Gemeindezeitung - page 46

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Karl eine große Zuneigung
zu seiner Heimat Osttirol.
Seit Mitte der Sechzigerjahre
war er dann im Feinkostge-
schäft der Fa. Julius Meinl
am Lienzer Hauptplatz als
Verkäufer tätig. 38 Jahre ar-
beitete Karl Oberegger dort
zur vollen Zufriedenheit der
Kunden, seine Freundlich-
keit, Genauigkeit und Ver-
lässlichkeit waren hoch ge-
schätzt und so mancher - „mit
besseren Waren“ - gefüllte
Geschenkskorb erreichte in
Karls braunem „Meinl Kom-
bi“ unbeschadet und pünkt-
lich die verschiedenen Fei-
erlichkeiten und erfreute die
zu Ehrenden. „Im Meinl fand
der Karl seine Lebensaufga-
be, alle hab’n ihn dort gern
g‘habt“ war in den letzten
Tagen öfters in Gesprächen
über den Verstorbenen zu
hören. Und so manchem Li-
enzer Bürger fehlte der Karl
nach seiner Pensionierung als
gewohnter Ansprechpartner
beim „Meinl am Hauptplatz“.
Dort lernte er ja auch seine
Frau Waltraud kennen, die er
im Jahre 1984 heiratete und
gemeinsam bezog man dann
eine Wohnung in Patriasdorf.
Vor ca. 5 Jahren übersiedel-
ten Karl und Waltraud nach
Gaimberg. Besondere Freu-
de hatten sie an zahlreichen,
mitsammen unternommenen
Ausflügen und Bergtouren,
die man vorwiegend am Wo-
chenende genossen hat. Sonst
lebte der Karl eher zurückge-
zogen, er zog wohl Ruhe und
Stille dem lautenAlltagsleben
vor und erhielt sich so, trotz
mancher Unbill, einen Gutteil
seiner Zufriedenheit und Aus-
geglichenheit. In den letzten
Monaten verschlechterte sich
Karls
Gesundheitszustand
bedenklich, dankbar nahm
er die liebevolle Umsorgung
durch seine Frau Waltraud
wahr. Seine letzten Tage ver-
brachte er im Krankenhaus,
wo er, mit dem Empfang des
Sakramentes der Krankensal-
bung versehen, friedlich am
10. Februar einschlief. Und
mit der Beerdigung am hei-
matlichen Friedhof hier in
Gaimberg schließt sich der
Lebenskreis des „Albert’n
Karl“ und viele werden Herrn
Karl Oberegger in lieber Er-
innerung behalten.
Er ruhe nun in Gottes Frie-
den!
Auch dieses Mal für eine
stille, zurückgezogen leben-
de gebürtige Gaimbergerin.
Frau Valeria Webhofer
ver-
starb ebenfalls am 10. Feb-
ruar 2015 im 76. Lebensjahr
im Krankenhaus Lienz. Von
ihrer Nichte, Frau Monika
Weiler-Arendt, wurde in lie-
bevollen Worten der Lebens-
lauf verfasst, den der Neffe
der Verstorbenen, Bernhard
Webhofer, beim Sterbegottes-
dienst vortrug:
„Der Tod ist das Tor zum
Leben am Ende eines müh-
sam gewordenen Weges“
Der Weg, den unsere liebe
Valeria, eigentlich war sie für
uns immer die „Tante Ria“,
manchmal wirklich müh-
sam gegangen ist, hat seinen
Ausgangspunkt in Gaimberg
beim Sporerhof. Dort kam
sie - nach dem Moidele und
der Burgl - am 12. Jänner
1940 als drittes Mädchen zur
Welt. Später folgten noch ihre
Schwester Frieda und ihr ein-
ziger Bruder Seppl, bei dem
sie viele Jahre am Hof gelebt
hat. Bereits in den Volks-
schuljahren, genauer gesagt
nach dem 1. Schuljahr, stand
für sie fest, dass sie einmal
Lehrerin werden möchte.
Diesen Weg verfolgte sie
nach 4 Hauptschuljahren in
Lienz weiter, bis sie schließ-
lich an der Kettenbrücke in
Innsbruck, an der Lehrerbil-
dungsanstalt maturierte. So
stand sie bereits mit zarten 19
Jahren vor ihrer 1. VS-Klasse
in Schlaiten. Drei Jahre später
wechselte sie an die VS De-
bant, wo sie viele Jahre auch
Handarbeiten und Religion
unterrichtete. Berufsbeglei-
tend zu den vielen Stunden an
der Volksschule machte sie
die Ausbildung zur Sonder-
schullehrerin. Die Aufgabe
erfüllte sie mit viel Engage-
ment und Herzblut bis zu ih-
rer Pensionierung. Gesund-
heitliche Probleme zwangen
sie allerdings in den vorzeiti-
gen Ruhestand, was sie nach
anfänglicher Umgewöhnung
dann aber als Erleichterung
empfinden konnte. Noch
schwerer fiel ihr aber der Ab-
schied vom Kirchenchor De-
bant, in dem sie lange Jahre
mit viel Freude mitgesungen
hat – war doch die Musik
immer, bis zum Schluss, ein
zentraler, wichtiger Teil ihres
Lebens. Mit großer Begeis-
terung hörte sie Volksmusik
und Schlager und verpasste
kaum eine Musiksendung im
Fernsehen. Andere Leiden-
schaften - neben der Musik
- waren der Skiweltcup im
Fernsehen. Es gab kaum ein
Rennen, bei dem sie nicht be-
geistert mitgefiebert hat und
kaum ein Stichwort, zu dem
ihr nicht ein Witz eingefal-
len ist; erst eine komplizierte
Tumoroperation löschte diese
außergewöhnliche Fähigkeit.
Auch wenn oder vielleicht
weil es ihr Weg nicht war, ei-
gene Kinder zu haben, spiel-
ten sie in ihrem Leben eine
wichtige Rolle. Ihre zahlrei-
chen Patenkinder lagen ihr
sehr am Herzen und mit gro-
ßer Anteilnahme und Freude
verfolgte sie deren Entwick-
lung. Sie vergaß keinen Ge-
burtstag, keinen Namenstag,
keinen Hochzeitstag - sogar
die Geburtstage ihrer Groß-
neffen und -nichten hat sie
sich gemerkt und stets daran
gedacht, zu gratulieren.
Vor 25 Jahren kaufte sie im
Moarfeld eine Eigentums-
wohnung - und obwohl sie
sich dort sehr wohl gefühlt
hat - sind ihr der Bezug und
die Nähe zu Gaimberg immer
geblieben. „Jeden Tag schau
ich mehrmals hinauf“, hat sie
einmal gesagt und so war es
auch ihr innigster Wunsch,
ein Grab in Gaimberg zu er-
werben und hier beerdigt zu
werden.
Liebe Trauergäste, auf dem
Sterbebild steht der Spruch
:
„Wenn im Kreis der Le-
benswelt das Blatt zurück
zur Erde fällt, kehrt es
zum Ursprung nur zurück
und findet dort sein stilles
Glück“.
Wir alle, die wir hier versam-
melt sind, um von Dir, liebe
Tante Ria, Abschied zu neh-
men, wünschen Dir, dass Du
das stille Glück dort findest,
wohin Du nun hingegangen
bist.“
Und wie die Vorsehung es
mit einem Augenzwinkern
wohl einfädelte, ergab es sich,
...und das „Sterbeglöckl“ ertönte schon wieder
Valeria Webhofer
† 10.02.2015
Foto: privat
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