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Virgen

Aktiv

Übers Leben reden

I

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Das Leben ist eine spannende Reise.

Es ist ruhig geworden rund um das Pro-

jekt „Virgental – Menschen und Region

stark machen“. Aber nur vordergründig!

Seit Jänner 2016 trifft sich regelmäßig

eine kleine Runde von Virgentaler Bür-

gerInnen in den Räumen der Sonder-

schule Matrei. Sie reden übers Leben.

Mit dabei sind Elisabeth Islitzer, Bianca

Leitner, Reinhard Stadler, Adrian Steiner

und Thomas Steiner. Begleitet wird die

Gruppe von Angelika Pichler und

Andreas Oechsner. Alle Personen haben

Einschränkungen. Das ist gut so. Da-

durch entstehen Verbindungen auf

Augenhöhe.

Viele behinderte Menschen machen sich

über Leben keine Gedanken. Wozu

auch? Ihr Lebensweg ist schon geschrie-

ben. Von der Sonderschule in die Werk-

statt für behinderte Menschen. Irgend-

wann zieht man dann in ein Wohnheim.

Irgendwann wird die Werkstatt verlas-

sen, nicht weil man was Neues auspro-

bieren will, sondern aus Altersgründen.

Übers Leben so reden, ist gar nicht ein-

fach. Damit Menschen anfangen, über

ihr Leben zu reden, brauchen sie Zeit,

Raum und Stimme. Deshalb treffen wir

uns immer zwei Tage.

Jeder Mensch hat was zu sagen und hat

eine Stimme. Diese Stimme verstärken

wir mit einemMikrofon und einem Laut-

sprecher. Manche sind erschrocken, als sie

zum ersten Mal ihre Stimme gehört

haben. „Das ist meine Stimme?“ Damit

schaffen wir Zeit und Raum, damit sich

die Personen selber kennenlernen können.

Wer sind sie? Was sind ihre Träume? Was

sind ihre Wünsche? Was sind ihre Ge-

danken? Viele Menschen haben verlernt,

über ihr Leben nachzudenken.

Oft geben behinderte Menschen vor, nicht

denken zu können. Damit wollen sie den

Erwartungen ihrer Umwelt entsprechen.

So hat irgendwann ein Vater über seinen

25-jährigen Sohn in dessen Anwesenheit

gesagt: „Kapiert er es überhaupt, worüber

wir sprechen?“. Es ging um die Zukunft

des Sohnes. Der Sohn hat kapiert, dass er

nicht zu denken hat.

Um wirklich zu etwas Neuem zu kommen,

müssen wir uns alle von unseren klaren

Bildern, wie der andere zu sein hat, lösen.

Behinderte Menschen selbst, und ihr Um-

feld. Genau das passiert in der Gruppe. So

war am Anfang die häufigste Antwort:

„Ja“. Egal, wie die Frage gelautet hat. Nach

dem Motto: Es ist egal, was ich sage. An-

dere bestimmen sowieso mein Leben. Das

Gefühl, meine Antwort ist für mein Leben

wichtig, entwickelt sich erst langsam. Aber

wir sind auf dem richtigen Weg! Nur wenn

Menschen sich Gedanken machen, wie sie

ihr Leben gestalten wollen, entwickeln sie

eine starke Persönlichkeit. Nur so können

alternative Lebenswege entstehen. Ab Juli

dieses Jahres wollen wir unsere Gruppe er-

weitern. Deshalb gab es in der Werkstatt

Matrei einen Infonachmittag, der gut be-

sucht war. An dieser Stelle möchten wir

uns für gute Zusammenarbeit mit der

Lebenshilfe bedanken.

Zum Schluss möchten wir uns bei unse-

rer ehemaligen Kollegin Mag.ª Lisa

Wimmler herzlich bedanken. Sie hat das

Projekt maßgeblich mitgestaltet.

Zentrum für Kompetenzen

Angelika Pichler und Andreas Oechsner

Wenn Sie Fragen haben dann melden

Sie sich bitte bei Andreas Oechsner,

Tel. 0650-220 03 62,

andreas.oechsner@zfk.at

,

www.zfk.at

Übers Leben reden

Das Plakat: „Wer bin ich?“ wird gestaltet: Bianca Leitner, Thomas Steiner, Adrian Steiner, Elisabeth Islitzer, Angelika Pichler (v. l.) Tahereh

Nourani, Persönliche Assistentin von Angelika Pichler (Mitte).