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Juni 2016

Geboren wurde Anna Schneider am 18. November 1937

als zweites von vier Kindern in Untertilliach. Sie war kernge-

sund und kam ohne Hebamme auf die Welt. Als Anna zwei

Jahre alt war, stand fest, dass sie ihr Gehör durch eine schwere

Mittelohrentzündung für immer verloren hatte. Das war ein gro-

ßer Schock für ihre Eltern. Doch sie taten in diesen schwierigen

Kriegs- und Nachkriegsjahren das Richtige: Sie ermöglichten

Anna die beste Schulerziehung die es damals für hörgeschä-

digte Kinder gab - am Gehörloseninstitut in Mils in Nordtirol.

So war Anna schon früh weg von ihrer Familie und auf sich

selbst gestellt. Leider verstarb ihr Vater sehr jung und obwohl

ihre Mutter Paula noch drei andere Kinder alleine durchbringen

musste, vergaß sie nie auf Annas besondere Bedürfnisse.

Nach Annas abgeschlossener Schulausbildung in Mils kam

sie zum Schneider in Untertilliach in die Lehre. Ihrer Fingerfer-

tigkeit hatte sie es zu verdanken, dass sie später in Innsbruck

eine gute und sichere Stelle als Näherin bei der Firme Herbur-

ger Rhomberg annehmen konnte. Als 1975 ihre Tochter Silvia

zur Welt kam, kehrte Anna auf den Hof ihrer Mutter Paula zu-

rück. Diese hatte noch im selben Jahr den Tod ihres geliebten

Sohnes Toni zu verkraften. Anna gab ihr durch ihr Baby, das

sie aufgrund ihres Handycaps nicht alleine aufziehen konnte,

einen neuen Lebensinhalt. 1977 kamen alle drei nach Tristach,

ins Haus Ehrenburgstraße 14. In dem Haus finden sich heu-

te zahllose Stickereien und Strickereien, fein Gehäkeltes und

sorgsam Genähtes. Das waren Annas liebste Tätigkeiten über

denen sie wie in stiller Meditation gesessen ist. Oft hat sie auch,

als ihre Tochter noch klein war, mit ihr gemalt und ihr aus

Bilderbüchern vorgezeichnet - vielleicht ist Silvia eben dadurch

Kunsterzieherin geworden. Als Silvia später außer Haus war,

und ihr eigenes Leben führte, hat Anna, so gut sie eben konnte,

ihre Mutter Paula versorgt.

2005 verstarb Paula. 2008 kam Annas erstes Enkelkind

Christoph zur Welt, 2010 folgte die kleine Leni und 2015

das jüngste der drei Enkelkinder – Anton. Mit den Enkelkin-

dern kam große Freude in Annas Leben. 2011 schränkten

die Folgen eines Sturzes die Selbstständigkeit Annas ein. Eine

Zeitlang wurde sie von den

mobilen Pflegekräften des

Sozialsprengels, von den

Schwestern Ingrid, Hilda

und Andrea sowie Burgl Kof-

ler liebevoll im Alltag beglei-

tet. 2013 war es nach einer

Operation soweit, dass Anni

zu Hause nicht mehr alleine

zurechtkam. Doch mit Hil-

fe der 24h-Pflegerin Florina

Sandu waren ihr noch weitere, schöne Jahre zu Hause, in den

eigenen vier Wänden vergönnt. Der Winter 2015/16 brauchte

mit mehreren Lungenentzündungen Annas letzte Reserven auf.

Im Jänner empfing sie das Sakrament der Krankensalbung. An-

schließend verbrachte sie noch drei ruhige und behütete Mona-

te im Pflegeheim in Lienz, wo Anna am 4. Mai 2016 friedlich

und für immer eingeschlafen ist.

Tochter Silvia verabschiedete sich beim Begräbnis mit den

Worten:

„Liebe Mama, es war ein langer Abschied von dir

und trotzdem fühlt es sich unerwartet an. Immer wieder hast

du es in den letzten Jahren geschafft, dich noch einmal von

Krankheit und dem unaufhaltsamen körperlichen Verfall zu

erholen. Ich weiß nicht, was genau dir immer wieder die Kraft

gegeben hat, aber deiner Zähigkeit ist es zu verdanken, dass

du alle deine Enkelkinder erlebt hast. Mit viel Freude hast du

alle drei Babys im Arm gehalten. Nie werde ich folgendes Er-

lebnis vergessen: Du hattest selbst schon große Schwierigkei-

ten beim Gehen, als eines deiner Enkelkinder drohte zu stol-

pern. Da hast du es, so schnell konnte ich gar nicht schauen,

aufgefangen, damit es nicht stürzen sollte. Viele Male hast

du noch herzlich lachen können, wenn du deine Enkelkin-

der beim Herumtollen und Spielen beobachtet hast. Immer

hast du uns alle mit einem großen freudigen Lächeln begrüßt

wenn wir dich besucht haben. Dass wir diese Freude auf dei-

nem Gesicht und dieses Leuchten in deinen Augen in Erin-

nerung behalten dürfen ist dein größtes Geschenk an uns.“

Anna Schneider, † 4.5.2016

Katharina Bundschuh wurde als drittes Kind von Ida und

Franz Lublasser am 19. März. 1933 in Matrei in Osttirol

geboren. Schon in jungen Jahren kam ihr Bruder Alban auf

tragischer Weise ums Leben. Mit 15 Jahren kam sie nach

Villach, wo sie ein paar Jahre in einem Haushalt arbeitete.

Aus gesundheitlichen Gründen musste sie wieder nach Ost-

tirol zurück, wo sie im Hotel Sonne eine Stelle annahm. Da-

nach arbeitete sie im Matreier Tauernhaus, wo sie ihren Mann

Ernst kennen und lieben lernte. Bald drauf kam das erste Kind

Margit mit einem schweren Herzfehler zur Welt. Bis zum Tod

von Margit, welche mit 5 Jahren verstarb, kamen noch fünf

weitere Kinder zur Welt. 1962 zog die ganze Familie von Mat-

rei nach Tristach, wo Katharina noch drei Kindern das Leben

schenkte. 1982 verstarb völlig unerwartet ihr Sohn Bernhard.

Nur durch tiefen Glauben konnte sie diesen schweren Schick-

salsschlag ertragen. Durch

viele Entbehrungen und

harte Arbeit war ihr Körper

von Schmerzen gezeichnet.

Trotzdem hatte sie immer

ein offenes Ohr für all ihre

Kinder, Enkel und Urenkel.

In den letzten zwei Jahren

machte sich ihr geschwäch-

ter Körper immer mehr be-

merkbar.

Katharina Bundschuh schloss, versehen mit den heiligen

Sakramenten, am 20. Mai 2016 ihre Augen für immer.

Katharina Bundschuh,

geb. Lublasser,

† 20.5.2016