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BLICK

Ein

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Sillian`s Jugend in der Welt

schon extrem nahe erschienen, gelten

gerade die Nilpferde als gefährlichste

Tiere Afrikas.

Ziel unseres nautischen Ausfluges wa-

ren die Murchison-Falls. Im Grunde ein

riesiger Wasserfall, der durch das Absin-

ken einer Kontinentalplatte entstanden

ist, über die nun der Nil hinabstürzt. Ein

atemberaubendes Naturschauspiel.

Da wir minutenlang auf die reißenden

Fluten starrten, bemerkten wir das her-

annahende Gewitter erst viel zu spät.

In den Tropen reduzieren sich die Wol-

kenbrüche während der Trockenzeit zwar

auf ein Minimum. Falls sich dann noch

ein Gewitter aufbaut, ist dies ein meist

angsteinflößendes Schauspiel. Die an-

fänglich kleinen Regentropfen formierten

sich binnen Minuten zu einer förmlich

undurchsichtigen

Niederschlagsfront.

Vorangehende Winde brachten unser

Boot auf angsteinflößende Weise ins

Schaukeln.

Der Schauer wäre an und für sich ja kein

größeres Problem gewesen, hätten wir

uns nicht in Mitten des Nils und einem

Haufen Krokodile befunden.

Aller Angst zum Trotz haben wir es am

Ende doch noch unbeschadet zurück in

die Unterkunft geschafft.

Zu einem weiteren, prägenden Erlebnis

zählte auch unser Besuch bei Bauern

aus der Region südlich des Kibale Nati-

onalparks.

Zu Besuch bei Kleinbauern

Ich sehe dieses Erlebnis mittlerweile als

großes Privileg, wenngleich es damals

eine sehr aufwühlende Begegnung mit

Menschen aus dem wohl ärmsten Teil

der Bevölkerung Ugandas war. Selten

hat man eine derartige Gelegenheit sich

so intim bzw. intensiv mit einer anderen

Kultur auseinander zu setzten.

Zweimal nächtigten wir bei Bauern im

Gebiet der Crater Lake Area. Einer Re-

gion, übersäht mit einer Vielzahl an Vul-

kanen, dessen Krater nun mit Wasser

gefüllt sind. Aufgrund der Vulkanasche

ist es hier auffallend grün, was auf die

enorme Fruchtbarkeit der Böden schlie-

ßen lässt.

Die Landwirte betreiben vorwiegend

Subsistenzwirtschaft. Das heißt, die je-

weilige Ernte dient ausschließlich der

eigenen Ernährung. Ab und zu kommt

es schon vor, dass Überschüssiges am

nächsten Markt verkauft werde, erwähn-

te Samuel – unser Gastgeber. Grundsätz-

lich werden hier eine Vielzahl verschie-

dener Grundnahrungsmittel angebaut,

wie Ess- und Kochbananen, Avocados,

Mangos, Papaya, Hirse, Erdnüsse, Kaffee.

Neben diesen teils köstlichen Produkten

hat Ugandas Natur noch einiges weitere

zu bieten.

Da es in den Tropen keine Jahreszeiten

gibt von denen das Wachstum der Pflan-

ze unterbrochen wird, besitzen Bäume in

dieser Klimazone beispielsweise keine

Jahrringe bzw. findet man darauf gleich-

zeitig Früchte im Wachstums- und Ern-

testadium.

Am ersten Tag konnte es der älteste

Sohn Joshua, der insgesamt 11 Kinder,

gar nicht fassen, dass wir noch nie einen

Avocado-Baum gesehen haben. Als dies

der Rest der Familie erfuhr, war das Ge-

lächter unter allen Beteiligten sehr groß.

Nach einem festlichen Gebet gab es aus-

giebig zu Essen.

Samuel klärte uns im Anschluss über

Herausforderungen des ugandischen

Landlebens auf. So gehen seine beiden

ältesten Kinder gute eineinhalb Stunden

zur Schule. Für mich eine unglaubliche

Distanz, die viel Motivation und Disziplin

für die Schule erfordert. Doch Bildung ist

den Eltern wichtig und zugleich größter

Gegner der Armut. Aus diesem Grund

träumt Joshua von einem Hochschulab-

schluss.

Auch die Regenfälle stellen in dieser Re-

gion ein großes Problem dar. Aufgrund

des wenig miteinander verbundenen

Erdreichs (Vulkanasche), kommt es öf-

ters zu kleineren Muren bzw. tiefen die

Straßen zunehmend ein. So wird das Ver-

kehrsnetz allmählich unbenutzbar, wenn

nicht ständig nachgebessert wird.

Am letzten Tag unseres Besuchs wurde

für uns gesungen und getanzt. Da sitzt

man tausende Kilometer von seiner Woh-

nung entfernt und wird derart herzlich

aufgenommen, ohne Vorurteile, voller

Neugier. Die Familie sang Lieder über

Freundschaft und Mutter Natur. Gegen

Ende des Abends kämpften mein Stu-

dienkollege und ich wahrhaftig mit den

Tränen. Alleine der Gedanke, dass wir

derart zufriedene Menschen kennenler-

nen durften, die mit dem für uns Notwen-

digsten glücklich sein können, wärmte

unser Herz.

Was bleibt sind Eindrücke, die sich allei-

ne durch Worte nicht beschreiben las-

sen. Ich könnte natürlich noch über eine

Vielzahl an Erzählungen und Fakten von

Uganda schreiben, doch reichen dafür

die Zeilen nicht aus.

Falls dich nun das Uganda-Fieber ge-

packt hat, kann ich dir gerne persönlich

und bei einem Bier oder Kaffee im P99

mehr von alledem erzählen.

Uganda – Ich komme wieder!

Was bleibt sind Eindrücke und Erfahrun-

gen, wie man sie bei uns in Europa nie

erleben wird. Zwischenzeitlich schrie

in mir der Gedanke meinen weiteren

Lebensweg in Uganda zu bestreiten

bzw. gar nicht mehr nach Tirol zurück

zu kehren. Leider wird man zu Hause

dann doch wieder sehr schnell von der

Realität eingeholt. Dennoch, Träumen ist

nicht verboten. Ich weiß jetzt schon mit

Sicherheit, dass mich das Land bald wie-

dersehen wird.

Text: Bernhard Grüner

Fotos: B. Grüner, A. Dittrich,

B. Titzler und Ph. Mack

Samuel und Familie, mein Studienkollege und ich.