Lebens ab, was einer

der zahlreichen biologischen Gründe des Alterungsprozesses

ist. Medizinische Untersuchungen belegten, dass der Aufent-

halt in der Natur zu einem deutlichen Anstieg der DHEA-Pro-

duktion führt, nicht dagegen der Aufenthalt in der Stadt.

Klinische Studien haben gezeigt, dass DHEA zahlreichen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenwirkt. Es schützt unter

anderem vor der gefährlichen Koronaren Herzkrankheit, bei

der der Herzmuskel durch Elastizitätsverlust und Verengung

in den Blutgefäßen nicht ausreichend mit Blut versorgt wird.

Auch konnte eine therapeutische Wirksamkeit von DHEA bei

psychischen Erkrankungen sowie auch gegen Alzheimer fest-

gestellt werden.

Yin und Yang

Der „Nerv der Ruhe“ fungiert als eine Art organische Antenne

und Eintrittspforte für die Heilkraft der Natur, die so bis in die

Zellen unserer Organe wirken kann. Beim Nerv der Ruhe, der

auch als „Parasympathikus“ bezeichnet wird, handelt es sich

um ein großes Netzwerk aus Leitungen und Nervenzellen, die

aus unserem Kopf und dem Rückenmark in fast alle Bereiche

unseres Körpers gelangen und mit unseren Organen und Zel-

len verbunden sind. Der Gegenspieler des Nervs der Ruhe ist

der Nerv der Erregung oder „Sympathikus“. Die beiden erge-

ben zusammen ein großes Ganzes, so wie Yin und Yang.

Dabei sollte ein Gleichgewicht entstehen. Bei Stress ist der

Nerv der Erregung aktiv. Funktionen wie Verdauung, Immun-

abwehr und so weiter werden zurückgefahren. Die Herzfre-

quenz, der Blutdruck und der Blutzuckerspiegel steigen.

Soziale Probleme, Existenzängste, Druck am Arbeitsplatz

sowie Fehlen von Sinnesreizen aus der Natur können zur

Dominanz des Nervs der Erregung über den Nerv der Ruhe

führen. Über komplizierte Regelkreise kann dadurch das Auf-

treten typischer Zivilisationskrankheiten inklusive Krebs

gefördert werden.

Neueste Untersuchungen zeigen sogar, dass die Überaktivie-

rung des Nervs der Erregung bei Menschen und anderen Pri-

maten schwere organische Schäden und Hirnschäden

hervorrufen sowie sogar zum Tod führen kann.

Evolutionsbedingt steckt die Natur voller Heilungscodes, die

den Gegenspieler des Nervs der Erregung aktivieren. Das ist

der Nerv der Ruhe. Dieser wirkt körperlichen und psychischen

Zivilisationskrankheiten entgegen und aktiviert den Modus

der zellulären Heilung.

Die Wirkungen des Nervs der Ruhe und des Nervs der Erre-

gung sind für sich genommen als neutral zu betrachten. Es

wäre falsch zu sagen, die Aktivität des einen sei „gesund“ und

die des anderen „ungesund“. Je nach Situation brauchen wir

Menschen und auch die anderen Säugetiere beide Nervennetz-

werke, um unseren Organismus auf die Umwelt oder auch auf

unsere soziale Situation einzustellen, in der wir uns zum

jeweiligen Zeitpunkt befinden. Das Wechselspiel und das

Gleichgewicht zwischen parasympathischer Ruhe und sympa-

thischer Erregung machen ein ausgeglichenes Funktionieren

unseres Organismus möglich, dessen Organsysteme im

Abgleich mit Umwelteinflüssen gesteuert werden müssen.

Naturkontakt fördert Gesundheit

Die Seite für die Gesundheit

mit Doktor Adelbert Bachlechner