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10/2016
Das Geheimnis der Bäume
Internationale Studien zeigen
einen starken Zusammenhang
zwischen der Anwesenheit von
Bäumen und der menschlichen
Gesundheit. Schon der Blick aus
dem Krankenhausfenster auf
einen Baum aktiviert bei Patien-
ten nach Operationen die Selbst-
heilungskräfte. Die Gefahr, an
modernen Zivilisationskrankhei-
ten zu leiden, sinkt mit der stei-
genden Anzahl an Bäumen rund um den Lebensmittelpunkt
eines Menschen. Um diese positiven Wirkungen auf den Men-
schen zu ergründen, machten sich Wissenschaftler auf der
ganzen Erde auf die Suche nach Erklärungen.
Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass Bäume bei der
pflanzlichen Kommunikation chemische „Wörter“ abgeben,
das sind Moleküle aus der Stoffgruppe der Terpene, die in der
Welt der Pflanzen Bedeutungen tragen, ähnlich wie die Voka-
beln der menschlichen Sprache. Unser Immunsystem, das
nach jüngsten Erkenntnissen ein kommunikationsfähiges Sin-
nessystem ist, reagiert auf diese Substanzen mit einer signifi-
kanten Steigerung der Abwehrkräfte.
Dass diese Wirkungen tatsächlich auf Baum-Terpene zurück-
zuführen sind, sicherten Wissenschaftler in begleitenden
Laborexperimenten vielfach ab. Internationale Krebsforscher,
die sonst nichts mit Bäumen zu tun haben, fanden unabhängig
davon in Laborexperimenten heraus, dass Terpene aus Bäu-
men gegen Tumorzellen wirken. Diese Wissenschaftler unter-
strichen sogar das pharmazeutische Potential pflanzlicher
Terpene als hoch konzentrierte Chemotherapeutika in der
zukünftigen Behandlung von Krebs.
Also häufigere Naturkontakte wie Spaziergänge in unberühr-
ter Natur und besonders im Wald, wirken sich auf die mensch-
liche Gesundheit äußerst positiv aus. Das lässt sich auch
evolutionär sehr gut nachvollziehen, da wir als Teil des Netz-
werks des Lebens aus der Natur entstanden sind. Die bioakti-
ven Substanzen der Bäume sind dem Immunsystem nicht neu,
sondern haben sich im Laufe der Evolution in seine Funktions-
weise integriert. Der Vormarsch der Zivilisationskrankheiten
wird nicht nur durch Umweltgifte verursacht, die hinzukom-
men, sondern auch durch fehlende Naturkontakte.
Die Trennung von der Natur macht uns also krank!
Terpene bewirken aber noch mehr
Die Suche nach Erklärungen für die Heilwirkungen der Natur
hat die Wissenschaft auch auf die Fährte eines Hormones aus
der Nebennierenrinde geführt, das als „DHEA“ (De-hydro-
epi-androsteron) bezeichnet wird. DHEA ist eine körpereigene
Herzschutzsubstanz. Der Gehalt dieses Steroidhormones im
menschlichen Blut nimmt im Laufe des Lebens ab, was einer
der zahlreichen biologischen Gründe des Alterungsprozesses
ist. Medizinische Untersuchungen belegten, dass der Aufent-
halt in der Natur zu einem deutlichen Anstieg der DHEA-Pro-
duktion führt, nicht dagegen der Aufenthalt in der Stadt.
Klinische Studien haben gezeigt, dass DHEA zahlreichen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenwirkt. Es schützt unter
anderem vor der gefährlichen Koronaren Herzkrankheit, bei
der der Herzmuskel durch Elastizitätsverlust und Verengung
in den Blutgefäßen nicht ausreichend mit Blut versorgt wird.
Auch konnte eine therapeutische Wirksamkeit von DHEA bei
psychischen Erkrankungen sowie auch gegen Alzheimer fest-
gestellt werden.
Yin und Yang
Der „Nerv der Ruhe“ fungiert als eine Art organische Antenne
und Eintrittspforte für die Heilkraft der Natur, die so bis in die
Zellen unserer Organe wirken kann. Beim Nerv der Ruhe, der
auch als „Parasympathikus“ bezeichnet wird, handelt es sich
um ein großes Netzwerk aus Leitungen und Nervenzellen, die
aus unserem Kopf und dem Rückenmark in fast alle Bereiche
unseres Körpers gelangen und mit unseren Organen und Zel-
len verbunden sind. Der Gegenspieler des Nervs der Ruhe ist
der Nerv der Erregung oder „Sympathikus“. Die beiden erge-
ben zusammen ein großes Ganzes, so wie Yin und Yang.
Dabei sollte ein Gleichgewicht entstehen. Bei Stress ist der
Nerv der Erregung aktiv. Funktionen wie Verdauung, Immun-
abwehr und so weiter werden zurückgefahren. Die Herzfre-
quenz, der Blutdruck und der Blutzuckerspiegel steigen.
Soziale Probleme, Existenzängste, Druck am Arbeitsplatz
sowie Fehlen von Sinnesreizen aus der Natur können zur
Dominanz des Nervs der Erregung über den Nerv der Ruhe
führen. Über komplizierte Regelkreise kann dadurch das Auf-
treten typischer Zivilisationskrankheiten inklusive Krebs
gefördert werden.
Neueste Untersuchungen zeigen sogar, dass die Überaktivie-
rung des Nervs der Erregung bei Menschen und anderen Pri-
maten schwere organische Schäden und Hirnschäden
hervorrufen sowie sogar zum Tod führen kann.
Evolutionsbedingt steckt die Natur voller Heilungscodes, die
den Gegenspieler des Nervs der Erregung aktivieren. Das ist
der Nerv der Ruhe. Dieser wirkt körperlichen und psychischen
Zivilisationskrankheiten entgegen und aktiviert den Modus
der zellulären Heilung.
Die Wirkungen des Nervs der Ruhe und des Nervs der Erre-
gung sind für sich genommen als neutral zu betrachten. Es
wäre falsch zu sagen, die Aktivität des einen sei „gesund“ und
die des anderen „ungesund“. Je nach Situation brauchen wir
Menschen und auch die anderen Säugetiere beide Nervennetz-
werke, um unseren Organismus auf die Umwelt oder auch auf
unsere soziale Situation einzustellen, in der wir uns zum
jeweiligen Zeitpunkt befinden. Das Wechselspiel und das
Gleichgewicht zwischen parasympathischer Ruhe und sympa-
thischer Erregung machen ein ausgeglichenes Funktionieren
unseres Organismus möglich, dessen Organsysteme im
Abgleich mit Umwelteinflüssen gesteuert werden müssen.
Naturkontakt fördert Gesundheit
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mit Doktor Adelbert Bachlechner