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34

BLICK

Ein

Chronik

ihren Aufgaben zählten neben der Armen- und Krankenbe-

treuung auch der Schulunterricht (Industrieschule) und die

Kinderbetreuung.

Sr. Theodosia Raich

übernahm im Jahre 1890 als „ers-

te Kindergärtnerin von Sillian“ die Betreuung der Kinder

und hatte sie 25 Jahre inne. Die Chronik schreibt über sie:

„Durch ihr großes Geschick im Umgang mit Kindern, durch

ihre humorvolle Art, ihr leutseliges Wesen und ihre Fröm-

migkeit erfreute sie sich großer Beliebtheit bei der Bevöl-

kerung“.

Im Jahre 1915 mit der Kriegserklärung Italiens an Öster-

reich-Ungarn musste die Kinderbewahranstalt aus Sicher-

heitsgründen geschlossen werden. Erst im Sommer 1918

erfolgte die Wiedereröffnung. Die Nachkriegszeit war ge-

prägt von großen Entbehrungen, von Hunger, Armut, Seu-

chen, politischer Unsicherheit usw., was sich auch auf den

Weiterbestand der Kinderbewahranstalt auswirkte. Daher

wurde sie für einige Jahre geschlossen. Es bedurfte großer

Anstrengungen von Seiten der Eltern, die „Anstalt“ – wie der

Kindergarten von den Sillianern genannt wurde - 1926 wie-

der im Parterre des „Forcherhauses“ zu eröffnen. Die Aufga-

be als neue „Anstaltsschwester“ übernahm im August 1926

Sr. Bellina Schöpf

. Die in der Schwesternchronik beschrie-

bene „ärmliche Kinderbewahranstalt“ konnte nur mit gerin-

gen Beiträgen der Eltern und den Spenden diverser Gönner

und Förderer finanziert werden. Man griff zur Selbsthilfe:

Durch Glückstopf und Theateraufführungen der Kinder er-

spielten sie sich eine bescheidene Summe Geld, mit der man

notwendige Anschaffungen tätigen konnte. Im Jahre 1933

übernahm

Sr. Theodeberta Rietzler

die Leitung der Anstalt.

Von 1938 bis 1945 wurde sie einer nationalsozialistischen

Leiterin unterstellt. Erst nach Kriegsende 1945 konnten die

kriegsbedingten ungeordneten Verhältnisse erfolgreich be-

seitigt werden und die Barmherzigen Schwestern wieder die

Leitung übernehmen. Der Kindergarten übersiedelte aus der

Forcherkaserne in eine freigewordene Baracke in der Aue

(heute Wohnhaus der Familie Robert Faitelli).

Endlich hatte man mehr Bewegungsfreiheit, einen Garten

zum Austoben, und die „Ausspeisung“ schmeckte auch al-

len gut. Wer erinnert sich nicht gerne an den großen „Pinoc-

chio –Ofen“ im Spielzimmer! Zum Zeichnen und Malen ver-

wendete man aus Spargründen ausgedientes Kanzleipapier

vom Gemeindeamt und Blätter aus alten Schulheften.

Im Laufe der Jahre wuchs die Zahl der zu betreuenden

Kinder, sodass man mehr Kindergruppen schaffen und

Mini Musikkapelle 1956. 1.v. re: Karl Lukasser,

2.v.re:

Wolf-

gang Grüner,

4.v.re

: Gebhard Troyer,

5.v.re

: Josef Bodner

„Mattelweber),

3.v.li:

Anton Schneider;

Sammlung: Walter Mühlmann, der damals als Kapellmeister

fungierte: „Hörner hat der Ziegenbock und ich hab´ den Ka-

pellmeisterstock", lautete ein Satz seines Textes.

V.li.n.re

.: 1.Reihe unten: Schönhuber Maria Immaculata, Am-

hof Gretl verh. Vinatzer, Lanser Anton, Bachmann Erna verh.

Aschbacher, Klammer Pepi, Achammer Maria verh. Leiter, 2.

Reihe mitte: Ravelli Erwin, Außerhofer Josefina, Atzwanger

Franz, Pfeifhofer Anni verh. Heinrich, Oberhauser Alois, Fast

Alfred, Schuen Aloisia, 3. Reihe: Klammer Helene

Sammlung: Josef Rauter

Barackenkindergarten von außen und innen.

Foto: Marktgemeinde Sillian