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09/2016
100.000 Jahre dauerte die gro-
ße Eiszeit, ehe die Sonnen-
strahlen vor etwa 20.000
Jahren kräftiger wurden und
das Eis langsam zurückging.
Aus den Karpaten drangen in
die ausapernden Schotterhal-
den genügsame Bäume vor, die
sich Jahr für Jahr immer mehr
nach Westen und Norden aus-
breiteten: die Zirben. Ihre Vor-
fahren standen in der sibirischen Taiga, wo heute noch die
nächsten Verwandten der Zirbe wachsen. Im Altaigebirge
im Süden Sibiriens hatten sie den Kampf gegen die Kälte
und gegen die trockenen Winde erlernt. Sie hatten Genüg-
samkeit trainiert und gelernt, auf kargem Steinboden und
mit wenigen Nährstoffen zu überleben. Bei Bedarf konnten
sie auch langsam wachsen und kräftige Wurzeln ausbil-
den. Die Nadeln selbst sind durch eine Wachsschicht raffi-
niert vor Austrocknung geschützt. Die Harzkanäle am
Rand der Nadeln enthalten Pinosylvin, ein duftendes äthe-
risches Öl, das auch antibakteriell wirkt. Unsere ersten
nacheiszeitlichen Wälder im Alpenraum bestanden zu
einem großen Teil aus Zirben. Erst später, als die Tempe-
ratur immer mehr anstieg und heutige Verhältnisse
erreichte, zog sich die Zirbe in höhere Lagen zurück, wo
sie heute die oberste Grenze des Waldes bildet. Die ältesten
Exemplare können bis zu 1000 Jahre alt werden.
Verbreitet wird die Zirbe von einem eigentümlichen Vogel,
dem Tannenhäher. In den südlichen Alpen wird er auch
„Tschankel“ genannt. Dieser Vogel sammelt im Herbst die
Nüsse aus den großen Zirbenzapfen und deponiert sie an Stel-
len mit lockerer Erde als Vorrat für den Winter. Zum Glück
merkt er sich nicht alle Verstecke, einige vergisst er. Vielleicht
hat er aber auch einfach mehr Nüsse geerntet, als er fressen
kann. Nun liebt die Zirbe gerade die lockeren Böden, in die sie
vom Tschankel gesteckt werden. Nach ein, zwei oder drei Jah-
ren, im Frühling, beschließt die eingegrabene Zirbennuss, dass
der Vogel sie wahrscheinlich vergessen hat, und beginnt zu
keimen.
Der Duft der Zirbe ist legendär. Er erinnert an gemütliche
Almstuben, denn Zirbenholz, wurde seit jeher in vielen Gast-
stuben als Täfelung und Material für die Möbel eingesetzt.
Auch viele Bauernkästen und Betten wurden früher aus Zir-
benholz angefertigt. Grundlage des Zirbenduftes ist das ätheri-
sche Öl, das wie bei vielen anderen Nadelbaumarten im Holz
abgelagert wird. Destilliert man 1 kg Zirbenholz, ergibt das 1 g
ätherisches Öl, das im Harz des Baumes konzentriert ist. Harz
hat die Aufgabe, Wunden zu schließen, das Holz des Baumes
elastisch zu machen und Schädlinge abzuwehren. Ein Baum
kann ja nicht davonlaufen, sodass er andere Strategien der
Schädlingsabwehr entwickelt hat.
Die Heilkraft der Zirbe
Univ.-Prof. Dr. Maximilian Moser wirkte federführend bei
Studien mit, in denen die positive Wirkung des Zirbenholzes
auf unseren Körper erstmals wissenschaftlich bestätigt wurde.
Ein Großteil der Versuchspersonen zeigte im Zirbenholzbett
stabil geringere Herzraten als im Spanplattenbett und sogar
geringere als im eigenen Bett. Im Mittel ersparte sich jede
Versuchsperson 3.500 Herzschläge pro Nacht. Nun weiß man
aus anderen Studien, dass die Herzfrequenz ein wichtiger Indi-
kator für die Lebenserwartung ist. Prof. Moser stellte mithilfe
der im AUSTRO-MIR-Projekt entwickelten Messmethoden
fest, dass der Vagus-Tonus (unser Erholungsnerv) im Zirben-
bett signifikant erhöht war.
Dazu muss man wissen, dass unser Herz vom vegetativen Ner-
vensystem gesteuert wird, jenem Teil des Nervensystems, das
nicht von unserem Bewusstsein gelenkt wird: Der Sympathi-
kus ist dabei seit Urzeiten für Gefahrensituationen zuständig.
Er ermöglicht uns Flucht und Kampf und erhöht unsere Lei-
stungsfähigkeit. Im Gegensatz zu früher können wir heute in
der Regel den Flucht- oder Kampfimpuls nicht ausleben, weil
wir vielleicht gerade am Bürotisch oder in einer Besprechung
sitzen, wenn unser Sympathikus aktiviert wird. Der ursprüng-
lich lebensrettende Nerv ist daher heute als Stressnerv
bekannt. Um unsere Leistungsfähigkeit auch langfristig erhal-
ten zu können, benötigen wir daher auch die andere Seite des
vegetativen Nervensystems – den Parasympathikus oder kurz
Vagus. Der Vagus verringert unsere Herzfrequenz und schützt
das Herz vor Überlastung. Ein aktiver Vagus, das hat die neue
Forschung gezeigt, ist für unsere Gesundheit und körperliche
Jugendlichkeit von größter Bedeutung, weil er das Herz
schützt, Entzündungen löscht, und Erholung ermöglicht. Gera-
de dieser „Gesundheitsnerv“, der Vagus wird im Zirbenbett
und in der Zirbenstube aktiviert und hier sind es besonders die
ätherischen Öle, die diese Wirkungen hervorrufen.
Ätherische Pflanzenöle können auch die Vermehrung von
Bakterien und Viren verringern und diese können dann leich-
ter von unserem Immunsystem beherrscht werden.
Außerdem bewirkt Zirbenholz, aber auch Lärchenholz, eine
extrem gute Abschirmung von Mikrowellenstrahlung, wie sie
zum Beispiel im Mobilfunk verwendet wird.
Neben dem
Zirbenbett,
der
Zirbenstube
und den
Zirbenmö-
beln
, gibt es noch viele Verwendungsmöglichkeiten, so u.a.
die Herstellung von
Zirbenseife
und
Zirbenshampoo.
Auch
zum Essen
– die Blütenknospen und Nadeln im Frühjahr
direkt vom Baum, die Zirbennüsse im Herbst von den reifen
Zapfen, entweder pur oder nach Zubereitung eines Zirben-
Basilikum-Pestos oder Zirben-Karotten-Kuchen – und
zum
Trinken –
Zirbenzapfen-Likör oder Zirbenzapfen-Schnaps
oder Zirbennuss-Likör – finden sich Verwendungsmöglichkei-
ten.
Das Geheimnis der Zirbe
Die Seite für die Gesundheit
mit Doktor Adelbert Bachlechner