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ISELSBERGER
GEMEINDEBOTE
Ausgabe 35 | Junil 2016
hatte man aus Holz einen
kleinen achteckigen Pavillon
errichtet, das „Gloriett“.
KAISER FRANZ JOSEPH I.
UND DIE MAIENHÖHE
Heuer werden es 160 Jahre, dass
Seine Majestät Kaiser Franz
Joseph mit seiner Gemahlin
Elisabeth - uns aus den Sissi-
Filmen bestens bekannt -
Heiligenblut mit seinem Besuch
beehrte und dabei zum
Pasterzengletscher aufstieg, um
den Großglockner aus unmittel-
barer Nähe zu besichtigen. Auf
dem Rückweg, der ihn auch
nach Lienz führte, passierte er
das Gemeindegebiet von
Iselsberg. Nachdem man in
Winklern übernachtet hatte,
wurde am 8. September 1856
die Fahrt auf den Iselsberger
Sattel in Angriff genommen. Auf
der Höhe beim Gasthof „Zur
Wacht” war eine prunkvolle
Triumphpforte errichtet. Dort
erwartete eine große Volks-
menge das kaiserliche Paar und
sein Gefolge, angeführt von den
Ortsvorstehern der Gemeinden
auf der Tiroler Seite, der hoch-
würdigen Geistlichkeit, den
höchsten Beamten des Bezirkes
Lienz, der Schuljugend und den
beiden Schützenkompanien von
Dölsach und Nikolsdorf mit ihren
Musikkapellen.
Nach den Empfangsfeierlich-
keiten ging die Fahrt weiter,
vorbei am Gumpitschhof und
etwas abseits vom Dorf über die
„Zlagge“ hinunter zum „Zeiner
Kolm“ (unterhalb des
Zeinerhofes). Dort wurde das
Kaiserpaar wieder von vielen
Menschen bestaunt und
bejubelt. Hier, am schönsten
Aussichtspunkt an der
damaligen Straße über den
Iselsberg, war wieder eine kurze
Rast vorgesehen, damit sich die
Majestäten von der holprigen
Fahrt ein wenig erholen
konnten. Für diesen Aufenthalt
Dr. Meinrad Pizzinini zitiert dazu
einen Auszug aus der „Volks-
und Schützenzeitung“: „Man
hatte nämlich ganze Bäume
samt Ästen und Zweigen
ausgegraben und die einzelnen
dann am passenden Orte
symmetrisch zusammengestellt
und mit Schlinggewächsen so
zierlich und natürlich verbunden,
dass man hätt' glauben mögen,
die ganze Geschichte sei samt
dem moosüberdeckten Sitze
und Tische aus dem Boden
gewachsen.“ Von hier aus bot
sich ein herrlicher Ausblick
hinunter auf den Talboden mit
den vielen Dörfern und der Stadt
Lienz und hinüber auf die
mächtigen „Unholden“, wie die
Lienzer Dolomiten damals noch
hießen. Nach diesem Aufenthalt
setzte man die Fahrt fort, aber
nicht über den Kirchsteig, der
sich bald nach dem Kolm in
einer scharfen Kehre nach
Osten wendet. Die damalige
Straße führte geradeaus nach
Obergöriach und hinunter zur
Staatsstraße Richtung Lienz.
Im August 1856 ist der Plautzhof
nach einem Blitzschlag
abgebrannt und bereits drei
Jahre vorher wurden im Zentrum
von Dölsach 11 Häuser und die
Pfarrkirche ein Raub der
Flammen. Die Durchreise des
Kaisers hat man daher genützt,
um die Bitte um eine milde
Gabe für den Wiederaufbau
vorzubringen. Dazu erwähnt
Josef Rabl, ein Alpinist und Reise-
Schriftsteller aus Wien, der sich
Dölsach zur zweiten Heimat
erkoren hat, in der Beschreibung
einer Wanderung über den
Iselsberg, dass die Dölsacher
eine breite Waldschneise vom
Gloriett nach Dölsach
ausgehackt hatten, um dem
Monarchen die Brandruinen und
den Fortschritt beim Wieder-
aufbau deutlich vor Augen zu
führen. Der Erfolg waren 1200
Gulden für Dölsach und 360
Gulden für den Plautzbauer aus
der „allerhöchsten Privat-
schatulle“ des Kaisers. 27 Jahre
später, als das Gloriett längst
zerfallen war, errichtete 1883 ein
Iselsberger Bauer –
angenommen wird, dass es ein
Zeinerischer war - das heute
noch bestehende neugotische
Türmchen mit der Aufschrift
„Maienhöhe“. Später kam auch
noch die schmiedeeiserne
Einfriedung dazu. Nach Aussage
von alten Iselsbergern hat der
Erbauer des Türmchens eine
Wette eingelöst: Er sei in der
Lage, dem Zeiner Kolm, der
nach dem Aufenthalt des
Kaisers einfach Gloriett genannt
wurde, für immer einen neuen
Namen zu geben.