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BLICK
Ein
Chronik
ihren Aufgaben zählten neben der Armen- und Krankenbe-
treuung auch der Schulunterricht (Industrieschule) und die
Kinderbetreuung.
Sr. Theodosia Raich
übernahm im Jahre 1890 als „ers-
te Kindergärtnerin von Sillian“ die Betreuung der Kinder
und hatte sie 25 Jahre inne. Die Chronik schreibt über sie:
„Durch ihr großes Geschick im Umgang mit Kindern, durch
ihre humorvolle Art, ihr leutseliges Wesen und ihre Fröm-
migkeit erfreute sie sich großer Beliebtheit bei der Bevöl-
kerung“.
Im Jahre 1915 mit der Kriegserklärung Italiens an Öster-
reich-Ungarn musste die Kinderbewahranstalt aus Sicher-
heitsgründen geschlossen werden. Erst im Sommer 1918
erfolgte die Wiedereröffnung. Die Nachkriegszeit war ge-
prägt von großen Entbehrungen, von Hunger, Armut, Seu-
chen, politischer Unsicherheit usw., was sich auch auf den
Weiterbestand der Kinderbewahranstalt auswirkte. Daher
wurde sie für einige Jahre geschlossen. Es bedurfte großer
Anstrengungen von Seiten der Eltern, die „Anstalt“ – wie der
Kindergarten von den Sillianern genannt wurde - 1926 wie-
der im Parterre des „Forcherhauses“ zu eröffnen. Die Aufga-
be als neue „Anstaltsschwester“ übernahm im August 1926
Sr. Bellina Schöpf
. Die in der Schwesternchronik beschrie-
bene „ärmliche Kinderbewahranstalt“ konnte nur mit gerin-
gen Beiträgen der Eltern und den Spenden diverser Gönner
und Förderer finanziert werden. Man griff zur Selbsthilfe:
Durch Glückstopf und Theateraufführungen der Kinder er-
spielten sie sich eine bescheidene Summe Geld, mit der man
notwendige Anschaffungen tätigen konnte. Im Jahre 1933
übernahm
Sr. Theodeberta Rietzler
die Leitung der Anstalt.
Von 1938 bis 1945 wurde sie einer nationalsozialistischen
Leiterin unterstellt. Erst nach Kriegsende 1945 konnten die
kriegsbedingten ungeordneten Verhältnisse erfolgreich be-
seitigt werden und die Barmherzigen Schwestern wieder die
Leitung übernehmen. Der Kindergarten übersiedelte aus der
Forcherkaserne in eine freigewordene Baracke in der Aue
(heute Wohnhaus der Familie Robert Faitelli).
Endlich hatte man mehr Bewegungsfreiheit, einen Garten
zum Austoben, und die „Ausspeisung“ schmeckte auch al-
len gut. Wer erinnert sich nicht gerne an den großen „Pinoc-
chio –Ofen“ im Spielzimmer! Zum Zeichnen und Malen ver-
wendete man aus Spargründen ausgedientes Kanzleipapier
vom Gemeindeamt und Blätter aus alten Schulheften.
Im Laufe der Jahre wuchs die Zahl der zu betreuenden
Kinder, sodass man mehr Kindergruppen schaffen und
Mini Musikkapelle 1956. 1.v. re: Karl Lukasser,
2.v.re:Wolf-
gang Grüner,
4.v.re: Gebhard Troyer,
5.v.re: Josef Bodner
„Mattelweber),
3.v.li:Anton Schneider;
Sammlung: Walter Mühlmann, der damals als Kapellmeister
fungierte: „Hörner hat der Ziegenbock und ich hab´ den Ka-
pellmeisterstock", lautete ein Satz seines Textes.
V.li.n.re.: 1.Reihe unten: Schönhuber Maria Immaculata, Am-
hof Gretl verh. Vinatzer, Lanser Anton, Bachmann Erna verh.
Aschbacher, Klammer Pepi, Achammer Maria verh. Leiter, 2.
Reihe mitte: Ravelli Erwin, Außerhofer Josefina, Atzwanger
Franz, Pfeifhofer Anni verh. Heinrich, Oberhauser Alois, Fast
Alfred, Schuen Aloisia, 3. Reihe: Klammer Helene
Sammlung: Josef Rauter
Barackenkindergarten von außen und innen.
Foto: Marktgemeinde Sillian