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Seite 23

09/2016

100.000 Jahre dauerte die gro-

ße Eiszeit, ehe die Sonnen-

strahlen vor etwa 20.000

Jahren kräftiger wurden und

das Eis langsam zurückging.

Aus den Karpaten drangen in

die ausapernden Schotterhal-

den genügsame Bäume vor, die

sich Jahr für Jahr immer mehr

nach Westen und Norden aus-

breiteten: die Zirben. Ihre Vor-

fahren standen in der sibirischen Taiga, wo heute noch die

nächsten Verwandten der Zirbe wachsen. Im Altaigebirge

im Süden Sibiriens hatten sie den Kampf gegen die Kälte

und gegen die trockenen Winde erlernt. Sie hatten Genüg-

samkeit trainiert und gelernt, auf kargem Steinboden und

mit wenigen Nährstoffen zu überleben. Bei Bedarf konnten

sie auch langsam wachsen und kräftige Wurzeln ausbil-

den. Die Nadeln selbst sind durch eine Wachsschicht raffi-

niert vor Austrocknung geschützt. Die Harzkanäle am

Rand der Nadeln enthalten Pinosylvin, ein duftendes äthe-

risches Öl, das auch antibakteriell wirkt. Unsere ersten

nacheiszeitlichen Wälder im Alpenraum bestanden zu

einem großen Teil aus Zirben. Erst später, als die Tempe-

ratur immer mehr anstieg und heutige Verhältnisse

erreichte, zog sich die Zirbe in höhere Lagen zurück, wo

sie heute die oberste Grenze des Waldes bildet. Die ältesten

Exemplare können bis zu 1000 Jahre alt werden.

Verbreitet wird die Zirbe von einem eigentümlichen Vogel,

dem Tannenhäher. In den südlichen Alpen wird er auch

„Tschankel“ genannt. Dieser Vogel sammelt im Herbst die

Nüsse aus den großen Zirbenzapfen und deponiert sie an Stel-

len mit lockerer Erde als Vorrat für den Winter. Zum Glück

merkt er sich nicht alle Verstecke, einige vergisst er. Vielleicht

hat er aber auch einfach mehr Nüsse geerntet, als er fressen

kann. Nun liebt die Zirbe gerade die lockeren Böden, in die sie

vom Tschankel gesteckt werden. Nach ein, zwei oder drei Jah-

ren, im Frühling, beschließt die eingegrabene Zirbennuss, dass

der Vogel sie wahrscheinlich vergessen hat, und beginnt zu

keimen.

Der Duft der Zirbe ist legendär. Er erinnert an gemütliche

Almstuben, denn Zirbenholz, wurde seit jeher in vielen Gast-

stuben als Täfelung und Material für die Möbel eingesetzt.

Auch viele Bauernkästen und Betten wurden früher aus Zir-

benholz angefertigt. Grundlage des Zirbenduftes ist das ätheri-

sche Öl, das wie bei vielen anderen Nadelbaumarten im Holz

abgelagert wird. Destilliert man 1 kg Zirbenholz, ergibt das 1 g

ätherisches Öl, das im Harz des Baumes konzentriert ist. Harz

hat die Aufgabe, Wunden zu schließen, das Holz des Baumes

elastisch zu machen und Schädlinge abzuwehren. Ein Baum

kann ja nicht davonlaufen, sodass er andere Strategien der

Schädlingsabwehr entwickelt hat.

Die Heilkraft der Zirbe

Univ.-Prof. Dr. Maximilian Moser wirkte federführend bei

Studien mit, in denen die positive Wirkung des Zirbenholzes

auf unseren Körper erstmals wissenschaftlich bestätigt wurde.

Ein Großteil der Versuchspersonen zeigte im Zirbenholzbett

stabil geringere Herzraten als im Spanplattenbett und sogar

geringere als im eigenen Bett. Im Mittel ersparte sich jede

Versuchsperson 3.500 Herzschläge pro Nacht. Nun weiß man

aus anderen Studien, dass die Herzfrequenz ein wichtiger Indi-

kator für die Lebenserwartung ist. Prof. Moser stellte mithilfe

der im AUSTRO-MIR-Projekt entwickelten Messmethoden

fest, dass der Vagus-Tonus (unser Erholungsnerv) im Zirben-

bett signifikant erhöht war.

Dazu muss man wissen, dass unser Herz vom vegetativen Ner-

vensystem gesteuert wird, jenem Teil des Nervensystems, das

nicht von unserem Bewusstsein gelenkt wird: Der Sympathi-

kus ist dabei seit Urzeiten für Gefahrensituationen zuständig.

Er ermöglicht uns Flucht und Kampf und erhöht unsere Lei-

stungsfähigkeit. Im Gegensatz zu früher können wir heute in

der Regel den Flucht- oder Kampfimpuls nicht ausleben, weil

wir vielleicht gerade am Bürotisch oder in einer Besprechung

sitzen, wenn unser Sympathikus aktiviert wird. Der ursprüng-

lich lebensrettende Nerv ist daher heute als Stressnerv

bekannt. Um unsere Leistungsfähigkeit auch langfristig erhal-

ten zu können, benötigen wir daher auch die andere Seite des

vegetativen Nervensystems – den Parasympathikus oder kurz

Vagus. Der Vagus verringert unsere Herzfrequenz und schützt

das Herz vor Überlastung. Ein aktiver Vagus, das hat die neue

Forschung gezeigt, ist für unsere Gesundheit und körperliche

Jugendlichkeit von größter Bedeutung, weil er das Herz

schützt, Entzündungen löscht, und Erholung ermöglicht. Gera-

de dieser „Gesundheitsnerv“, der Vagus wird im Zirbenbett

und in der Zirbenstube aktiviert und hier sind es besonders die

ätherischen Öle, die diese Wirkungen hervorrufen.

Ätherische Pflanzenöle können auch die Vermehrung von

Bakterien und Viren verringern und diese können dann leich-

ter von unserem Immunsystem beherrscht werden.

Außerdem bewirkt Zirbenholz, aber auch Lärchenholz, eine

extrem gute Abschirmung von Mikrowellenstrahlung, wie sie

zum Beispiel im Mobilfunk verwendet wird.

Neben dem

Zirbenbett,

der

Zirbenstube

und den

Zirbenmö-

beln

, gibt es noch viele Verwendungsmöglichkeiten, so u.a.

die Herstellung von

Zirbenseife

und

Zirbenshampoo.

Auch

zum Essen

– die Blütenknospen und Nadeln im Frühjahr

direkt vom Baum, die Zirbennüsse im Herbst von den reifen

Zapfen, entweder pur oder nach Zubereitung eines Zirben-

Basilikum-Pestos oder Zirben-Karotten-Kuchen – und

zum

Trinken –

Zirbenzapfen-Likör oder Zirbenzapfen-Schnaps

oder Zirbennuss-Likör – finden sich Verwendungsmöglichkei-

ten.

Das Geheimnis der Zirbe

Die Seite für die Gesundheit

mit Doktor Adelbert Bachlechner