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November 2014
Gemeindezeitung Kartitsch
Seite 8
Während sich das Gedenkjahr
2015 mit Riesenschritten nähert,
laufen auch in unseren Nachbar-
gemeinden die Vorbereitungen zu
zahlreichen Initiativen.
Neben
der
Ausstellung
„Grenzgang“, die in diesem Som-
mer und Herbst in Kartitsch, Sil-
lian, Bruneck und Sexten zu se-
hen war und sehr positives Echo
erhalten hat, haben sich bereits
Anfang 2013 die Grenzgemein-
den Sexten und Comelico Superi-
ore mit uns Kartitschern zusam-
mengetan, um eine gemeinsame
Initiative gegen das Vergessen
quer über die Staats-, Regions-
und Sprachgrenze hinweg zu star-
ten.
Den Rahmen bildet ein von Inter-
reg-Rat Dolomiti Live geförder-
tes Projekt, das über den Klein-
projekte-Fonds finanziert wird.
Ziel ist es, auf dem Dreiländereck
Osttirol - Südtirol – Belluno ei-
nen kurzen Frontabschnitt erst-
mals komplett zu vermessen und
durch eine historisch-touristische
Karte dem interessierten Publi-
kum zugänglich zu machen.
Zahlreiche Gespräche mit Wan-
derern auf dem Karnischen
Kamm und im Bereich Knieberg
haben nämlich gezeigt, dass die
Überreste der Jahre 1915 bis
1917 bei Einheimischen und Gäs-
ten im Vorbeigehen viele Fragen
aufwerfen, die bisher aber leider
unbeantwortet geblieben sind.
Im Rahmen des von Interreg ge-
wünschten
Know-how-
Austausches werden den benach-
barten Gemeinden zusätzlich
neue Arten der großflächigen und
kostensparenden Geländeaufnah-
me und Präsentationsmethoden
für das Freilichtmuseum der Zu-
kunft vermittelt.
Dazu fertigen wir vom heutigen
Zustand einiger Strukturen 3D-
Modelle an, um diese später ein-
mal, nach erfolgter Rekonstruk-
tion am Computer, quasi „im
Vorbeigehen“ in ihrer damali-
gen Gestalt digital erleben zu
können.
Als erster Schritt suchten wir im
Frühjahr 2014 im österreichi-
schen Staatsarchiv/Kriegsarchiv
Wien, im Archiv des „Museo
per la Grande Guerra“ in Rove-
reto und im historischen Archiv
der italienischen Luftwaffe in
Rom nach Unterlagen aus der
Zeit des Krieges, um die erhalte-
nen Strukturen zu lokalisieren
und nach der Feldaufnahme zu
interpretieren. Außerdem bilden
sie die wissenschaftliche Grund-
lage für den beschreibenden Teil
der historisch-touristischen Kar-
te. Insgesamt wurden dabei über
3500 Dokumente zusammenge-
tragen und lagern nun im Archiv
der Gemeinde.
Im Mittelpunkt des Projektes
standen die Feldaufnahmen, die
wir im August und September
trotz häufigem Nebel, Wind,
Eisregen und Schnee durchge-
führt haben.
Wir folgen dabei der bereits er-
folgreich vom Landesamt für Bo-
dendenkmäler Südtirol bei Struk-
turen des 1. Weltkrieges ange-
wandten, schnellen und kosten-
günstigen Methode der Aufnahme
mit GPS, Beschreibung und Inter-
pretation aller Strukturen, 3D-
Aufnahme wichtiger Objekte,
Aufbau einer Bilddatenbank mit
eingemessenen Aufnahmestand-
orten, sowie Luftaufnahmen mit
Hilfe einer ferngesteuerten Flug-
drohne.
Dabei wurden möglichst alle Hin-
terlassenschaften des 1. Weltkrie-
ges rund um den Knieberg, sowie
zwischen Eisenreich und Obstan-
ser Sattel erfasst, ebenso wie die
Reste der alten Grenzlinie zwi-
schen Österreich und der Repub-
lik Venedig im Bereich der De-
chantmahd. Rund um den Knie-
berg wurden z. B. rund 850 Ob-
jekte erfasst, auf dem ca. 2,2 Ki-
Der 1. Weltkrieg am Dreiländereck Osttirol Südtirol - Venetien
Der Grenzstein Nummer 3 aus dem
Jahr 1753, westlich des Kniebergsat-
tels (Arc-Team
)
Die italienischen Verteidigungsanla-
gen auf der Ostschulter des Knie-
bergs im Winter 1916 von Filmoor
aus beobachtet (Kriegsarchiv Wien)
3D
Punktwolke
eines
Splitter-
Schutzwalles aus Stein eines mittler-
weile verschwundenen Unterkunfts-
Gebäudes am Obstanser Sattel. (Arc-
Team